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Orthopädie und Unfallchirurgie
Info
Publiziert am: 09.05.2020

Arthrose des Ellenbogengelenks

Verfasst von: Andreas Lenich
Der Weltgesundheitsorganisation folgend finden sich bereits im Alter von 60 Jahren bei 10 % der Menschen Zeichen einer Arthrose. Am Ellenbogen können erste Arthrosezeichen bereits ab dem 20. Lebensjahr beobachtet werden. Menschen mit Arthrose leiden in 80 % der Fälle unter Bewegungseinschränkungen, und dadurch sind 25 % der Patienten in ihrem Alltag eingeschränkt. Zu unterscheiden sind die primäre und die sekundäre Form der Ellenbogenarthrose. Die primäre Arthrose kann als altersbedingte Degeneration ohne vorangegangene Überlastung oder Traumata auftreten. Die sekundäre Arthrose entsteht als Folge einer äußeren oder auch inneren Veränderung, wie zum Beispiel knöcherne Gelenkveränderungen oder entzündliche Erkrankungen.

Besonderheiten

Ätiologie

Der Weltgesundheitsorganisation folgend finden sich bereits im Alter von 60 Jahren bei 10 % der Menschen Zeichen einer Arthrose. Am Ellenbogen können erste Arthrosezeichen bereits ab dem 20. Lebensjahr beobachtet werden. Menschen mit Arthrose leiden in 80 % der Fälle unter Bewegungseinschränkungen, und dadurch sind 25 % der Patienten in ihrem Alltag eingeschränkt (WHO 2003).
Zu unterscheiden sind
  • die primäre und
  • die sekundäre Form.
der Ellenbogenarthrose. Die primäre Arthrose kann als altersbedingte Degeneration ohne vorangegangene Überlastung oder Traumata auftreten. Die sekundäre Arthrose entsteht als Folge einer äußeren oder auch inneren Veränderung, wie zum Beispiel knöcherne Gelenkveränderungen oder entzündliche Erkrankungen.
Die häufigsten Ursachen für degenerative Veränderung des Ellenbogengelenks sind
  • repetitive Mikrotraumen,
  • generelle Überbeanspruchung und
  • Spätfolgen einer Osteochondrosis dissecans mit Gelenkformveränderungen.
Das Ellenbogengelenk ist aus mechanischer Sicht betrachtet formschlüssig, dies bedeutet für alle Gelenkpartner, dass sie unabhängig der Gelenkstellung immer in Kontakt zueinander stehen. Durch Fehlwachstum oder traumatisch bedingte Veränderungen kann die Formschlüssigkeit gestört sein. Der Gelenkknorpel unterliegt dann höheren unphysiologischen Belastungen. Dies kann als der Beginn einer Ellenbogengelenkarthrose angesehen werden.
Der Arthroseprozess ist als chronisch fortschreitende Erkrankung in Phasen unterteilt. Da hyaline Gelenkknorpel sich nicht regenerieren und eine Restitutio ad integrum nicht möglich ist, steht am Ende immer die Zerstörung der Gelenkphysiologie.
Im Falle der primären Arthrose treten die ersten Knorpelschäden am Ellenbogengelenk meist im radiohumeralen Gelenk auf, es finden sich radiologisch humeralseitig Knochenzysten. Die Knorpelläsion kann primär durch ein initiales Trauma, aber auch sekundär durch eine Bandruptur mit nachfolgender Gelenkinstabilität zu einem sekundären Knorpelschaden führen (Abb. 1).
Kleine Knorpelläsionen führen zu einer reaktiven Synovialitis, die mit vermehrter Synovialflüssigkeitsproduktion einhergeht. Durch die intraartikuläre Druckerhöhung kann es zur Bewegungseinschränkung und zur weiteren Knorpelzelldestruktion kommen. Diese führen zu weiteren Knorpeldefekten bis hin zur Delaminierung von größeren Arealen, wie zum Beispiel dem Kapitulum oder der Trochlea.
Die immer größer werdenden Knorpeldefekte führen in der nächsten Phase zum Eindringen von synovialer Flüssigkeit in den Knochen (Knochenödem) und zur Überlastung der subchondralen Zone. Subchondral werden nun vermehrt Kalziumapatitkristalle eingelagert, die als vermehrte subchondrale Sklerose im Röntgenbild sichtbar werden (Tab. 1).
Tab. 1
Lokalisation der Arthrose und Einteilung der Schweregrade anhand von Röntgenbildern des Ellenbogengelenks in 2 Ebenen. Beim Kellgren-Lawrence-Score wird die radiologische Ausprägung der Arthrose in fünf Grade unterteilt (Kellgren und Lawrence 1957)
Grad
Beschreibung
1
Geringe subchondrale („unterhalb des Knorpels“) Sklerosierung, keine Gelenkspaltverschmälerung oder Osteophyten
2
Geringe Gelenkspaltverschmälerung und beginnende Osteophytenbildung, angedeutete Unregelmäßigkeiten der Gelenkfläche
3
Ausgeprägte Osteophytenbildung, deutliche Unregelmäßigkeiten der Gelenkfläche
4
Ausgeprägte Gelenkspaltverschmälerung bis zur vollständigen Destruktion, Deformierung/Nekrosen der Gelenkpartner
In der nächsten Phase kommt es zur Verminderung des geschädigten Knorpelvolumens. Der Gelenkspalt verschmälert sich, und dadurch sind die Bandstrukturen relativ gesehen zu lang. Auf diese Druckerhöhung und Instabilität im Gelenk wird durch osteophytäre Anbauten zur Oberflächenvergrößerung und dadurch mit Druckminderung und Stabilitätsgewinn reagiert. Die weitere Belastung und Bewegung des Gelenks steigert die Synoviaproduktion. Aufgrund der fehlenden Knorpelabdichtung des Knochens dringt die Gelenkflüssigkeit in den Knochen ein. Dies ist im MRT als Knochenödem (Abb. 2) und später radiologisch in Form von Zysten darstellbar. Die Zysten finden sich in der Frühphase der Arthrose am Ellenbogengelenk im weicheren Knochenbereich des distalen Humerus, etwa am Kapitulum oder am Radiuskopf. Durch die Größenzunahme der Zysten und deren Einbruch kann es zur Formveränderung der Knochen bis hin zur kompletten Gelenkdestruktion kommen. Der Verlauf der Arthrose kann sich am Ellenbogen auf einzelne Gelenkbereiche beschränken oder generalisiert auftreten (Abb. 3).

