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Uroonkologie
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Publiziert am: 19.03.2022

Lokal begrenztes Prostatakarzinom: Therapie

Verfasst von: Michael Fröhner und Manfred Wirth
Für das lokalbegrenzte Prostatakarzinom stehen als Therapieoptionen die radikale Prostatektomie, die externe oder interstitielle Strahlentherapie sowie eine konservative Therapie (als palliative Therapie oder auch mit gegebenenfalls verzögert durchgeführter kurativer Therapie als aktive Überwachung bezeichnet) zur Verfügung. Daneben werden verschiedene experimentelle Therapieverfahren angeboten. Das Kapitel bietet einen Überblick über Diagnostik, Patientenauswahl, Therapie und Nachsorge beim lokalbegrenzten Prostatakarzinom unter Berücksichtigung aktueller Leitlinienempfehlungen.
Unter einem lokal begrenzten Prostatakarzinom versteht die deutschsprachige S3-Leitlinie einen Tumor, der klinisch auf die Prostata begrenzt ist und keine Lymphknoten- oder Fernmetastasen aufweist. Dies trifft auf die klinischen Stadien T1-2N0M0 zu (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). In der Literatur wird jedoch häufig auch das klinische Stadium T3N0M0 in diese Kategorie gezählt (Gray et al. 2017; Luo et al. 2018), welches in der S3-Leitlinie als lokal fortgeschrittenes Prostatakarzinom klassifiziert wird (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).
Für das lokal begrenzte Prostatakarzinom stehen die radikale Prostatektomie, die externe oder interstitielle Strahlentherapie sowie eine konservative Therapie (als palliative Therapie oder auch mit gegebenenfalls verzögert durchgeführter kurativer Therapie als sogenannte aktive Überwachung) als allgemein anerkannte Therapieoptionen zur Verfügung. Alle diese Therapien können mit einer Hormontherapie kombiniert werden (EAU-Guidelines 2018; S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Daneben werden Verfahren wie die vaskuläre photodynamische Therapie, Hyperthermie, hochfokussierter Ultraschall (HIFU) oder Kryotherapie angeboten, die jedoch bisher nicht ausreichend evaluiert und daher als experimentell anzusehen sind (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Die vaskuläre photodynamische Therapie nimmt hier eine Sonderstellung ein, da sie in einer randomisierten Studie mit einer aktiven Überwachung verglichen und mittlerweile von der Eurpean Medicines Agency zugelassen wurde (Azzouzi et al. 2017).
Zur Diagnostik und Therapie des Prostatakarzinoms existieren verschiedene Leitlinien, wie diejenige der European Association of Urology (EAU) (EAU-Guidelines 2018), welche jährlich an neue Entwicklungen angepaßt wird oder die deutschsprachige S3-Leitlinie, die unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie erarbeitet und im Jahr 2018 vollständig aktualisiert wurde (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Diese Leitlinien können kostenlos im Internet eingesehen werden. Die deutschsprachige S3-Leitlinie verwendet drei Empfehlungsgrade, wobei der stärkste Grad (Formulierung „soll“) einen Therapiestandard bezeichnet, während die schwächeren Grade (Formulierungen „sollte“ oder „kann“) weniger klar definierte Therapiemöglichkeiten anzeigen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Die Evidenzniveaus der einfließenden Studien werden nach den Kriterien des Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN) (Harbour et al. 2001) bewertet. Dabei werden 8 Abstufungen unterschieden, wobei die Stufe 1++ (qualitativ hochwertige Metaanalysen oder systematische Übersichtsarbeiten von randomisierten kontrollierten Studien oder randomisierte kontrollierte Studien mit einem sehr geringem Risiko systematischer Fehler) den höchsten und Stufe 4 (Expertenmeinung) den niedrigsten Evidenzgrad repräsentieren (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).

Therapieziele

Ziele der Behandlung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms sind neben der Verhinderung tumorbedingter Todesfälle auch die Verhinderung progressionsbedingter Komplikationen, der Erhalt der Lebensqualität durch die Vermeidung therapiebedingter Funktionseinschränkungen und die Vermeidung der Überdiagnose von Tumorfrühformen. Die Chance einer langfristigen Kontrolle beziehungsweise Heilung ist bei frühzeitiger Diagnose des Prostatakarzinoms am größten. Die Früherkennung hat zum Ziel, asymptomatische Prostatakarzinome bei Männern mit einer Lebenserwartung von mindestens 10 Jahren aufzufinden. Aufgrund der Häufigkeit des Prostatakarzinoms, dem Überwiegen älterer Patienten und dem häufig langsamen natürlichen Verlauf besteht die Gefahr einer Überdiagnose von Tumoren, die ihren Träger möglicherweise nicht schädigen, deren Behandlung aber mit die Lebensqualität beeinträchtigenden Nebenwirkungen verbunden sein kann. Aus diem Grund wird die Prostatakarzinom-Früherkennung weiterhin kontrovers diskutiert.

Therapiekonzept

Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie des lokalbegrenzten Prostatakarzinoms ist eine sorgfältige Patientenauswahl um einerseits eine Überbehandlung zu vermeiden und andererseits nicht die Chance zu verpassen, einen potenziell lebensbedrohlichen Tumor zu heilen. Hierfür sind eine gute Abschätzung des lokalen Tumorstadiums, der wahrscheinlichen Aggressivität des Tumors und der voraussichtlichen Lebenserwartung von zentraler Bedeutung. Auch die persönlichen Präferenzen des betroffenen Patienten haben aufgrund der verschiedenartigen Therapiemöglichkeiten heute ein besonderes Gewicht (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Die S3-Leitlinie empfiehlt, Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom standardmäßig sowohl über eine zeitnahe kurative Therapie (radikale Prostatektomie, externe oder interstitielle Strahlentherapie) als auch über die Möglichkeit einer verzögerten kurativen Therapie („Active-Surveillance“) und einer rein palliativ-symptomatischen Behandlung aufzuklären (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).

Diagnostik und Staging

Früherkennung

Oft werden die Begriffe „Früherkennung“ (Wunsch nach Diagnostik geht vom Patienten aus) und „Screening“ (Initiative geht vom Untersucher aus) getrennt betrachtet. Dies ist jedoch im Alltag kaum mit letzter Konsequenz möglich, auch in der S3-Leitlinie werden die Begriffe teilweise synonym verwendet (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Durch ein Screening mittels Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) bei asymptomatischen Männern kann die Sterblichkeit am Prostatakarzinom reduziert werden, die Gesamtsterblichkeit wird jedoch (möglicherweise aufgrund zu geringer Power der Studien) nicht meßbar beeinflußt (Schröder et al. 2009; Hugosson et al. 2010). In einer amerikanischen Studie konnte ein solcher Effekt – wahrscheinlich unter anderem aufgrund der hohen Prävalenz opportunistischen Screenings im Kontrollarm (über 80 % (Shoag et al. 2016)) – nicht nachgewiesen werden (Andriole et al. 2009). Die geringe Spezifität des PSA-Tests und die hohe Rate an überdiagnostizierten Tumoren, also solchen, die ohne Diagnose dem Träger in seiner Lebenszeit keinen Schaden zugefügt hätten, sind mögliche Nachteile der PSA-gestützten Prostatakarzinom-Früherkennung/Screening (Fenton et al. 2018).
Es wird empfohlen, Männer über 45 Jahre mit einer Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren über die Möglichkeit einer Früherkennung zu informieren (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Bei der Aktualisierung der S3-Leitlinie im Jahr 2017 wurde der Empfehlungsgrad von einer starken Empfehlung („soll“) in eine einfache Empfehlung („sollte“) abgewandelt. Inhalt der Aufklärung über eine prostatakarzinom-Früherkennung sind neben Vor- und Nachteilen der Früherkennung die Bedeutung der Testergebnisse und eventuell erforderliche weiterführende diagnostische Maßnahmen und Therapien. Die Früherkennungsuntersuchung umfaßt die Bestimmung des PSA-Wertes als Standard („soll“) und die rektale Tastuntersuchung wegen der schächeren Evidenz für diesen Test als einfache Empfehlung („sollte“). Ein auffälliger PSA-Wert ist zunächst unter Berücksichtigung möglicher Einflußfaktoren zu kontrollieren. PSA-Werte unter 2 ng/ml sollten im Intervall von 2 (oder individuell mehr) Jahren kontrolliert werden, Werte darüber im Intervall von 1 Jahr (oder individuell früher) (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).

Indikation zur Prostatabiopsie

Die deutschsprachige S3-Leitlinie nennt drei Indikationen, bei denen die Durchführung einer Prostatabiopsie als Standard anzusehen ist: das Vorliegen eines kontrollierten PSA-Werts von ≥4 ng/ml bei der erstmaligen Früherkennungskonsultation unter Berücksichtigung von Einflussfaktoren (wie Prostatavergrößerung, Miktionsbeschwerden oder Harnwegsinfekt), ein karzinomsuspekter Befund der rektalen Tastuntersuchung der Prostata oder ein auffälliger PSA-Anstieg ohne Wechsel des Testsystems (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Nicht klar definiert ist dabei der Begriff „auffälliger PSA-Anstieg“. Als Beispiel wird in der S3-Leitlinie ein Wert von 0,75 ng/ml/Jahr genannt (nach Carter et al. 1992). Es wird jedoch auch angemerkt, daß im Rahmen der Rotterdamer Screening-Studie kein zusätzlicher diagnostischer Nutzen der PSA-Kinetik nachweisbar war (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Zusätzlich zu den drei erwähnten Kriterien nennt die aktuelle Leitlinie der EAU auch auffällige Befunde im multiparametrischen MRT als Biopsieindikation (EAU-Guidelines 2018), was die deutschsprachige S3-Leitlinie indirekt ebenfalls empfiehlt („In bildgebenden Verfahren prostatakarzinomsuspekte Areale sollen zusätzlich gezielt biopsiert werden“ (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018)). Die 2020 aktualisierte Version der EAU-Leitlinie empfiehlt, vor Durchführung einer Erstbiopsie ein multiparametrisches MRT anzufertigen und bei auffälligen Befunden (PIRADS 3 oder höher) eine gezielte kombiniert mit einer systematischen Biopsie durchzuführen, anderenfalls eine systematische Biopsie nach Beratung mit dem Patienten (EAU-Leitlinie 2020).

