Zusammenfassung
Die Wilson-Krankheit (OMIM #277900) ist eine autosomal-rezessiv vererbte Störung des hepatischen Kupferstoffwechsels, die zur Akkumulation von Kupfer in vielen Geweben führt. Die klassischen Symptome sind eine Hepatopathie, typische extrapyramidale Störungen und der Kayser-Fleischer-Kornealring. Kupfer ist ein essenzieller Nahrungsbestandteil und wird für viele Stoffwechselprozesse wie die mitochondriale Oxidation (Zytochrom C), die Biosynthese von Melanin und Dopamin (Dopamin-β-Hydroxylase), die Eisenhomöostase (Caeruloplasmin), die Bildung der elastischen Fasern (Lysyloxidase) und die antioxidative Abwehr (Superoxiddismutase) benötigt. Die intrazelluläre Kompartimentierung und spezifische Transportproteine schützen die Zelle vor der Kupfertoxizität. Der Kupfertransport durch die Leberzelle ist komplex (Abb. 48.1) und benötigt mehrere Transportproteine: Kupfertransporter 1 (»copper transporter 1«, CTR1), der Kupfer mit hoher Affinität metallspezifisch durch die Plasmamembran des Hepatozyten aufnimmt; Metallothionein, ein zysteinreiches intrazelluläres metallionenbindendes Protein, das intrazelluläre Proteine vor der Kupfertoxizität schützt, und Metallochaperone, die Kupfer an den Ort der Synthese von kupferhaltigen Proteinen transportieren. Das zytoplasmatische Kupferchaperon ATOX1 bringt Kupfer zur Wilson-ATPase (ATP7B). Die Bindung von ATOX1 an ATP7B initiiert die katalytische Aktivität und die intrazelluläre Bewegung von ATP7B. ATP7B ist im Hepatozyten im Trans-Golgi-Netzwerk lokalisiert und transportiert Kupfer zur Synthese von Caeruloplasmin oder zur Ausscheidung in der Galle. Die Synthese anderer kupferhaltiger Proteine erfolgt unabhängig von ATP7B und benötigt andere Chaperone (Sco1, Sco2, Cox17, Lys7). Die Ausscheidung von Kupfer erfolgt über die Gallenwege, die Menge des ausgeschiedenen Kupfers ist direkt proportional zur Größe des hepatischen Kupferpools.