Diagnostik

Mit einer symptomatischen Arthrose des Ellenbogens kommt typischerweise ein 50-jähriger Mann mit Schmerzen im Ellenbogen bei und nach Belastung seines dominanten Arms in die Ambulanz.

Klinische Untersuchung

Bei der aktiven und passiven Untersuchung der Extension und Flexion zeigen sich endgradig im Bewegungsumfang („range of motion“, ROM) Einschränkungen. Diese können schmerzhaft, aber auch mit hartem Anschlag schmerzfrei sein. Die ROM sind immer im Seitenvergleich zu dokumentieren.

Bildgebende Diagnostik

Röntgen

Der Goldstandard sind Röntgenbilder in a.p. und lateral. Zielaufnahmen einzelner Regionen sind durch die gute Verfügbarkeit der Computertomografie obsolet. Es finden sich je nach der Arthrosephase unterschiedliche Gelenkschäden, beginnend mit einer subchondralen Sklerosierung (Abb. 4), gefolgt von der Gelenkspaltverschmälerung und den ersten Zysten bis zur Gelenkspaltaufhebung und Gelenkdestruktion (siehe Tab. 1, Abb. 5). Freie Gelenkkörper sind ein weiterer Hinweis für die Ellenbogenarthrose.

Computertomografie (CT)

Die CT-Untersuchung eignet sich zur genauen Lokalisierung freier Gelenkkörper, osteophytärer Anbauten und Zysten. Mithilfe der 3D-Rekonstruktion eines CT-Datensatzes können Gelenkdeformitäten und Winkelveränderungen dargestellt werden. Um die Ursachen von Patientenbeschwerden und das Ausmaß der Arthrose richtig zu taxieren, ist vor einer operativen Arthrolyse ein CT durchzuführen. Zur Darstellung kleinster Knorpeldefekte kann ein Arthro-CT mit Kontrastmittelinjektion in das Ellenbogengelenk durchgeführt werden (Waldt et al. 2005).