Durchführung der Prostatabiopsie

In der aktuellen S3-Leitlinie wird vor der Durchführung einer Prostatabiopsie eine Aufklärung über Nutzen, Risiken und Konsequenzen in ausreichendem zeitlichem Abstand zum Eingriff empfohlen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Standard sind die Durchführung der Prostatabiopsie unter Antibiotikaprophylaxe und die Nutzung des transrektalen Ultraschalls zur Führung der Biopsienadel. Bei einer Prostatabiopsie sollen 10–12 Zylinder entnommen werden, palpatorisch oder bildgebend auffällige Areale sollen zusätzlich biopsiert werden (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Während die deutschsprachige S3-Leitlinie keine Empfehlung zur Art des prophylaktisch einzusetzenden Antibiotikums gibt, empfiehlt die EAU-Leitlinie hierfür Gyrasehemmer, weist aber auf die zunehmenden Resistenzprobleme hin und rät dazu, die lokale Resistenzlage zu berücksichtigen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018; EAU-Guidelines 2018).
Empfohlen wird die Durchführung der Prostatabiopsie unter lokaler infiltrativer Anästhesie. Innerhalb von 6 Monaten sollte eine initial negative Prostatabiopsie nach erneuter Aufklärung und Abstimmung mit dem Patienten wiederholt werden, wenn eine sogenannte „High-Grade-Prostatische-Intraepitheliale-Neoplasie (PIN)“ in mindestens 4 Gewebeproben nachgewiesen wurde, eine „atypical small acinar proliferation“ (ASAP) oder ein isoliertes intraduktales Karzinom der Prostata (ICD-P) vorliegt oder der PSA-Wert oder sein Verlauf weiterhin tumorsuspekt sind (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).
Ein multiparametrisches MRT der Prostata kann Tumoren erkennen, die sich dem Nachweis bei einer konventionellen systematischen Biopsie entziehen (Borkowetz et al. 2018). Ein unauffälliges MRT schließt klinisch signifikante Tumoren jedoch nicht aus. Die S3-Leitlinie konstatiert, daß das den gängigen Qualitätskriterien entsprechende multiparametrische MRT in der Primärdiagnostik des Prostatakarzinoms eingesetzt werden kann. Gleichzeitig wird jedoch vom Routineeinsatz in der Primärdiagnostik abgeraten (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Anders ist die Situation bei fortbestehendem Tumorverdacht nach vorausgegangener negativer systematischer Prostatabiopsie. In diesem Fall wird die Anfertigung eines multiparametrischen MRTs vor erneuter Biopsie empfohlen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Gleichzeitig mit der MRT-gezielten Biopsie wird die Durchführung einer systematischen Biopsie empfohlen. In einer systematischen Literaturübersicht konnte gezeigt werden, daß mittels MRT-gezielter Biopsie mehr signifikante Karzinome, mittels systematischer Biopsie mehr insignifikante Karzinome detektiert werden. Die Tumordetektionsraten insgesamt unterschieden sich nicht erkennbar zwischen beiden Biopsietechniken (Wegelin et al. 2017).
Nach negativer kombinierter MRT-gezielter und systematischer Biopsie werden im Falle gleichbleibender klinischer Parameter (PSA-Wert und rektaler Tastbefund) weder weitere Bildgebung noch weitere invasive diagnostische Maßnahmen empfohlen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).

Beurteilung des Tumorstadiums

Die Einschätzung des lokalen Tumorstadiums basiert beim Prostatakarzinom zunächst auf dem Resultat der rektalen Tastuntersuchung und den Befunden der Prostatabiopsie (Zahl und Lokalisation der positiven Biopsien, Anteil der Tumorinvasion in den Biopsiezylindern, Gleason-Score) und dem PSA-Wert (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018; EAU-Guidelines 2018). Auch die Wahrscheinlichkeit eines Lymphknotenbefalls kann in vielen Fällen basierend auf diesen Parametern mit für die klinische Entscheidungsfindung hinreichend großer Zuverlässigkeit abgeschätzt werden. Hinsichtlich ihres biochemischen Rezidivrisikos werden Prostatakarzinome häufig nach der Klassifikation von d’Amico und Mitarbeitern (d’Amico et al. 1998) basierend auf den Variablen Gleason-Score, lokales klinisches Tumorstadium und PSA-Wert in drei Risikoklassen eingeteilt (Tab. 1). Auch die S3-Leitlinie Prostatakarzinom verwendet diese Klassifikation (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Während bei Niedrigrisikopatienten keine Bildgebung empfohlen wird (bei intermediärem Risiko reicht die Datenlage für eine Empfehlung nicht aus), wird beim Hochrisikotumor die Durchführung einer lokalen Bildgebung mittels CT oder MRT empfohlen, sollten die zu erwartenden Befunde für die Therapieentscheidung relevant sein (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).
Tab. 1
Risikoklassifikation des lokal begrenzten Prostatakarzinom nach d’Amico et al. (1998)
Risikokategorie
Definition
Niedriges Risiko:
PSA ≤ 10 ng/ml und Gleason-Score 6 und klinisches T-Stadium 1c bis 2a
Mittleres (intermediäres) Risiko:
PSA 10,1–20 ng/ml oder Gleason-Score 7 oder klinisches T-Stadium 2b
Hohes Risiko:
PSA > 20 ng/ml oder Gleason-Score ≥ 8 oder klinisches T-Stadium 2c
Zur Ausbreitungsdiagnostik wird die die Durchführung einer Skelettszinitigraphie bei Patienten mit einem PSA-Wert von über 10 ng/ml oder einem Biopsie-Gleason-Score von 8–10 oder einem klinischen Tumorstadium cT3-4 empfohlen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Hierbei wurde bei der Aktualisierung 2018 die bisherige „soll“- in eine „sollte“-Empfehlung umgewandelt. Durch diese Abschwächung der Empfehlung kann bei asymptomatischen Patienten mit geringer Metastasierungswahrscheinlichkeit (beispielsweise solchen mit einem PSA-Wert zwischen 10 und 20 ohne weitere Risikofaktoren) auf eine Skelettszinitigraphie verzichtet werden. Auf diese Weise können die bei diesen Patienten relativ häufigen falsch-positiven Befunde vermieden werden (Abb. 1 und 2). Eine weitere Indikation zur Durchführung einer Skelettszinitigraphie sind neben den genannten Risikofaktoren das Vorliegen verdächtiger Schmerzen oder eine erhöhte alkalische Phosphatase (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Die Wahrscheinlichkeit einer positiven Skelettszintigraphie beim asymptomatischen Prostatakarzinom-Patienten steigt mit zunehmendem PSA-Wert. Bei einem PSA-Wert unter 20 ng/ml ist sie mit unter 2 % gering. Patienten mit einem PSA-Wert zwischen 20 und 40 ng/ml haben in 15 % eine positive Skelettszintigraphie, Patienten mit einem PSA-Wert über 40 ng/ml dagegen in 46 % (Pal et al. 2008).
Die transrektale Ultraschalluntersuchung hat in erster Linie Bedeutung für die Placierung der Biopsienadel. Zur Beurteilung des lokalen Tumorstadiums ist sie nur wenig geeignet, da sie relativ untersucherabhängig ist und nur begrenzte Informationen über den Befund der rektalen Tastuntersuchung hinaus liefert (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Bildgebende Verfahren, die aufgrund bisher fehlenden Effektivitätsnachweises in der Primärdiagnostik beim Prostatakarzinom nicht zum Einsatz kommen sollen, sind die kontrastmittelverstärkte Ultraschalluntersuchung, die Ultraschallelastographie, die computergestützte Ultraschalluntersuchung („Histoscanning“), und die PET-Hybridbildgebung (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Neuere Untersuchen zeigten, daß die PSMA-PET-Hybridbildgebung beim Hochrisikopatienten den konventionellen Staginguntersuchungen überlegen ist (Hofman et al. 2020).
Beim lokalbegrezten Prostatakarzinom wurden verschiedene Nomogramme zur Stellung einer Biopsieindikation, zur Vorhersage des postoperativen Tumorstadiums oder zur Prognoseabschätzung basierend auf prä- oder posttherapeutisch verfügbaren Parametern vorgeschlagen. Allerdings sind auf Nomogrammen basierende Vorhersagen für individuelle Patienten mit Unsicherheiten behaftet: In der Versorgungsrealität werden Nomogramme selten verwendet. Verschiedene Nomogramme sind unkompliziert im Internet verfügbar (beispielsweise auf der Website des Memorial Sloan Kettering Cancer Centers: https://www.mskcc.org/nomograms/prostate). Hier kann der Nutzer aus den (prä- und auch postoperativen) Daten des einzelnen Patienten verschiedene Endpunkte wie beispielsweise die biochemische Rezidivwahrscheinlichkeit berechnen.
Im Rahmen der Ausbreitungsdiagnostik eines neu diagnostizierten Prostatakarzinoms wird der Einsatz der PSMA-PET-Hybridbildgebung von der S3-Leitlinie nicht empfohlen. Ihr Einsatz wird in diesem Zusammenhang auf kontrollierte Studien beschränkt (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Bei Spezialfragestellungen, beispielsweise bei der Untersuchung anderweitig schwer oder nur invasiv klärbarer Bildgebungsbefunde, kann dieses relativ neue Diagnostikverfahren jedoch durchaus wertvolle Informationen liefern (Abb. 3).

