Erschienen in:
06.06.2023 | Schwerpunkt
Erwartete Einflussbereiche der Disziplinen Medizin, Psychologie und Physiotherapie in der Schmerztherapie
Eine Umfrage unter Berufszugehörigen
verfasst von:
Klara Kessler, Michael Hüppe, Adrian Roesner
Erschienen in:
Der Schmerz
|
Ausgabe 4/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie (IMST) stellt ein wesentliches Element in der Behandlung von Menschen mit chronischen Schmerzen dar. Obwohl die IMST inhaltlich definiert ist, zeigt sich, dass ihre praktische Ausgestaltung sehr heterogen ist. Dies bezieht sich neben der Zusammenstellung der Therapieinhalte auch auf die konkrete Aufgabenverteilung unter den beteiligten Professionen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Zuschreibung der Wirkung der Tätigkeiten der drei an einer IMST beteiligten Berufsgruppen Medizin, Psychologie und Physiotherapie. In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie die Professionen der Medizin, Psychologie und Physiotherapie die Wirksamkeit ihrer Arbeit bzw. die Wirksamkeit der anderen beiden Disziplinen in der Versorgung von Patient*innen mit chronischem Schmerz einschätzen.
Material und Methoden
Zur Anwendung kommt ein neu konzipierter Fragebogen mit 19 Items. Jedes Item beschreibt einen möglichen Effekt, den eine Behandlung durch die Professionen Medizin, Psychologie und Physiotherapie bewirken kann. Faktorenanalytisch wurden Items zusammengefasst, für die die drei Wirkungszuschreibungen gleiche Items aufwiesen. Durch die Einschränkung auf faktorenanalytische Bereiche sollte erreicht werden, dass Redundanzen in der Ergebnisdarstellung und Interpretation vermieden werden. Die Auswertung erfolgte varianzanalytisch für die Wirkungsbereiche mit den Faktoren „Profession“ und „Wirkungszuschreibung“.
Ergebnisse
Insgesamt beantworteten 233 Teilnehmer*innen der drei Disziplinen (Medizin: n = 78; Psychologie: n = 76; Physiotherapie: n = 79) den Fragebogen. Faktorenanalytisch ließen sich die drei Wirkungsbereiche „Schmerzreduktion“, „Kraft und Bewegung“ sowie „funktionales Schmerzcoping“ identifizieren. Die den unterschiedlichen Professionen zugeschriebenen Wirkungsbereiche spiegeln sich größtenteils in den Antworten der Teilnehmenden wider. Die varianzanalytische Auswertung ergab signifikante Haupteffekte für die zwei Faktoren „Profession“ und „Wirkungszuschreibung“ sowie für ihre Interaktionen.
Fazit
Berufstätige der Medizin, Psychologie und Physiotherapie haben hinsichtlich der Wirksamkeit bei bestimmten Veränderungsbereichen klare Erwartungen an die eigene und an die anderen hier genannten Professionen. Dabei stimmen die drei Professionen in der Beurteilung des Wirkungsbeitrags der Medizin, der Psychologie und der Physiotherapie für die Bereiche Schmerzreduktion, Zugewinn an Kraft und Bewegung sowie funktionales Schmerzcoping insgesamt überein.