Magnetresonanztomografie (MRT)

Die MRT-Untersuchung erlaubt die Beurteilung von großen Knorpelschäden und ermöglicht die Darstellung von freien kartilaginären Gelenkkörpern (Abb. 6). Zur Darstellung entzündlicher Prozesse, im und um das Ellenbogengelenk, eignet sich das MRT ebenfalls gut. Ausschließlich durch das MRT lassen sich in der frühen Phase der Ellenbogenarthrose atraumatische Knochenödeme finden (siehe Abb. 2)

Ellenbogengelenkarthroskopie

Die höchste Sensitivität und Spezifität für die Detektion von Pathologien der Ellenbogengelenkoberflächen liegt in der diagnostischen Arthroskopie. Sie lässt eine genaue Beschreibung der Arthrosephase und des Gelenkzustands zu (Tab. 2). Außerdem ermöglicht die Arthroskopie nach der Diagnostik therapeutische Maßnahmen.
Tab. 2
Makroskopische Einteilung der Arthrose nach Noyes und Stabler (Noyes und Stabler 1989)
Stadium
Makroskopisch-arthroskopische Pathologien
1
a) Knorpelerweichung mit elastischer Verformbarkeit
b) Knorpelerweichung mit plastischer Verformbarkeit
2
a) <50 % vertikaler Knorpelsubstanzdefekt
b) >50 % vertikaler Knorpelsubstanzverlust
3
a) Knorpelglatze bei intakter subchondraler Zone
b) Knorpelglatze mit geschädigter subchondraler Zone

Therapie

Die Ziele jeglicher Therapiemaßnahmen bei der Gelenkarthrose sind:
  • Reduktion der Schmerzen
  • Erhalt oder Verbesserung der Beweglichkeit
  • Verlangsamung oder Stopp der Arthroseprogression

Primärbehandlung

Patienten mit einer aktivierten Arthrose benötigen eine medikamentöse und physiotherapeutische Schmerztherapie (Entlastung, Lymphdrainage, Kryotherapie). Die Kombination aus antiphlogistischen und analgetischen Medikamenten in einer Intervalltherapie von 2–3 Wochen ist indiziert. Zusätzlich sollte der Arthrosereiz durch Entlastung und Stabilisierung (kurzfristige Ruhigstellung mit Lagerungsschienen) des Ellenbogengelenks gemindert werden.

Konservative Therapie

Milde Arthroseformen mit geringen Beschwerden und geringer Progredienz können konservativ behandelt werden (Sears et al. 2012).
Die Physiotherapie dient meist nur dem Erhalt der ROM und kann diese nur selten steigern (knöchernes Impingement durch Osteophyten!). Wegen der mechanischen Ursachen sind forcierte manuelle Techniken oder physiotherapeutische Maßnahmen nicht indiziert. Lokal detonisierende Maßnahmen und vereinzelte Einnahme von Analgetika sind zu empfehlen. Über die Einnahme von Analgetika und deren oft negativen Effekt auf die Progredienz der Arthrose durch die weitere Überlastung der Gelenkstrukturen ist der Patient eindringlich zu informieren.
Bei abnehmender ROM kann der Patient regelmäßig zur Dokumentation der ROM einbestellt werden. Der Zeitpunkt für den Wechsel auf operative Therapieverfahren wird oft durch die therapieresistenten Schmerzen und die Limitierung im Alltag des Patienten bestimmt.

Operative Therapie

Als dringliche Indikation zur operativen Therapie ist lediglich die komplette Gelenkblockade durch einen oder mehrere freie Gelenkkörper zu nennen. Wichtig für die Indikation und den Erfolg der unterschiedlichen Operationstechniken ist eine detaillierte Diagnostik (siehe oben).
Die Arthrolyse (offen oder arthroskopisch) des Ellenbogengelenks dient dem Gelenkerhalt (Abb. 7). Operationen dieser Art können bei einem Patienten mehrmals durchgeführt werden. Die möglichen Verbesserungen der ROM nach einem Jahr liegen im Mittel bei 40–50°. Die Zeitspanne der Verbesserung durch eine Arthrolyseoperation nimmt mit dem Progress der Arthrose ab.
Bei Bewegungseinschränkungen von mehr als 30° ist präoperativ eine neurologische Untersuchung des N. ulnaris durchzuführen. Wir empfehlen für Arthrolysen mit dem Ziel eines ROM-Gewinns von mehr als 30° eine Dekompression oder Neurolyse des N. ulnaris im Bereich des Sulcus nervi ulnaris, um sekundäre Traktionsschäden des Nervs zu vermeiden. Eine Verlagerung des Nervs nach ventral ist in den wenigsten Fällen primär notwendig.