Natürlicher Verlauf der Erkrankung

Das lokal begrenzte gut oder mäßig differenzierte Prostatakarzinom nimmt unbehandelt in vielen Fällen einen langsamen, relativ gutartigen Verlauf. Aufgrund von Lead-Time-Bias, Überdiagnose durch PSA-gestützte Früherkennung, Veränderungen in der Anwendung des Tumorgradings („Will-Rogers-Phänomen“) beziehungsweise besseren Therapiemöglichkeiten waren die Überlebensraten von primär konservativ behandelten Patienten mit klinisch lokalbegrenztem Tumor in den zurückliegenden Jahren höher als in den 1970er- und 1980er-Jahren (Lu-Yao et al. 2009). Bei Patienten über 65 Jahren, die zwischen 1992 und 2002 in der SEER-Datenbank erfaßt wurden und innerhalb von 6 Monaten nach Diagnosestellung keine radikale Prostatektomie oder perkutane Strahlentherapie erhielten, lag das tumorspezifische Überleben nach 10 Jahren bei gut differenzierten Tumoren bei 92 %, bei Patienten mit mäßig differenzierten Tumoren bei 91 % und bei solchen mit schlecht differenzierten Tumoren noch bei 74 % (Lu-Yao et al. 2009).
Werden konservativ behandelte Patienten sehr lange nachbeobachtet, so steigt auch in der Gruppe der gut beziehungsweise mäßig differenzierten Tumoren das Risiko von Progression und Tumorsterblichkeit an. In einer Untersuchung anhand von 223 Patienten mit überwiegend gut oder mäßig differenzierten klinisch organbegrenzten Prostatakarzinomen ohne kurative Behandlung lag das prostatakarzinomspezifische Überleben, das nach 15 Jahren noch 79 % betrug, nach 30 Jahren Nachbeobachtungszeit bei unter 50 % (Popiolek et al. 2013). Vergleichbar waren die Ergebnisse in der skandinavischen randomisierten Scandinavian-Prostate-Cancer-Group-Study-Numbe-4-(SPCG-4)-Studie. Hier lag die prostataspezifische Sterblichkeit nach 18 Jahren im Watchful-Waiting-Arm bei 29 %, die Metastasierungsrate jedoch bereits bei über 38 % (Bill-Axelson et al. 2014).
Patienten mit einer voraussichtlich langen weiteren Lebenserwartung, insbesondere, wenn diese 15 Jahre überschreitet, haben also ein deutliches Risiko, auch an einem gut oder mäßig differenzierten Prostatakarzinom zu versterben, wenn keine kurative Therapie erfolgt. Die Überlebensraten aus diesen älteren Langzeitstudien sind jedoch aus oben genannten Gründen nicht ohne Weiteres auf heute mittels PSA-gestützter Früherkennung diagnostizierte Tumoren zu übertragen. Für Patienten, bei denen durch PSA-gestützte Früherkennung ein Prostatakarzinom mit einem Gleason-Score von 6 diagnostiziert wurde, wurde das tumorspezifische 15-Jahres-Überleben bei konservativer Therapie auf 90 % oder höher geschätzt (Parker 2004).

Patientenselektion

Auch ohne kurative Therapie verstirbt der überwiegende Teil der Patienten mit primär klinisch lokalbegrenztem Prostatakarzinom an konkurrierenden Ursachen und nicht am Prostatakarzinom selbst (Popiolek et al. 2013; Bill-Axelson et al. 2014; Wilt et al. 2017). Eine angemessene Lebenserwartung gilt daher als Voraussetzung für alle auf Heilung gerichteten Therapieverfahren. Die deutsche S3-Leitlinie nennt eine Lebenserwartung von 10–15 Jahren als Voraussetzung, um von einer kurativen Therapie eines lokalbegrenzten Prostatakarzinoms profitieren zu können (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Die Leitlinie der EAU nennt demgegenüber noch den traditionellen Grenzwert von 10 Jahren (EAU-Guidelines 2018). Zur Abschätzung der weiteren Lebenserwartung dient neben dem kalendarischen Alter auch die Beurteilung der Komorbidität. Diese ist stets in Teilen subjektiv. Eine allgemein akzeptierte Komorbiditätsklassifikation zur klinischen Evaluierung von Kandidaten für eine kurative Therapie des Prostatakarzinoms existiert bisher nicht. Bei Patienten, die zur radikalen Prostatektomie überwiesen werden, liegt die konkurrierende Sterblichkeit auch bei Patientensubgruppen mit sehr hoher Komorbidität selbst in der Altersgruppe der über 65-Jährigen nach 10 Jahren bei unter 50 %. Das ist ein Hinweis auf die bereits primär gute klinische Selektion von Kandidaten für eine radikale Prostatektomie und die Schwierigkeit, diese an sich relativ gesunde und langlebige Population durch Komorbiditätsklassifikationen zu unterteilen (Froehner et al. 2012).
Eine traditionell oft diskutierte Grenze für die Indikationsstellung zu einer kurativen Therapie ist ein Patientenalter von 70 Jahren (Lepor 2000). Wegen der in vielen Teilen der Welt zunehmenden Lebenserwartung muß diese Altersgrenze jedoch kritisch gesehen werden. Tab. 2 zeigt die 10-Jahres-Gesamtüberlebensraten nach radikaler Prostatektomie stratifiziert nach Altersgruppen. Durch die präoperative Patientenselektion lag auch in der Subgruppe der über 75-jährigen Patienten die 10-Jahres-Sterblichkeit deutlich unter 50 %.
Tab. 2
10-Jahres-Sterblichkeit nach radikaler Prostatektomie insgesamt und an konkurrierenden (Nicht-Prostatakarzinom-) Ursachen, nach Altersgruppen stratifiziert. Untersucht wurden 5050 konsekutive Patienten, die zwischen dem 1. Dezember 1992 und dem 31. August 2012 im Universitätsklinikum Dresden operiert wurden. Die mittlere Nachbeobachtungszeit der zensierten Patienten lag bei 9,9 Jahren. Dieselbe Stichprobe wurde für Abb. 4 und 5 analysiert
Altersgruppe
n
Gesamtsterblichkeit
nach 10-Jahren
Konkurrierende Sterblichkeit
nach 10 Jahren∗
unter 55 Jahre
338
8,7 %
5,1 %
55–59 Jahre
663
10,1 %
5,9 %
60–64 Jahre
1258
14,0 %
10,3 %
65–69 Jahre
1663
16,9 %
14,1 %
70–74 Jahre
980
21,3 %
16,6 %
ab 75 Jahre
148
25,7 %
19,5 %
∗Sterblichkeit an anderen Ursachen als das Prostatakarzinom
Neben der zunehmenden Lebenserwartung (und der damit längeren Zeit, die einem Prostatakarzinom zur Progression zur Verfügung steht) ist die Tatsache zu beachten, daß die Diagnose des Prostatakarzinoms durch die Früherkennung mittels PSA-Testung zu einem früheren Zeitpunkt erfolgt. Damit verlängert sich die beobachtbare Krankheitsphase. Das früher diagnostizierte Karzinom benötigt länger, um bei ausbleibender kurativer Therapie Symptome zu entwickeln oder lebensbedrohlich zu werden. Das durch eine frühere Diagnose einer Beobachtung zugänglich gemachte Intervall wird „lead time“ genannt, die damit verbundene Verzerrung in Studien „lead-time-Bias“. Es wurde geschätzt, daß die durch das Prostatakarzinomscreening verbundene „lead time“ bei bis zu 10 oder sogar mehr Jahren liegen kann (Parker 2004).
Die bisher wahrscheinlich am häufigsten verwendete Komorbiditätsklassifikation ist der Charlson-Score (Tab. 3). Dieser Score setzt sich aus 19 nach Schweregraden gewichteten Einzelerkrankungen zusammen (Charlson et al. 1987).
Tab. 3
Gewicht der 19 zum Charlson-Score beitragenden Krankheitszustände (Charlson et al. 1987). Der Score wird durch die Addition der Punkte für die Begleiterkankungen des untersuchten Patienten ermittelt
KRANKHEITSBILD
Gewicht (Punkte) bei Vorliegen des Krankheitsbildes
Herzinfarkt
1
kongestives Herzversagen
1
periphere arterielle Verschlußerkrankung
1
zerebrovaskuläre Erkrankung
1
1
chronische Lungenerkrankung
1
Kollagenose
1
Ulkusleiden
1
milde Lebererkrankung
1
Diabetes mellitus
1
Hemiplegie
2
moderate bis schwere Nierenerkrankung
2
Diabetes mellitus mit Endorganschaden
2
Tumor (innerhalb der letzten 5 Jahre)
2
Leukämie
2
Lymphom
2
moderate bis schwere Lebererkrankung
3
metastasierender solider Tumor
6
6
Ein etwas abgewandelter ungewichteter Score, der als Patientenfragebogen eingesetzt werden kann, wird im „Standard Set“ zur Erfassung patientenzentrierter Outcomeparameter des International Consortium for Health Outcomes Measurement (ICHOM) empfohlen (Martin et al. 2015).
Der Charlson-Score ist im Praxisalltag relativ leicht und reproduzierbar anwendbar, hat jedoch den Nachteil, daß unter den Kandidaten für eine radikale Prostatektomie nur eine Minderheit Begleiterkrankungen aufweisen, die durch den Charlson-Score erfaßt werden. Neben dem Charlson-Score empfiehlt die deutsche S3-Leitlinie die American-Society-of-Anesthesiologists-(ASA)-Klassifikation (Tab. 4) (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Abb. 4 zeigt die langfristige Sterblichkeit nach radikaler Prostatektomie mit Stratifizierung nach der Schwere der Begleiterkrankungen unter Nutzung dieser beiden Komorbiditätsklassifikationen.
Tab. 4
Klassifikation des körperlichen Zustandes der American Society of Anesthesiologists (ASA) (American Society of Anesthesiologists 2018)
ASA-Klasse
Definition
1
Normaler, gesunder Patient
2
Patient mit einer leichten systemischen Erkrankung
3
Patient mit einer schweren systemischen Erkrankung
4
Patient mit einer schweren, permanent lebensbedrohlichen systemischen Erkrankung
5
Moribunder Patient, der voraussichtlich ohne Operation nicht überleben wird
6
Hirntoter Organspender
Bei Patienten mit einem lokalbegrenzten Prostatakarzinom, die als geeignet für eine kurative Therapie eingeschätzt werden, werden schwere Begleiterkrankungen durch die Vorselektion eliminiert. Dies gilt insbesondere für Kandidaten für eine radikale Prostatektomie. In diesem Patientengut sind daher Begleiterkrankungen, die in einem unselektionierten Kollektiv mit einer deutlich eingeschränkten Lebenserwartung assoziiert sind, nicht geeignet, um Patienten von einer kurativen Therapie auszuschließen. So beträgt die konkurrierende Sterblichkeit (d. h. die Sterblichkeit an anderen Ursachen als dem Prostatakarzinom) nach radikaler Prostatektomie bei identischer numerischer Komorbidität und identischem Alter nur etwa die Hälfte derjenigen, die bei unselektionierten Prostatakarzinompatienten beobachtet wird (Froehner et al. 2016). Bei Kandidaten für eine radikale Prostatektomie, die 70 Jahre oder älter sind, führt der striktere Selektionsprozeß zu einer noch stärkeren Eliminierung von prognostisch ungünstiger Komorbidität. Wenige Parameter sind daher bei diesen Patienten zur Vorhersage der konkurrierenden Sterblichkeit geeignet. Im eigenen Krankengut waren dies neben dem kalendarischen Alter eine zerebrovaskuläre Erkrankung, eine chronische Lungenerkrankung, gegenwärtiger Tabakkonsum, eine ASA-Klasse 3 und ein niedriger Bildungsabschluß (Froehner et al. 2017). Insgesamt können Komorbiditätsklassifikationen nur ein Aspekt bei der Therapieentscheidung sein, sie sind ausschließlich im Verbund mit tumorassoziierten Faktoren und den Präferenzen des aufgeklärten Patienten und unter Beachtung der klinischen Situation (Vorselektion) anwendbar.

