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2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

10. Fall 50 – Die Pneumektomie

verfasst von : Dirk Oesterle, Matthias Hübler

Erschienen in: Mehr Komplikationen in der Anästhesie

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Zusammenfassung

Heute war in Frau Dr. Daphnes Saal eine erweiterte Pleuropneumektomie rechts vorgesehen. Lungeneingriffe wurden zwar im Zentral-OP durchgeführt, aber aufgrund der Ergebnisse der Voruntersuchungen war es möglicherweise erforderlich, dass während der Operation auch eine Herzlungenmaschine (HLM) benötigt würde. Frau Dr. Daphne freute sich auf die anstehende Aufgabe. Sie hatte schon länger keine Lungeneingriffe mehr betreut und sie konnte die Thoraxchirurgen gut leiden.
Ihre Patientin hieß Frau Baum, war 70 Jahre alt, 167 cm groß und 53 kg schwer. Sie hatte eine arterielle Hypertonie (therapiert mit Nebivolol), eine euthyreot substituierte Hypothyreose nach Strumaresektion und eine leichtgradige Niereninsuffizienz. Außerdem hatte Frau Baum einige Jahre zuvor bereits ein Urothelkarzinom der Harnblase überstanden. Wie die meisten Patienten mit Bronchial-Ca hatte sie viele Jahre geraucht und deswegen eine COPD GOLD 1 C.
Die fachlichen Themen dieses Falls sind COPD, Diffusionskapazität, Bronchospasmolysetest, Lungenchirurgie, extrakorporale Zirkulation, Einlungenanästhesie, Dobutamin, Heparin, Driving Pressure, Hypothermie, dominantes Auge und Homans Gesetz.
Fußnoten
1
Der Fachausdruck hierfür ist Iris-Heterochromie. Ursache ist ein unterschiedlicher Melanin-Gehalt in der Iris (braun>grün>blau), der meist harmlos ist.
 
2
Bei der Untersuchung wird nicht nur die reine Diffusion gemessen, sondern auch andere Faktoren, die den Übertritt von CO in das Blut beeinflussen (z. B. pulmonale Durchblutung). Deshalb ist der Ausdruck Transferfaktor passender.
 
3
Die alveoläre Ventilation wird während der Messung bestimmt, indem neben CO auch Helium (He) der Atemluft beigefügt wird. Helium diffundiert kaum durch die Alveolarmembran, sodass über die Differenz aus inspiratorischer und exspiratorischer He-Konzentration der Totraum berechnet werden kann: Das Alveolarvolumen ist dann die Differenz aus TLC minus Totraumvolumen.
 
4
Auch dieser Fall gehört zu den längeren. Falls Sie sich lieber kleine Portionen zu Gemüte führen wollen, dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, das Buch zur Seite zu legen und eine Pause zu machen.
 
5
So steht es jedenfalls im Weltglücksbericht, in dem Finnland 2021 zum 4. Mal in Folge auf Platz 1 gelandet ist. Vielleicht liegt es daran, dass die Finnen zu vielen Dingen ein entspanntes Verhältnis haben. Vielleicht ist es aber auch die staatlich verordnete Fehlerkultur: Seit 2010 feiern die Finnen am 13. Oktober den „Tag des Versagens“. An diesem Tag soll nicht das Scheitern angeprangert werden, sondern Fehlern gedacht werden, was man aus ihnen lernen kann und wie man sie in Zukunft vermeidet.
 
7
2010 hat die Performance-Künstlerin Marina Abramovic sich Besuchern einer Ausstellung im Museum of Modern Art in New York gegenübergesetzt und in die Augen geschaut. Manche Besucher brachte sie zum Weinen, manchmal weinte sie selber. Von der Künstlerin inspiriert finden seitdem Eye-Contact-Events statt: Wildfremde Menschen sehen sich 15 min lang in die Augen. Gesprochen werden darf erst hinterher. Teilnehmer beschreiben ihre Erlebnisse als aufregend und verstörend, aber auch als unangenehm und sehr ermüdend. Die Gespräche hinterher sind oft überraschend und zeigen, dass das Auge wohl doch nicht das direkte Fenster zur Seele ist.
 
8
Hierzu eine nicht ganz ernst gemeinte Anmerkung: Vielleicht haben ältere Kollegen und Kolleginnen nicht nur eine höhere Erfolgsquote bei der Intubation, weil sie mehr Erfahrung haben. Eine andere Erklärung wäre die nachlassende Sehleistung im Laufe des Lebens. Diese bedingt einen größeren Abstand Auge-Kehlkopf, um weiterhin scharf sehen zu können.
 
9
In Chemie und Physik bezeichnet Kohäsion die Kräfte, die den Zusammenhalt von Atomen und Molekülen der gleichen Art bewirken. Kräfte, die zwischen Atomen und Molekülen verschiedener Art wirken, werden als Adhäsion bezeichnet. Kohäsionskräfte wirken also zwischen Anästhesisten und Adhäsionskräfte zwischen Anästhesisten und Chirurgen.
 
Literatur
6.
Zurück zum Zitat Brunelli A, Kim AW, Berger KI, et al. Physiologic evaluation of the patient with lung cancer being considered for resectional surgery: diagnosis and management of lung cancer, 3rd ed: American College of Chest Physicians evidence-based clinical practice guidelines. Chest. 2013;143:e166S–90S. https://doi.org/10.1378/chest.12-2395.CrossRefPubMed Brunelli A, Kim AW, Berger KI, et al. Physiologic evaluation of the patient with lung cancer being considered for resectional surgery: diagnosis and management of lung cancer, 3rd ed: American College of Chest Physicians evidence-based clinical practice guidelines. Chest. 2013;143:e166S–90S. https://​doi.​org/​10.​1378/​chest.​12-2395.CrossRefPubMed
16.
Zurück zum Zitat Homans GC. The human group. New York: Harcourt Brace College Publishers;1950. Homans GC. The human group. New York: Harcourt Brace College Publishers;1950.
17.
Zurück zum Zitat Hübler M, Koch T. Komplikationen in der Anästhesie. 3. Aufl. Heidelberg: Springer;2014. Hübler M, Koch T. Komplikationen in der Anästhesie. 3. Aufl. Heidelberg: Springer;2014.
Metadaten
Titel
Fall 50 – Die Pneumektomie
verfasst von
Dirk Oesterle
Matthias Hübler
Copyright-Jahr
2022
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-64540-6_10

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