Arthroskopische Operationen und Arthrolyse

Basierend auf den Prinzipien der offenen Ellenbogenchirurgie und durch neue medizinische Instrumente hat sich die arthroskopische Ellenbogenchirurgie sehr weit entwickelt.
Die Arthroskopie des Ellenbogens hat eine flache Lernkurve, und der Erfolg für den Patienten hängt direkt mit der Erfahrung des Operateurs zusammen. In der Literatur werden, je nach Erfahrung des Operateurs, die möglichen Eingriffe in 5 Bereiche eingeteilt (Buddy III 2007).
Sehr gute Ergebnisse lassen sich arthroskopisch durch das Bergen von freien Gelenkkörpern erzielen. Die arthroskopische Arthrolyse des arthrofibrotisch steifen Ellenbogengelenks bedarf einiger Erfahrung und Vorsicht. Die in der Literatur am häufigsten berichteten Komplikationen sind iatrogene Nervenläsionen (Cave: Zustand nach Nerventransposition). Vergleichende Studien belegen der arthroskopischen osteokapsulären Arthroplastik und Arthrolyse am Ellenbogen ähnlich gute Ergebnisse wie den offenen Verfahren bei allerdings geringerer Zugangsmorbidität.
Aufgrund der kleinen Gelenkräume und mannigfaltigen Verwachsungen ist ein strukturiertes Vorgehen wichtig. Zuerst werden freie Gelenkkörper (FGK) und osteophytäre Anbauten im dorsalen und dorsoradialen und mit besonderer Vorsicht (Cave: N. ulnaris) auch im dorsoulnaren Gelenkaspekt entfernt. Nach der Mobilisation der Gelenkkapsel und des M. triceps vom distalen Humerus müssen die ventralen Gelenkbereiche inspiziert werden. Hier werden FGK und osteophytäre Anbauten im Bereich der Fossa coronoida und am Processus coronoideus entfernt und abschließend eine ventrale Kapsulotomie mit partieller Kapsulektomie durchgeführt (Cave: Gefäß-/Nervenläsionen).
Die erzielte ROM wird intraoperativ Fotodokumentiert, um dem Patienten seine neuen Bewegungsmöglichkeiten zu visualisieren.

Offene Arthrolyse

Bei der sogenannten Collum-Prozedur wird über einen lateralen Kocher-Zugang nach ventral und dorsal die Kapsulektomie scharf am Humerusschaft durchgeführt. Sicherer und leichter ist dies, wenn man vorher ventral den distalen M. brachioradialis und M. extensor carpi radialis brevis und dorsal den M. triceps von der Kapsel ablöst. Danach lassen sich die osteophytären Anbauten und FGK im gesamten Gelenk gut entfernen.

Gelenkersatz

Die Optionen des Gelenkersatzes reichen von einem partiellen Oberflächenersatz über die Hemiendoprothese bis zur Totalendoprothese.
In einem Frühstadium der Ellenbogenarthrose kann mit einem partiellen Oberflächenersatz eine Beschwerdefreiheit bei fast normaler Belastbarkeit erzielt werden. Die derzeitigen Modelle dienen ausschließlich zur Versorgung der humeroradialen Säule. Für die Versorgung der humeroulnaren Arthrose mit Pathologien auf der humeralen Seite kann eine Hemiprothese implantieren werden. Bei aufgehobenem Gelenkspalt und/oder Gelenkdestruktion ist die Totalendoprothese (TEP) das Verfahren der Wahl. Bezugnehmend auf Morrey besteht zur Implantation einer Ellenbogen-TEP die Indikation, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
  • Bewegungsumfang <60°
  • Ausgeprägte Gelenkinkongruenz/Gelenkspaltverschmälerung
  • Alter >65 Jahre
  • Ausschöpfen sämtlicher konservativer Therapieoptionen und gelenkerhaltender Operationsverfahren (Morrey 2000)
Aufgrund des großen Bewegungsausmaßes, den enormen Rotationskräften und der geringen Weichteildeckung ist die Belastbarkeit der TEP noch sehr begrenzt. Die Empfehlungen der Hersteller variieren zwischen Belastungen mit 2,5–5 kg. Dies ist vor einer Operation mit dem Patienten detailliert zu besprechen. Die Folgen der Überlastung sind reduzierte Standzeit der Prothesen durch frühzeitige Lockerung und Verschleiß der Inlays. Daraus erklären sich auch die hohe Varianz der Standzeiten für Ellenbogen-TEP in der Literatur.