Active Surveillance und Watchful-Waiting-Strategie

In der Vergangenheit war ein abwartendes Vorgehen („Watchful Waiting“) zumeist auf sehr alte Patienten sowie auf solche mit signifikanten Begleiterkrankungen oder einem fortgeschrittenen nicht mehr heilbaren Prostatakarzinom beschränkt. Erst bei progressionsbedingten Komplikationen werden bei dieser Managementstrategie (palliativ intendierte) Therapiemaßnahmen eingeleitet. Moderne primär nicht definitive Behandlungsstrategien zielen dagegen auch auf Patienten mit längerer Lebenserwartung und schließen spätere kurative Interventionen nicht aus. Ziel dieses „Active Surveillance“ genannten Vorgehens ist es, durch eine sorgfältige Verlaufskontrolle einen Tumorprogreß zu einem Zeitpunkt zu erkennen, an dem eine kurative Behandlung noch möglich ist und auf diese Weise eine Übertherapie zu vermeiden ohne die Heilungschancen gravierend zu gefährden (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Die S3-Leitlinie empfiehlt, alle Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom, die für eine kurative Behandlung in Frage kommen, auch über die Option einer aktiven Überwachung sowie über ein abwartendes Verhalten mit sekundärer symptomorientierter (palliativer) Therapie (Watchful Waiting) aufzuklären. Dabei soll auch über das Fehlen von Langzeitdaten und die Unsicherheit der Ergebnisse aufgrund von geringen Stichprobengrößen in den Studien zur aktiven Überwachung informiert werden (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Für die aktive Überwachung kommen Patienten mit aller Voraussicht nach niedrigmalignen und kleinvolumigen Prostatakarzinomen in Frage. Die S3-Leitlinie nennt als Kriterien einen PSA-Wert von maximal 10 ng/ml, einen Biopsie-Gleason-Score von maximal 6, ein klinisches Tumorstadium von maximal T2a, Tumornachweis in maximal 2 Stanzen, und maximal 50 % Tumornachweis pro Biopsiezylinder. Daneben sollen Alter und Komorbidität berücksichtigt werden (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).
Bei Patienten mit inzidentellen Prostatakarzinomen (Tumorstadien T1a und T1b, diagnostiziert anläßlich einer transurethralen Prostataresektion), die für eine aktive Überwachung in Frage kommen, empfiehlt die S3-Leitlinie vor der Therapieentscheidung die kurzfristige Durchführung einer Kontrollbiopsie zur Bestimmung der tatsächlichen Tumorausdehnung (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Bei sorgfältiger Patientenauswahl und Verlaufskontrolle sind durch ein zunächst abwartendes Vorgehen mit kurativer Intention möglicherweise ähnliche Heilungsraten zu erreichen wie mit einer primär aggressiveren Therapie (Klotz et al. 2010; Hamdy et al. 2016). Die S3-Leitlinie empfiehlt, den Tumor im Falle einer „Active-Surveillance“-Strategie in den ersten zwei Jahren durch PSA-Bestimmung und rektale Tastuntersuchung dreimonatlich zu kontrollieren. Bei stabilem PSA-Wert kann das Intervall auf 6 Monate ausgeweitet werden. Kontrollbiopsien werden in den ersten 3 Jahren alle 12 bis 18 Monate empfohlen werden, danach bei stabilem Krankheitsverlauf alle 3 Jahre. Patienten, welche zuvor keine multiparametrische MRT-Untersuchung erhalten haben, sollten zu Beginn der aktiven Überwachung eine solche Untersuchung, gegebenenfalls mit gezielter Biopsie, erhalten (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Die „Active Surveillance“ soll zugunsten einer definitiven Therapie verlassen werden, wenn die PSA-Verdopplungszeit auf unter 3 Jahre sinkt, der Malignitätsgrad auf einen Gleason-Score über 6 steigt, der Tumor in über 2 (von 10 bis 12 entnommenen) Stanzen oder mehr als 50 % Tumoranteil in einer Stanze nachgewiesen wird oder aber, wenn der betroffene Patient das wünscht (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Etwa die Hälfte der der primär nur beobachteten Prostatakarzinompatienten benötigt innerhalb von 10 Jahren eine eine Zweittherapie (Hamdy et al. 2016). Im Gegensatz zur „Active Surveillance“ wird eine „Watchful Waiting“ genannte konservativ-symptomatische Therapie bei Patienten empfohlen, deren Lebenserwartung unter 10 Jahren liegt (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018; EAU-Guidelines 2018).
Insbesondere bei jüngeren Patienten mit langer Lebenserwartung kann eine bewußte Verzögerung der definitiven Therapie die zunächst noch vorhandene Chance auf Heilung möglicherweise ungenutzt verstreichen lassen. Daher unterstreicht die S3-Leitlinie, daß bei der Indikationsstellung für die aktive Überwachung Alter und Komorbidität berücksichtigt werden sollen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Jüngere Patienten sollen über das Fehlen aussagefähiger Langzeitdaten zur Aktiven Überwachung in dieser Patientengruppe aufgeklärt werden (Briganti et al. 2018). Bei Patienten, die sich für eine aktive Überwachung entscheiden und bei denen noch keine multiparametrische MRT-Untersuchung erfolgte, sollen diese innerhalb von 6 Monaten erhalten mit anschließender systematischer und gegebenenfalls gezielter Kontrollbiopsie (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018; Briganti et al. 2018).

