Skip to main content
Orthopädie und Unfallchirurgie
Info
Publiziert am: 21.01.2023

Geburtstraumatischer Armplexusschaden

Verfasst von: Christoph Röder und Ralf Kraus
Geburtstraumatische Läsionen des Plexus cervicobrachialis sind selten, ihre Häufigkeit schwankt in der Literatur zwischen 0,5–2,5 % aller Geburten. 80–95 % aller Läsionen bilden sich spontan zurück. Die Therapie bei persistierenden Plexusläsionen ist vom Verletzungsmuster abhängig. Obwohl Schulterdystokie, Makrosomie, Beckenendlage und Instrumenten assistierte Geburten als Risikofaktoren identifiziert werden konnten, fehlen diese bei Dreiviertel aller Fälle. Die Folgen einer solchen Läsion sind, neben Lähmung und Sensibilitätsstörung, ein verringertes Knochenwachstum der betroffenen Seite.
Diagnostisch ist vor allem das klinische Bild des Neugeborenen relevant, da der Arm in einer für die Art der Verletzung typischen Position zu liegen kommt.
Nachdem eine geburtstraumatische Armplexusläsion festgestellt wurde, ist der Verlauf der neurologischen Symptome ausschlaggebend für die Therapie. Wenn nach den ersten 6 Monaten (in Sonderfällen nach 4 Monaten) keine Besserung festgestellt werden kann, ist eine Operation indiziert.
Der operative Zugang erfolgt supraklavikulär transversal durch Durchtrennung des Platysmas. Der Truncus superior und die einzelnen Plexuswurzeln werden dargestellt und mittels Reizstrom identifiziert. Nachdem die Rekonstruktionsstrategie intraoperativ festgelegt wird, wird meist der N. suralis als Transplantat verwendet.
Die sekundäre Operation nach mehr als 12 Monaten ist nur in Ausnahmefällen mittels primärer Nervenrekonstruktion möglich, da die Zielmuskeln in dieser Zeit meist atrophiert sind und ihre Funktion verloren haben. In diesen Fällen ist eine Muskel- und Sehnentransplantation indiziert. In der Regel wird für die Insuffizienz des M. biceps brachii ein M. latissimus dorsi Transplantat verwendet.