Komplikationen

Schmerzpersistenz und Beweglichkeitsdefizit

Die Schmerzpersistenz und eine anhaltende postoperative Bewegungseinschränkung können Hinweise für Komplikationen oder arthrofibrotische, ossäre Residuen sein. In diesen Fällen ist eine zeitnahe zielgerichtete Diagnostik zum Ausschluss von Hämatomen, Infektionen, Nervenschädigung, freien Gelenkkörpern und ossären Residuen indiziert.

Nervenläsionen

Intraoperative Schäden der ellenbogennahen Nerven finden sich in der Literatur als Fallberichte und in retrospektiven Untersuchungen mit Inzidenzen zwischen 6–20 % für die offenen operativen Verfahren und bis zu 16 % für die Arthroskopie (Blona et al. 2013).
Eine besondere Rolle spielt der N. ulnaris. Patienten mit einer Flexion kleiner als 100° haben ein erhöhtes Risiko für einen postoperativen Traktionsschaden. Als mögliche Ursachen sind heterotope Ossifikationen im Bereich des Sulcus ulnaris und lang anhaltende und hohe Bewegungseinschränkung zu nennen. Dieser kann durch eine Dekompression oder Neurolyse verhindert werden (Williams et al. 2012).
Problematisch sind postoperative Dehnungsschäden des N. ulnaris. In einer Gruppe von 235 behandelten Patienten mit Arthrolyse fanden Blonna et al. postoperativ in 11 % der Fälle eine Nervus-ulnaris-Symptomatik. Die 26 Patienten unterschieden sich bezüglich der Rekonvaleszenz in schnell erholende, langsam erholende und nicht erholende Symptome (Blona et al. 2014). Postoperative neurologische Defizite des N. ulnaris, die länger als 14 Tage bestehen, erreichen keine Restitutio ad integrum mehr (Blona et al. 2014).

Nachkontrollen

Die Patienten sind bis zur 7. postoperativen Woche engmaschig (wöchentlich) zu kontrollieren, um auf eine Reduktion des Bewegungsumfangs frühzeitig reagieren zu können. Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, sind generell die meisten Patienten bei jedem Kontakt zur intensiven Mobilisation und Bewegung zu motivieren.