Radikale Prostatektomie

Ergebnisse der radikalen Prostatektomie

Die radikale Prostatektomie gilt als Standardtherapie des lokalbegrenzten Prostatakarzinoms. Sie war in einer prospektiv randomisierten Studie dem „Watchful Waiting“ hinsichtlich des prostataspezifischen Überlebens und des Gesamtüberlebens überlegen. Allerdings ließ sich ein solcher Unterschied nur bei Patienten unter 65 Jahren nachweisen (Bill-Axelson et al. 2014). Nichtrandomisierte Vergleiche zeigten einen solchen Unterschied jedoch auch bei älteren Patienten (Abdollah et al. 2011). Möglicherweise sind die Besonderheiten der skandinavischen Studienpopulation für diese Diskrepanz verantwortlich (kaum PSA-gestützte Früherkennung zur Zeit der Patientenrekrutierung und daher möglicherweise häufigere Entdeckung obstruktiver und prognostisch ungünstiger Tumoren bei jüngeren Patienten im Gegensatz zu zufällig aufgrund von „lower urinary tract symptoms“ bei älteren Patienten aufgefundenen Frühstadien) (Froehner and Wirth 2011).
Eine weitere randomisierte Studie – der Prostate Cancer Intervention Versus Observation Trial (PIVOT) – konnte keinen signifikanten Unterschied zwischen radikaler Prostatektomie und konservativer Therapie zeigen, wobei jedoch das Signifikanzniveau nur knapp verfehlt wurde (prostatakarzinomspezifisches Überleben: p = 0,06, Gesamtüberleben: 0,06) obwohl lediglich 78,8 % im Prostatektomie-Arm tatsächlich eine definitive Therapie erhielten, dafür aber auch 10,1 % im Kontrollarm (Wilt et al. 2012, 2017). Bemerkenswert ist die hohe konkurrierende Mortalität in dieser Studie (Wilt et al. 2012, 2017). Sie war ähnlich wie in einer unselektionierten Population gleicher Altersstruktur (Froehner et al. 2018). Eine vergleichbar hohe konkurrierende Mortalität nach radikaler Prostatektomie ist bei einem altersadjustierten Charlson-Score von 5 oder höher zu erwarten, dies entspricht einem Patienten mit einem Alter von 70–79 Jahren mit Diabetes mellitus mit Endorganschaden oder mit Herzinsuffizienz und chronischer Lungenerkrankungen (Froehner et al. 2018). Die Ergbnisse der PIVOT-Studie müssen daher mit großer Vorsicht interpretiert werden und sind auf gesunde Prostatektomiekandidaten nicht anwendbar.
Neuere radikale-Prostatektomie-Serien erreichen tumorspezifische 10-Jahres-Überlebensraten von über 90 %. In einer multizentrischen Studie mit 12.677 zwischen 1987 und 2005 operierten Patienten lag die tumorspezifische 10-Jahres-Überlebensrate insgesamt bei 96 %. Bei Patienten mit einem Biopsie-Gleason-Score von 2–6 lag sie bei 98 %, bei solchen mit einem Biopsie-Gleason-Score von 7 bei 95 % und bei Patienten mit einem Biopsie-Gleason-Score von 8–10 bei 84 % (Stephenson et al. 2009). Basierend auf dem Biopsie-Gleason-Score, dem PSA-Wert und dem klinischen Tumorstadium läßt sich die langfristige tumorspezifische Überlebenswahrscheinlichkeit mit Nomogrammen abschätzen (Stephenson et al. 2009; S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).
Neben den Eigenschaften des Tumors beeinflußt auch die Erfahrung des Operateurs die langfristige Tumorkontrolle. Bei den erfahrensten Chirurgen wurden dabei beim histopathologisch organbegrenzten Tumor biochemische 5-Jahres-Rezidivfreiheitsraten von nahezu 100 % beobachtet. Während beim histopathologisch organbegrenzten Tumor die Ergebnisse auch nach mehr als 1000 durchgeführten Operationen noch ein leichter Anstieg der Heilungsraten mit weiterer Erfahrung (bis auf fast 100 %) zu verzeichnen war, wurde bei den histopathologisch organüberschreitenden Tumoren nach etwa einer chirurgischen Erfahrung von 500 Eingriffen ein Plateau bei 70 % erreicht, welches möglicherweise dem Maximum der in diesem Stadium chirurgisch noch möglichen Heilungsrate entspricht (Vickers et al. 2008).
Werden bei der pelvinen Lymphadenektomie Lymphknotenmetastasen gefunden, so ist der Nutzen einer radikalen Prostatektomie nicht definitiv geklärt. Ohne adjuvante Therapie erleiden fast alle Patienten mit positiven Lymphknoten nach radikaler Prostatektomie ein Rezidiv. Dennoch wird die operative Entfernung der Prostata mit anschließender adjuvanter Hormontherapie häufig befürwortet, da zumindest einzelne Patienten davon zu profitieren scheinen. Neben einer besseren lokalen Tumorkontrolle könnte auch ein verbessertes Überleben durch die Entfernung der Prostata bei Vorliegen von Lymphknotenmetastasen erreicht werden (Bhindi et al. 2017).

Zugangswege bei der radikalen Prostatektomie

Die radikale Prostatektomie kann offen-chirurgisch über einen retropubischen, perinealen, oder einen (trans- oder extraperitonealen) Zugang konventionell oder roboterassistiert-laparoskopisch durchgeführt werden (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Die roboterassistierte Operation ist verglichenmit der offenen retropubischen Prostatektomie mit einem geringeren Blutverlust und kürzerer Klinikverweildauer verbunden, andere peri- und postoperative Parameter unterscheiden sich nicht (Yaxley et al. 2016). Gegenüber der konventionellen laparoskopischen Operation dagegen scheint die roboterassistierte radikale Prostatektomie mit besserem Erhalt der erektilen Funktion verbunden (Asimakopoulos et al. 2011). Die konventionelle laparoskopische radikale Prostatektomie war in einer großen nichtrandomisierten Vergleichsstudie aus dem Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York mit sehr erfahrenen Operateuren hinsichtlich der Wiedererlangung der Kontinenz der offenen retropubischen Operation unterlegen (Touijer et al. 2008). Generell gilt, daß die Erfahrung und das Können des Operateurs wichtiger für den Erfolg der radikalen Prostatektomie sind als der Zugangsweg (Lepor 2009; Yaxley et al. 2016). Der Enthusiasmus bezüglich neuer Operationstechniken kann auch unerfüllbare Erwartungen bei den Patienten wecken. So waren in einer Untersuchung Patienten nach roboter-assistierter Operation weniger zufrieden, als diejenigen, die über einen konventionellen offen-retropubischen Zugang operiert wurden (Schroeck et al. 2008). Eine ausgewogene Aufklärung der Patienten über die Vor- und Nachteile der chirurgischen Zugangswege bei der radikalen Prostatektomie könnte unerfüllbare Erwartungen vermeiden und die Akzeptanz der Begleiterscheinungen und Folgen der Operation erhöhen.

Rolle der Lymphadenektomie

Die Kriterien zur Durchführung einer pelvinen Lymphadenektomie vor der radikalen Prostatektomie sind umstritten. Auch die Ausdehnung des Lymphknotendissektionsgebietes ist Gegenstand von Kontroversen. Da bei solitärem Lymphknotenbefall auch ohne adjuvante Hormontherapie in Einzelfällen langfristige Heilungen möglich sind, erscheint es vorstellbar, daß Patienten von einer ausgedehnteren Lymphadenektomie profitieren können. Bisher konnte der therapeutische Effekt einer Lymphadenektomie beim Prostatakarzinom jedoch nicht sicher nachgewiesen werden. Beim lymphknotenpositiven Prostatakarzinom scheint nur die Zahl der befallenen Lymphknoten, nicht aber die Zahl der insgesamt entfernten Lymphknoten prognostisch bedeutsam zu sein (Mandel et al. 2017). Eine ausgedehnte Lymphadenektomie ist mit einer erhöhten Inzidenz an Komplikationen wie beispielsweise Lymphozelen verbunden (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Untersuchungen zu einer ausgedehnteren Lymphadenektomie konnten zeigen, daß auch außerhalb der Standardlymphadenektomieregion, insbesondere im Bereich der Arteria iliaca interna, Lymphknotenmetastasen auftreten können (Wawroschek et al. 2003).
Eine Möglichkeit zur Stratifizierung der Patienten entsprechend ihres Lymphknotenmetastasen-Risikos und damit zur Indikationsstellung zur Lymphadenektomie sind Nomogramme oder Tabellen, die anhand des PSA-Wertes, des Gleason-Scores und des klinischen Tumorstadiums die Wahrscheinlichkeit eines Lymphknotenbefalls angeben. Nomogramme sind zwar anderen Vorhersageinstrumenten überlegen, im individuellen Fall ist der klinisch verwertbare Zusatznutzen jedoch begrenzt.
Die S3-Leitlinie nennt bei Patienten mit Prostatakarzinom mit niedrigen Risikoprofil (cT1c und PSA < 10 ng/ml und Gleason-Score von maximal 6) den Verzicht auf eine Lymphadenektomie als Option. Wenn eine Lymphadenektomie durchgeführt wird, sollten mindestens 10 Lymphknoten entfernt werden (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Eine extendierte Lymphadenektomie wird in der Leitlinie explizit nur beim klinischen T3-Befund als Option genannt, wobei jedoch der kurative Nutzen auch hier unbewiesen ist und die Lymphadenektomie in erster Linie als Grundlage zur Entscheidung über eine adjuvante Therapie dient (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Eine extendierte Lymphadenektomie umfaßt beim Prostatakarzinom folgende Lymphknotenstationen: Vena iliaca externa, Arteria iliaca interna, Fossa obturatoria und zusätzlich die präsakralen Lymphknoten medial der Arteria Iliaca interna (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).

Komplikationen der radikalen Prostatektomie

Die perioperative Mortalität der radikalen Prostatektomie wird mit 0–2,1 % angegeben (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018), wobei diese in erfahrenen Zentren eher bei 0–0,2 % liegt (Kundu et al. 2004; Schmitges et al. 2011; Froehner et al. 2013). Schwere postoperative Komplikationen (kardiale, pulmonale, respiratorische, vaskuläre Komplikationen, Blutungen, Reoperationen, Nierenversagen, Schock) und Spätkomplikationen (Blasenhalsobstruktion, Strikturen, Fisteln, Abszesse, inkontinenztherapiebezogene Komplikationen) treten bei Chirurgen mit einer hohen Operationsfrequenz seltener auf (Begg et al. 2002; S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).
Typische perioperative Komplikationen der radikalen Prostatektomie sind (Häufigkeitsangaben laut S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018): therapierelevante Blutung (1–11,5 %), Rektumverletzung (0–5,4 %), tiefe Venenthrombose (0–8,3 %), Lungenembolie (0,8–7,7 %). Im eigenen Krankengut (2754 Patienten zwischen 1/2006 und 06/2012) traten folgende Komplikationen auf: interventionsbedürftige Lymphozelen in 4,9 %, Notwendigkeit einer Relaparotomie oder Sekundärnaht in 0,6 %, tiefe Beinvenenthrombosen in 4,9 %, Lungenembolien in 0,6 %. Die 30-Tage-Sterblichkeit lag bei 0,1 % (Froehner et al. 2013). Spätkomplikationen sind Harninkontinenz und erektile Impotenz. Während einige Operateure über Kontinenzraten (keine Vorlagen) von fast 100 % berichten (Kim et al. 2011; Coelho et al. 2011), ergaben fragebogenbasierte Erhebungen weniger optimistische Resultate (Kuehhas et al. 2011). Die Implantation eines artifiziellen Sphinkters ist nach radikaler Prostatektomie in etwa 1 % der Fälle erforderlich (Lepor et al. 2004). Nach beidseitigem Nerverhalt ist in über 50 % mit einer Erholung der sexuellen Potenz (Geschlechtsverkehr ohne Hilfsmittel möglich) zu rechnen, unter Einsatz von Phosphodiesterasehemmern in bis zu 90 % (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Ältere Patienten haben eine geringere Chance der Erholung der sexuellen Potenz nach radikaler Prostatektomie, und eine einseitige Nerverhaltung ist weniger effektiv als eine bilaterale Nerverhaltung. Bei einer sorgfältigen Patientenselektion sind die Resultate der nerverhaltenden radikalen Prostatektomie hinsichtlich der Rate der positiven Absetzungsränder und der Wahrscheinlichkeit eines biochemischen Rezidivs denen der herkömmlichen Operationstechnik vergleichbar. Die S3-Leitlinie empfiehlt die Aufklärung über Möglichkeiten und Grenzen einer nerverhaltenden Operationstechnik, ohne klare Kriterien hierfür zu definieren. Abgeraten werden soll bei einem hohen Risiko für einen positiven Absetzungsrand, die definitive Entscheidung wird jedoch dem Patienten überlassen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Demgegenüber nennt die EAU-Leitlinie folgende Kontraindikationen für eine nerverhaltende Operation: klinisches Stadium T3 oder klinisches Stadium T2c oder ein Gleason-Score über 7 (EAU-Guidelines 2018).

