Freizeitsport trägt wahrscheinlich nicht nennenswert zur Entwicklung einer Arthrose des Kniegelenks bei. In einer Metaanalyse mit über 5000 Teilnehmern fand sich keine signifikante Assoziation, weder mit der Trainingsdauer noch mit der -intensität. Die britische Studie weist allerdings so einige Defizite auf.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Bewegungstraining, insbesondere in Form von gelenkschonenden Sportarten wie Fahrradfahren oder Schwimmen, wird in Leitlinien, z. B. der deutschen S2k-Leitlinie Gonarthrose, grundsätzlich als geeignete Maßnahme zur Prävention einer Kniegelenkarthrose empfohlen. Dennoch taucht immer wieder die Frage auf, ob Freizeitsportler, die es mit der Aktivität übertreiben, ihrem Knie damit nicht eher schaden.
Es gibt bereits eine Reihe von Studien, die den Zusammenhang zwischen der Ausübung von Freizeitsport und der Entwicklung einer Gonarthrose auch über längere Zeiträume untersucht haben. Diese waren allerdings sehr heterogen im Design, nicht nur was die Beobachtungsdauer, sondern auch die Art und Intensität des Trainings angeht. Ein Team der Universität Southampton hat daher den Versuch unternommen, die Daten aus vorliegenden Studien zu „harmonisieren“.
Kohortenstudien mit über 5000 Teilnehmern
Als Grundlage für ihre Metaanalyse dienten sechs bevölkerungsbasierte Kohorten mit insgesamt 5065 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Für diese wurde untersucht, wie häufig und wie intensiv sie sich – nach eigenen Angaben – in ihrer Freizeit sportlich betätigt hatten und wie dies mit der Entwicklung einer Kniegelenkarthrose innerhalb des jeweiligen Beobachtungszeitraums (zwischen fünf und zwölf Jahren) zusammenhing.
Zum Studienbeginn mussten alle Teilnehmer frei von Arthrose sein und durften auch keine Anzeichen einer rheumatoiden Arthritis aufweisen. Als Kriterien für die körperliche Aktivität wurden die wöchentlich mit Freizeitsport verbrachten Stunden sowie die MET-Tage pro Woche angelegt (MET steht für „metabolisches Äquivalent“, das Verhältnis von Arbeits- zu Ruheenergieumsatz; z. B. entspricht langsames Joggen etwa 6 MET). Bei der Gonarthrose wurde unterschieden zwischen röntgenologisch nachgewiesener Arthrose (ROA), schmerzhafter röntgenologischer Arthrose (PROA) und arthrosebedingtem Knieschmerz.
Offenbar keine Frage von Trainingsdauer oder -intensität
Wie sich in der multivariaten Analyse unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, und BMI herausstellte, waren weder Trainingsdauer noch -intensität mit irgendeinem der drei Arthroseparameter assoziiert. „Unsere Ergebnisse legen nahe, das Freizeitaktivität (…) nicht mit neu aufgetretenen Kniegelenkarthrosen in Zusammenhang steht“, so das Fazit von Lucy S. Gates vom Nuffield Department of Orthopaedics, Rheumatology and Musculoskeletal Sciences der Universität Southampton und ihrem Team.
Für eine allgemeingültige Aussage zum Arthroserisiko durch Freizeitsport reichen jedoch auch diese sehr aufwendig erhobenen Daten nicht aus. So konnte nicht ausgeschlossen werden, dass andere Aktivitäten, z. B. Haus- oder Gartenarbeit, die Ergebnisse verfälscht hatten. Vor allem aber war es nicht gelungen, zwischen den verschiedenen Freizeitaktivitäten zu differenzieren. Ob jemand Hockey betreibe oder schwimme, sei im Hinblick auf das Arthroserisiko durchaus ein Unterschied, so Gates und Kollegen: „Körperliche Aktivität ist ein komplexes Verhalten, in das zahlreiche Komponenten mit hineinspielen.“ Hinzu komme, dass die Angaben in den jeweiligen Fragebögen durchaus nicht immer objektiv seien, sowohl was das Maß der Aktivität als auch was den Arthroseschmerz betreffe. Und schließlich habe man keine Informationen zu früheren Knieverletzungen oder -operationen gehabt, welche sich ebenfalls auf das Arthrosegeschehen ausgewirkt haben könnten.
Weitere Studien, die all dies in Betracht zögen, wären nach Gates et al. wünschenswert, wenngleich „unglaublich schwer durchzuführen“.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Besteht ein Zusammenhang zwischen der Ausübung von Freizeitsport und der Entwicklung einer Kniegelenkarthrose? Antwort: In einer Metaanalyse über sechs Kohortenstudien ließ sich keine Assoziation nachweisen, weder für die Trainingsintensität noch für die Trainingsdauer. Bedeutung: Eine allgemeingültige Aussage lässt sich angesichts der verbleibenden Heterogenität der Studien nicht treffen. Einschränkung: Kohortenstudie auf der Grundlage von Fragebögen; Einfluss unterschiedlicher Sportarten sowie anderer Tätigkeiten nicht berücksichtigt; fehlende Angaben zu Verletzungen/Operationen am Knie. |