Nachbehandlung

Für den Erfolg einer Ellenbogenarthrosebehandlung ist die Compliance des Patienten für die zeitaufwendige und körperlich intensive Nachbehandlung entscheidend. Basierend auf der Compliance ist daher eine strenge Patientenselektion für operative Arthrolysen zu empfehlen.
Die ersten Tage sind oft für das Outcome entscheidend. Eine gute Vorbereitung und Koordination der Hilfsmittel, Schmerztherapie und Physiotherapie sind essenziell. Die Patienten werden bereits präoperativ mit dem Nachbehandlungsschema (Tab. 3) vertraut gemacht. Eine präoperative Physiotherapie für erste Übungen und Terminvereinbarung ist zu empfehlen. Ein Schmerzkatheter wird präoperativ angelegt und postoperativ nach Kontrolle der Hand- und Unterarmsensibilität und -motorik befahren.
Tab. 3
Postoperatives Behandlungsschema nach einer operativen Arthrolyse des Ellenbogens
Zeit
Hilfsmittel
Bewegungsumfang und Belastbarkeit
Physiotherapie
Phase I
1. Woche
• CPM-Schiene
• Kühlung
• Liberty Cast zur Nacht
• Schmerztherapie mit Plexuskatheter
• Ab sofort intensive Beübung der Beweglichkeit
• Kein Bewegungslimit
• Freie Beübung ohne Gewichte
• Anleitung für Eigenübungen
• CPM bis zu 12 h/Tag
• Aktivierung der Muskelpumpe über kräftiges Öffnen und Schließen der Faust
• Pumpübung mit Softball
• Hochlagerung
• Sanfte Ausstreichungen von den Fingern schulterwärts
• Manuelle Lymphdrainage
• Intensive endgradige passive Beübung (mehrmals täglich)
Phase II
2.–6. Woche
• Liberty Cast bis zur 3. Woche
• CPM-Schiene zu Hause
• Kühlung
• Orale Schmerztherapie
• Antiphlogistikatherapie
• Fortsetzen der CPM
• Weitere Anleitung für Eigenübungen
• Aktivierung der Muskelpumpe über kräftiges Öffnen und Schließen der Faust
• Pumpübung mit Softball
• Hochlagerung
• Manuelle Lymphdrainage
• Manuelle Therapie unter Analgetikagabe
• Sensomotorisches und kontralaterales Training
Phase III
7.–12. Woche
• Antiphlogistikatherapie
• Weitere Eigenübungen
• Aufbautraining mit steigenden Gewichten
• Joggen/Walken, Radfahren, Schwimmen
• Sportartspezifisches Training
• Manuelle Therapie
• Anleitung dynamischer Übungen
• Wiederherstellung der Muskelkraft
• Haltungsschulung (Vermeidung von Schonhaltung)
• Narbenbehandlung nach Wundheilung
Phase IV
Ab der 13. Woche
 
• Kontakt und Risikosportarten nach Trainingsstand
• Im weiteren Verlauf moderates berufs- und sportartspezifisches Training
• Anleitung zu dynamischen Übungen mit Kraft/Gewichten
• Lokales Ausdauertraining der gesamten Arm-/Schultergürtelmuskulatur
CPM, continuous passive motion
Der Patient bekommt im OP eine Oberarmstreckschiene (Liberty Cast) angelegt. Diese soll für die kommenden 2 Wochen zur Nacht getragen werden. Ein Vorteil dieser Maßnahme scheint, dass der Patient tagsüber nur die Flexion üben muss. Auf der Station kann der Patient sofort mit der Physiotherapie beginnen. Die Übung mit der Motorschiene sollte bekannt sein, und der Patient kann damit sofort eigenständig bis zu 12 Stunden am Tag trainieren. Zur bestmöglichen Koordination ist die Physiotherapeutin frühzeitig über den Patienten zu informieren.
Literatur
Blona D, Wolf JM, Fitzsimmons JS, O’Driscoll SW (2013) Prevention of nerv injury during arthroscopic capsulectomy of the elbow utilizing a safety-driven strategy. JBJS 95(15):1373–1381CrossRef
Blona D, Huffmann GR, O’Driscoll SW (2014) Delayed-onset ulnar neuritis after release of elbow contractures: clinical presentation, pathological findings, and treatment. Am J Sports Med 42(9):2113–2121CrossRef
Broberg MA, Morrey BF (1987) Results of treatment of fracture-dislocations of the elbow. Clin Orthop Relat Res 216:109–119
Buddy FH III (2007) Guidelines to Becoming an Expert Elbow Arthroscopist. J Arthrosc Relat Surg 23(11):1237–1240CrossRef
Kellgren JH, Lawrence JS (1957) Radiological assessment of osteoarthritis. Ann Rheum Dis 16:494–501CrossRef
Morrey BF (2000) The elbow and its disorders, 3. Aufl. Saunders, Philadelphia
Noyes FR, Stabler CL (1989) A system for grading articular lesions cartilage at arthroscopy. Am J Sports Med 17:505–513CrossRef
Sears BW, Puskas GJ, Morrey ME, Sanchez-Sotelo J, Morrey BF (2012) Post-traumatic elbow arthritis in the young adult: evaluation and management. J Am Acad Orthop Surg 20:704–714CrossRef
Stehle J, Gohlke F (2011) Einteilung der Ellenbogensteife und Indikation zur operativen Behandlung. Orthopade 40:282–290CrossRef
Waldt et al (2005) Comparison of multislice CT arthrography and MR arthrography for the detection of articular cartilage lesions of the elbow. Eur Radiol 15:784–791CrossRef
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