Prognoseabschätzung bei radikaler Prostatektomie

Der Gleason-Score des Prostatektomiepräparates ist der aussagefähigste Prädiktor eines Rezidivs nach radikaler Prostatektomie. Er ist mit nahezu allen anderen klinischen und histopathologischen Parametern korreliert (Lopez-Beltran et al. 2006). Die S3-Leitlinie empfiehlt neben dem Gleason-Score das TNM-Stadium und den Status der chirurgischen Resektionsränder zur Prognoseabschätzung (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Bisher haben sich keine immunhistochemischen, molekularbiologischen oder DNA-zytometrischen Prognosefaktoren im klinischen Alltag durchgesetzt (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Der Zusammenhang zwischen lokoregionärem Tumorstdium und Gleason-Score und der langfristigen Mortalität am Prostatakarzinom (und konkurrierenden Ursachen) ist in Abb. 5 dargestellt.
Um prognostische Informationen beim Prostatakarzinom zusammenzufassen, wurde eine Vielzahl von prognostischen Nomogrammen entwickelt und propagiert. Obwohl die statistische Vorhersagekraft von Nomogrammen der Abschätzung durch den Arzt oft überlegen ist, können sie die kritische Abwägung der Befunde durch erfahrene Ärzte und das Gespräche zwischen Arzt und Patient lediglich ergänzen, jedoch keineswegs ersetzen. Ungeachtet ihrer starken Präsenz in der Fachliteratur werden Nomogramme im Praxisalltag wahrscheinlich eher selten eingesetzt. Die S3-Leitlinie empfiehlt, ausschließlich extern validierte Nomogramme zu verwenden und empfiehlt ihre Nutzung in einer eher schwachen „kann“-Empfehlung (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).

Neoadjuvante Hormontherapie vor radikaler Prostatektomie

Vor über 50 Jahren berichtete Scott über seine Erfahrungen mit einer vor der radikalen Prostatektomie vorgenommenen Orchiektomie bei 31 Patienten. Basierend auf seinen Beobachtungen empfahl er diese neoadjuvante Hormontherapie als Therapiestandard (Scott 1964). Mittlerweile wurde die neoadjuvante Hormontherapie vor radikaler Prostatektomie in einer Vielzahl randomisierter Studien untersucht. In den meisten dieser Studien wurde eine kombinierte Androgenblockade für drei Monate appliziert, gefolgt von der radikalen Prostatektomie. Dadurch konnte eine Prostatagrößenreduktion um 30 bis 50 %, eine Reduktion der Inzidenz positiver Absetzungsränder um 18 bis 37 % sowie ein (scheinbares) „Downstaging“ in einem Drittel der Fälle erreicht werden (Tyrrell 1999). Die langfristigen klinischen Effekte der neoadjuvanten Hormontherapie vor radikaler Prostatektomie waren jedoch enttäuschend, die PSA-Rezidivraten unterschieden sich nicht. Gegenwärtig hat die neoadjuvante Hormontherapie beim lokalbegrenzten Prostatakarzinom keinen Stellenwert (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Weniger klar ist aufgrund spärlicher Daten die Situation beim klinisch lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom. Hier spricht die S3-Leitlinie keine Empfehlung zur neoadjuvanten Hormontherapie aus (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).

Adjuvante Hormontherapie nach radikaler Prostatektomie

Eine adjuvante Hormontherapie nach radikaler Prostatektomie ist beim lymphknotennegativen Prostatakarzinom ohne nachweisbaren therapeutischen Nutzen (Wirth et al. 2004; S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Beim lymphknotenpositiven Tumor nach radikaler Prostatektomie konnte in einer kleinen randomisierten Studie ein Überlebensvorteil zugunsten einer adjuvanten Hormontherapie bei Patienten gegenüber einer Behandlung bei klinischer Progression gezeigt werden (Messing et al. 2006). Daher empfiehlt die S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie die adjuvante Hormontherapie im Falle positiver Lymphknoten als Option (welche mit der Formulierung „kann angeboten werden“ jedoch sehr vorsichtig formuliert ist) (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Es ist bisher unklar, ob und bei welchen Patienten eine Therapie zum Zeitpunkt des PSA-Rezidives (und nicht erst bei symptomatischer Progression) ebenso wirksam hinsichtlich des Überlebens ist wie eine adjuvante Therapie unmittelbar postoperativ. Alternativ kann daher die Hormontherapie in diesen Fällen auch erst beim Eintritt eines biochemischen Rezidivs erfolgen. Von einer Verzögerung der Hormontherapie bis zum Auftreten klinischer Tumorsymptome wie im Kontrollarm der Studie vom Messing und Mitarbeitern (Messing et al. 2006) ist demgegenüber abzuraten.

Adjuvante Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie

Unter adjuvante Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie wird eine Bestrahlung nach Erreichen eines nicht nachweisbaren PSA-Werts und vor einem Wiederanstieg des PSA-Wertes verstanden. Zur adjuvanten Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie liegen mehrere randomisierten Studien vor (Bolla et al. 2005; van der Kwast et al. 2007; Wiegel et al. 2009; Thompson et al. 2009). Neben einem protektiven Einfluß hinsichtlich der biochemischen Rezidivrate konnte auch eine verminderte Metastasierungs- und Mortalitätsrate nachgewiesen werden (Thompson et al. 2009).
Die S3-Leitlinie empfiehlt eine adjuvante Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie beim lokal fortgeschrittenen Tumor mit positivem Absetzungsrand als Standard, beim lokal fortgeschrittenen Tumor mit negativem Absetzungsrand sowie beim lokalbegrenzten Tumor mit positivem Absetzungsrand als Option (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Dabei wird eine starke („soll“)-Empfehlung nur für Patienten mit organüberschreitendem Tumor und positivem Absetzungsrand ausgesprochen. Bisher ist nicht bewiesen, daß eine adjuvante Strahlentherapie einer rechtzeitigen Salvagetherapie bei Eintritt eines PSA-Rezidivs unterlegen ist. Da eine adjuvante Strahlentherapie mit einer klinisch relevanten Rate an Spättoxizität verbunden ist, ist die verzögerte Strahlentherapie bei Eintritt eines PSA-Rezidives („Anstieg aus dem definierten Nullbereich“ S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018) eine Alternative für alle Patienten mit erhöhtem Rezidivrisiko nach radikaler Prostatektomie (Gandaglia et al. 2017; S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Durch letztere Strategie könnte einem großen Teil der betroffenen Patienten eine Strahlentherapie erspart werden. Beachtet werden muß dabei, dass eine derartige Strahlentherapie im Falle eines biochemischen Rezidivs frühzeitig erfolgen muß, das heißt, wenn das PSA unter 0.5 ng/ml liegt (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Daher sollten im Falle eines abwartenden Vorgehens regelmäßig PSA-Kontrollen erfolgen. Neuere Daten legen nahe, daß bei Risikopatienten eine adjuvante Strahlentherapie einer frühen Salvage-Therapie hinsichtlich Metastasierungsrate und Überleben überlegen sein könnte (Hwang et al. 2018). Andere Untersucher fanden keine Unterschiede zwischen beiden Strategien (Fossati et al. 2017). Im Falle einer frühen Salvage-Strahlentherapie profitieren Hochrisikopatienten möglicherweise von einer begleitenden Androgenentzugstherapie (Gandaglia et al. 2017).
Bei Patienten mit einem lymphknotenpositiven Prostatakarzinom nach radikaler Prostatektomie empfiehlt die S3-Leitlinie eine adjuvanten Strahlentherapie in Kombination mit einer 2–3jährigen (adjuvanten) Hormontherapie zu erwägen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Die Empfehlung ist jedoch eher schwach formuliert („kann angeboten werden“ (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018)). Retrospektive Untersuchen legten nahe, daß eine adjuvante Strahlentherapie beim lymphknotenpositiven Prostatakarzinom nach radikaler Prostatektomie möglicherweise mit einem verlängerten Überleben verbunden ist (Touijer et al. 2017). Derartige Studien sind jedoch mit einem hohen Verzerrungsrisiko verbunden, so daß Unsicherheiten hinsichtlich der Wirksamkeit verbleiben, solange keine randomisierten Studien vorliegen (Froehner und Wirth 2018).

Salvage-Prostatektomie nach Strahlentherapieversagen

Ein biochemisches Rezidiv nach alleiniger Strahlentherapie liegt vor, wenn ein in mindestens zwei Messungen bestätigter PSA-Anstieg von über 2 ng/ml über den postinterventionellen PSA-Nadir nachgewiesen wurde (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). In diesem Fall ist – den fehlenden Nachweis von Fernmetastasen vorausgesetzt – eine Salvage-Prostatektomie eine Option. Vor einer solchen Therapie sollte jedoch die lokale Tumorpersistenz mittels Biopsie histologisch gesichert werden (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Bei guter Patientenauswahl konnte durch eine Salvage-Prostatektomie nach Strahlentherapieversagen ein tumorspezifisches Überleben von über 80 % nach 10 Jahren erreicht werden, wenn auch nur weniger als die Hälfte der Patienten langfristig ohne erneutes biochemisches Rezidiv blieben (Chade et al. 2011). Die funktionellen Ergebnisse (Kontinenz- und Potenzerhalt) nach Salvage-Prostatektomie sind ungünstiger als nach primärer Operation (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Wegen der schwierigen präparatorischen Bedingungen im vorbestrahlten Gebiet sollte eine Salvage-Prostatektomie nur durch einen erfahrenen Operateur vorgenommen werden (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).

Strahlentherapie

Externe Strahlentherapie

Die perkutane Strahlentherapie soll dosiseskaliert in intensitätsmodulierter Technik (IMRT) unter Einsatz bildgeführter Techniken (image-guided radiotherapy, IGRT) durchgeführt werden (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Bei Standardfraktionierung liegt dabei die Strahlendosis bei mindestens 74 Gray bis etwa 80 Gray (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Zur moderat hypofraktionierten Strahlentherapie liegen noch keine ausreichend langen Nachbeobachtungszeiten vor. Sie ist eine Option unter folgenden Bedingungen: Durchführung mit moderner Technik (IMRT + IGRT), Fraktionierungsschema entsprechend der vorliegenden Phase-3-Studien, die Nichtunterlegenheit hinsichtlich Effektivität und Spättoxizität zeigten und eine Aufklärung des Patienten über eine möglicherweise höhere Spättoxizität im Bereich des Harntraktes. Von extremer Hypofraktionierung wird außerhalb von kontrollierten Studien abgeraten(S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).
Als neue Form der Strahlentherapie des Prostatakarzinoms hat die Therapie mit schnellen Protonen in den vergangenen Jahren Aufmerksamkeit erlangt. Sie ist kostenintensiv. Bisher fehlt der Nachweis eines patientenrelevanten Nutzens im Vergleich zur hochkonformalen Strahlentherapie. Ihr Einsatz außerhalb von klinischen Studien wird daher nicht empfohlen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).
Die Strahlendosis wird in Standardfraktionierung mit Einzeldosen von 1,8–2,0 Gy pro Tag bis zu einer Gesamtdosis von etwa 74 Gy bis 80 Gy an fünf Tagen pro Woche ambulant appliziert. Damit dauert die perkutane Strahlentherapie insgesamt 7–8 Wochen. Aussagefähige randomisierte Studien, die externe Strahlentherapie und radikale Prostatektomie vergleichen, fehlen bisher. Zu den Vorteilen der perkutanen Strahlentherapie im Allgemeinen zählen ihre Anwendbarkeit ohne Narkose und den damit verbundene Risiken. Weiterhin sind Harninkontinenz und erektile Dysfunktion in den ersten Jahren nach der Behandlung seltener als nach radikaler Prostatektomie (Resnick et al. 2013). Die genannten Vorzüge werden durch das fehlende histopathologische Staging und die radiogene Schädigung des Rektums (insbesondere bei Dosiseskalation) aufgewogen. Weiterhin werden die möglichen Vorteile der externen Strahlentherapie hinsichtlich des Potenzerhalts durch die häufig angewandt neoadjuvante und/oder adjuvante Hormontherapie relativiert. Weitere Probleme der Strahlentherapie sind die Gefahr der Induktion von Zweittumoren im Bestrahlungsgebiet und das Auftreten radiogener Spätschäden am Harntrakt.

Low-Dose-Rate-Brachytherapie

Bei dieser Therapie handelt es sich um die permanente Implantation von Strahlungsquellen („Seeds“) in die Prostata über perineal eingeführte Hohlnadeln. Dabei stehen als Radionuklide Jod-125 (Halbwertszeit 60 Tage) und Palladium-103 (Halbwertszeit 17 Tage) zur Verfügung (Chin et al. 2017). Voraussetzung für akzeptable Ergebnisse bei der Low-Dose-Rate-Brachytherapie ist eine geeignete Patientenauswahl (Wirth und Hakenberg 1999). Im Vergleich mit der externen Strahlentherapie hat die interstitielle Brachytherapie den Vorzug einer exakteren Dosisbeschränkung auf die Prostata und daher einer Schonung umliegender Gewebe (neurovaskuläres Bündel, Rektum, Blase) bei gleichzeitiger Erhöhung der intraprostatischen Strahlendosis. Die Potenzerhaltungsrate erreicht diejenige der nerverhaltenden radikalen Prostatektomie (Peschel und Colberg 2003). Die wesentlichen Nachteile der interstitiellen Brachytherapie liegen in der unsicheren Dosisverteilung innerhalb der Prostata und der Unterlegenheit bei aggressiveren Tumoren (Wirth und Hakenberg 1999; S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Generell sind schwerwiegende Komplikationen nach interstitieller Brachytherapie selten, allerdings wird die Nebenwirkungsrate gelegentlich auch unterschätzt (Peschel und Colberg 2003). Problematisch sind bei der Brachytherapie Harnverhalte, aber auch Stuhlinkontinenz und in seltenen Fällen rektourethrale Fisteln. Die S3-Leitlinie empfiehlt die Low-Dose-Rate-Brachytherapie als Therapieoption für das Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom (Stadium T1c-T2a und PSA maximal 10 ng/ml und Gleason-Score maximal 6 (d’Amico et al. 1998)) (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Die Empfehlungen der EAU-Guideline zum Einsatz der Low-Dose-Rate-Brachytherapie lauten etwas anders: klinisches Tumorstadium maximal T2a, PSA maximal 10 ng/ml, Gleason-Score maximal 6 mit maximal 50 % Tumoranteil in den Biopsiezylindern (oder Gleason-Score 3+4=7 mit maximal 33 % Tumoranteil in den Biopsiezylindern), Prostatavolumen maximal 50 ml, IPSS-Score maximal 12 und ein maximaler Uroflow von mindestens 15 ml/s (EAU-Guidelines 2018).

High-Dose-Rate-Brachytherapie

Unter High-Dose-Rate-(HDR)-Brachytherapie wird – im Gegensatz zur permanenten, interstitiellen Brachytherapie – die kurzzeitige Applikation einer lokalen Strahlenquelle in Afterloading-Technik, kombiniert mit einer Dosisaufsättigung durch externe Bestrahlung verstanden. Als vorübergehend appliziertes Radionuklid kommt dabei Iridium-192 (Halbwertszeit 74 Tage (Deger et al. 2001)) zum Einsatz. Während bei der permanenten interstitiellen Brachytherapie die Dosisrate relativ gering ist, liegt sie bei der HDR-Brachytherapie tausendfach höher. Der Vorteil der HDR-Brachytherapie liegt in der Dosiseskalation bei guter Anpassung der Bestrahlung an das Zielgebiet. Demgegenüber stehen die technische Aufwendigkeit und Invasivität des Verfahrens (Morton 2005). Weiterhin ist mit starken fibrosierenden Gewebsveränderungen im Becken zu rechnen, die eine spätere operative Therapie erschweren (Stephenson et al. 2004). Die S3-Leitlinie nennt die HDR-Brachytherapie in Kombination mit einer externen Strahlentherapie als Therapieoption beim lokal begrenzten Prostatakarzinom. Der Einsatz der HDR-Monotherapie bei Patienten mit niedrigem Risikoprofil wird nur im Rahmen von kontrollierten Studien empfohlen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).

Komplikationen der Strahlentherapie

Die Nebenwirkungsraten von radikaler Prostatektomie und Strahlentherapie unterscheiden sich hinsichtlich des zu erwartenden Spektrums, nicht jedoch in Hinblick auf die Gesamthäufigkeit. Im Gegensatz zur Operation können nach Strahlentherapie Schäden verzögert und noch nach vielen Jahren auftreten. In einer EORTC-Studie wurden die späten Nebenwirkungen der Strahlentherapie des Prostatakarzinoms systematisch untersucht (Ataman et al. 2004). In dieser Untersuchung erhielten die Patienten eine Beckenbestrahlung mit 50 Gy, gefolgt von einer Aufsättigung der Prostataregion auf 70 Gy. Das mediane Follow-up zur Toxizitätsbeurteilung lag bei 42 Monaten. Die Gesamttoxizität (Grad 2 und höher) betrug 22,8 %, die Gesamtharntrakttoxizität 15,9 %, die Gesamtdarmtoxizität 9,8 %. Nach ihrer Häufigkeit geordnet traten die folgenden Nebenwirkungen auf: Proktitis (8,2 %), Harntraktstriktur 7,2 %, Harninkontinenz (5,3 %), Zystitis (5,3 %), Hämaturie (4,8 %), chronische Diarrhoe (3,7 %), Beinödem 1,6 %, Dünndarmstenose (0,5 %). Die Rate therapieassoziierter Todesfälle lag bei 1 % und damit sogar eher höher als in den aktuellen Serien zur radikalen Prostatektomie in großen Zentren (Lepor 2009). Unter den langfristigen Nebenwirkungen sind Potenzstörungen und Harninkontinenz nach perkutaner Strahlentherapie nach 5 Jahren seltener als nach radikaler Prostatektomie, Darmproblemen hingegen häufiger, langfristig glichen sich die Raten aber wieder weitgehend an (Resnick et al. 2013).

Kombinierte Radiochemotherapie

Ein frühzeitiger Einsatz einer Chemotherapie als neoadjuvante oder adjuvante Therapie in Zusammenhang mit einer geplanten Operation oder Strahlentherapie des lokalbegrenzten Hochrisiko-Prostatakarzinoms ist als experimentell anzusehen und sollte nur im Rahmen von Studien erfolgen. Es liegen Daten vor, die die Durchführbarkeit einer solchen Therapie belegen, zur Beurteilung ihrer Effektivität ist es jedoch zu früh. Die Toxizität wird als akzeptabel beschrieben (Guttilla et al. 2014; Marshall et al. 2014).

Neoadjuvante Hormontherapie bei externer Strahlentherapie und interstitieller Brachytherapie

Neoadjuvante und adjuvante Hormontherapie wurden bei der perkutanen oder interstitiellen Strahlentherapie bisher nicht direkt miteinander verlichen. Bei der externen Strahlentherapie wird von einigen Autoren eine hormonelle Vorbehandlung empfohlen, um das Zielvolumen zu vermindern und auf diese Weise die Komplikationsrate zu senken. Beim lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom ist eine sechsmonatige neoadjuvante Hormontherapie vor der externen Strahlentherapie einer alleinigen Strahlentherapie hinsichtlich des Gesamtüberlebens überlegen (Denham et al. 2011). Allerdings wurde in dieser Studie nicht mit einer adjuvanten Hormontherapie verglichen (Denham et al. 2011). Beim lokalbegrenzten Prostatakarzinoms höheren Risikoprofils hat sich eine viermonatige Hormontherapie beginnend 2 Monate vor der Strahlentherapie einer alleinigen Strahlentherapie hinsichtlich des tumorspezifischen und Gesamtüberlebens als überlegen erwiesen (Jones et al. 2011). Die aktuelle S3-Leitlinie empfiehlt im Falle einer primären externen Strahlentherapie beim lokal begrenzten Prostatakarzinom des hohen Risikoprofils eine adjuvante Hormontherapie und merkt an, daß diese bis zu 6 Monate vor der Strahlentherapie beginnen kann (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Beim lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom wird eine Hormontherapie mit einer Gesamtdauer von 24, besser 36 Monaten empfohlen, ohne daß explizit auf einen neoadjuvanten Beginn eingegangen wird (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).
Bei der interstitiellen Brachytherapie fand eine retrospektive Untersuchung eine erhöhte Gesamtsterblichkeit bei neoadjuvant hormonell behandelten im Vergleich zu hormonnaiven Patienten, ohne daß anhand des Datenmaterials die Ursache dieses Phänomens geklärt werden konnte (Beyer et al. 2005). Für eine abschließende Beurteilung reicht die Datenlage gegenwärtig jedoch nicht aus. Es wird daher empfohlen, den Einsatz neoadjuvanter Hormontherapie vor Brachytherapie (bei Patienten mit Hochrisiko-Prostatakarzinom) auf kontrollierte Studien zu beschränken (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).

Adjuvante Hormontherapie bei perkutaner Strahlentherapie und interstitieller Brachytherapie

Im Falle einer primären perkutanen Strahlentherapie wird in der S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie beim lokal begrenzten Tumor des hohen Risikoprofils eine adjuvante Hormontherapie von 2, besser 3 Jahren empfohlen. Davon können bis zu 6 Monate auch neoadjuvant vor der definitiven Strahlentherapie verabreicht werden (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Es wird empfohlen, die Dauer der Hormontherapie individuell entsprechend den Kriterien Komorbidität, Alter, Lebenserwartung und Tumorausdehnung festzulegen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Bei Patienten mit lokal begrenztem Tumor und mittlerem Risikoprofil ist eine kurze (neo-)adjuvante Hormontherapie von 4–6 Monaten Dauer eine Option (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Unklar ist die Situation bei Niedrigrisikopatienten. Aufgrund der sehr geringen Sterblichkeit dieser Patientengruppe nach externer Strahlentherapie sowohl mit als auch ohne zusätzliche Hormontherapie ist fraglich, ob der mögliche Zusatznutzen bei diesen Patienten die zu erwartenden Nebenwirkungen aufwiegt (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Ungeklärt ist der Stellenwert einer adjuvanten oder neoadjuvanten Hormontherapie in Zusammenhang mit der HDR-Brachytherapie (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018).

Experimentelle Therapien

Als experimentelle Therapien des lokalbegrenzten Prostatakarzinoms werden unter anderem die Therapie mit hochdosiertem fokussiertem Ultraschall (high-intensity focused ultrasound, HIFU), die photodynamische Therapie, die Kryotherapie und die Radiofrequenzablation (radiofrequency interstitial tumour ablation, RITA) angeboten. Die aktuelle S3-Leitlinie rät vom Einsatz derartiger Therapieverfahren ab. Ausnahme ist hier der Einsatz des hochdosierten fokussiertem Ultraschalls beim isolierten Lokalrezidiv nach externer Strahlentherapie (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Dieses Verfahren wird mit einer schwachen „kann“-Empfehlung erwähnt. Voraussetzung ist eine Aufklärung der Patienten über den experimentellen Charakter dieser Therapie (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Die Gefahr schwerer Nebenwirkungen (hier vor allem rektourethrale Fisteln) ist auch bei diesen experimentellen Therapien gegeben (Ahmed et al. 2009; Aminsharifi et al. 2018).
In einer randomisierten Studie wurden photodynamische Therapie und aktive Überwachung verglichen (Azzouzi et al. 2017). Dabei wurde nach photodynamischer Therapie eine geringere Progressionsrate beobachtet (Azzouzi et al. 2017). Auffällig war in dieser Studie eine relativ hohe frühe Interventionsrate im Kontrollarm (28 % nach 2 Jahren (Azzouzi et al. 2017)). In einer vergleichbaren Population unter aktiver Überwachung mit einer 10-Jahres-tumorspezifischen Überlebensrate von 99 % lag die Interventionsrate nach 2 Jahren bei nur 20 % (Hamdy et al. 2016). Auch in Anbetracht der relativ kurzen Nachbeobachtungszeit reichen die Daten eine Beurteilung bisher nicht aus (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Mittlerweile ist dieses Verfahren jedoch von der European Medinces Agency (EMA) zugelassen worden.

Nachsorge

Bei asymptomatischen Patienten nach kurativer Therapie des Prostatakarzinoms wird eine erste Nachsorgeuntersuchung nach 12 Wochen empfohlen, danach weiter vierteljährlich während der ersten 2 Jahre, in den nächsten 2 Jahren halbjährlich und ab dem 5. Jahr jährlich empfohlen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Empfohlen wird die Bestimmung des PSA-Wertes, nicht jedoch routinemäßig eine rektale Tastuntersuchung, welche nach radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie des Prostatakarzinoms ein lokales Tumorrezidiv später und weniger zuverlässig als der PSA-Wert anzeigt (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Bildgebende Verfahren werden empfohlen, wenn therapeutische Konsequenzen daraus erwachsen können und/oder verdächtige Symptome bestehen (S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0 2018). Nach radikaler Prostatektomie geht einem klinischen Rezidiv nahezu immer ein Wiederanstieg des PSA-Wertes (biochemisches Rezidiv) einher. In einer Studie anhand von fast 2000 Patienten wurde kein Fall eines Lokalrezidivs oder einer Fernmetastasierung ohne gleichzeitig erhöhte PSA-Wert beobachtet (Pound et al. 1999). Ein PSA-Wert unterhalb der Nachweisgrenze sollte bei Knochenmetastasen Zweifel an der Diagnose wecken und gegebenenfalls nach einem Zweittumor suchen lassen (Abb. 6).
Zusammenfassende Bewertung
Die Standardtherapie für das lokal begrenzte Prostatakarzinom ist die radikale Prostatektomie. Sie kann beim klinisch diagnostizierten Prostatakarzinom das Überleben gegenüber einer konservativen Therapie („Watchful Waiting“) verlängern. Daneben sind die perkutane und die interstitielle Strahlentherapie etablierte Therapieverfahren mit kurativer Intention. Weiterhin besteht mit der „Active-Surveillance“-Strategie die Möglichkeit zur verzögerten kurativen Intervention mit dem Ziel, einem Teil der Patienten die Nebenwirkungen der Prostatakarzinomtherapie zu ersparen. Der Begriff „Watchful Waiting“ wird demgegenüber für eine palliative Therapie vor allem bei Patienten mit voraussichtlich kurzer weiterer Lebenserwartung verwendet.
Nach einer radikalen Prostatektomie besteht die Möglichkeit einer adjuvanten Strahlentherapie, die die Rate an PSA- und lokalen Rezidiven bei Risikopatienten vermindern kann. Unklar ist bisher, ob eine adjuvante Strahlentherapie im Vergleich mit einer frühzeitigen Salvage-Strahlentherapie bei Eintritt eines PSA-Rezidives das Überleben verlängert. Ein therapeutischer Nutzen einer neoadjuvanten Hormontherapie ist bisher nur im Zusammenhang mit der perkutanen Strahlentherapie nachgewiesen. Eine adjuvante Hormontherapie kommt überwiegend nach perkutaner Strahlentherapie zum Einsatz. Nach radikaler Prostatektomie ist sie im Falle tumorbefallener Lymphknoten zu erwägen. Vom Einsatz nicht ausreichend validierter experimenteller Therapien außerhalb von Studien ist beim frühen Prostatakarzinom abzuraten. Eine Orientierung zur evidenzbasierten Diagnostik und Therapie des Prostatakarzinoms bietet die interdisziplinäre S3-Leitlinie. Sie wurde zuletzt im Jahr 2018 umfassend aktualisiert.
Danksagung
Die Autoren danken Prof. Dr.-Ing. Rainer Koch für die statistischen Berechnungen und Herrn Prof. Dr. med. Michael Laniado, Herrn Prof. Dr. med. Nasreddin Abolmaali sowie Herrn Priv.-Doz. Dr. med. Klaus Zöphel für die Überlassung der Bildgebungsbefunde.
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