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Volhard-Konzentrationsversuch

Verfasst von: W. G. Guder
Volhard-Konzentrationsversuch
Synonym(e)
Konzentrationsversuch nach Volhard; Durstversuch
Englischer Begriff
urine specific weight after timed lack of fluid intake
Definition
Nach dem deutschen Nephrologen Franz Volhard (1872–1950) benannte Messung des spezifischen Gewichts des Urins (Gewicht, spezifisches des Urins) nach 8–12 Stunden, ggf. nach 24 Stunden ohne Flüssigkeitszufuhr.
Durchführung
Dem Patienten werden evtl. im Anschluss an einen Wassertrinkversuch am Morgen ab Mittag keine flüssige Kost und Getränke mehr gegeben. Der Harn wird zweistündig entleert und das spezifische Gewicht und oder die Osmolalität gemessen.
Funktion – Pathophysiologie
Bei ausbleibender Flüssigkeitszufuhr steigt die Konzentration des Urins an.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Je eine Portion nach 2, 4, 6 und 8 Stunden Durst.
Analytik
Osmometrie mit Gefrierpunktserniedrigung oder spezifisches Gewicht mit Urometer.
Konventionelle Einheit
mosmol/kg (Osmolalität) oder Masse Dichte Urin/Masse Dichte von Wasser ohne Benennung (spezifisches Gewicht).
Internationale Einheit
mosmol/L (Osmolarität).
Umrechnungsfaktor zw. konv. u. int. Einheit
Meist kein Unterschied.
Referenzbereich – Erwachsene
Anstieg auf >1,03, >1000 mosmol/kg.
Referenzbereich – Kinder
(Wird bei Kindern nicht durchgeführt.)
Indikation
Bei Polyurie mit niedriger Osmolalität ohne Diabetes mellitus zur Abgrenzung von pathologischen Ursachen der renalen Konzentrierungsschwäche.
Interpretation
Bleibt die Konzentration unter 300 mosmol/kg oder unter 1,01 spezifischem Gewicht, spricht man von einer Hyposthenurie, die durch renale Defekte der Harnkonzentrierung im Sammelrohr (Mangel an Vasopressinrezeptor oder seiner Wirksamkeit) oder durch fehlende Freisetzung von Vasopressin bedingt ist.
Bei Hyposthenurie ist eine inadäquate Vasopressin-(Adiuretin-)Freisetzung, ein zentraler oder ein renaler Diabetes insipidus durch Messung von Vasopressin im Plasma zu differenzieren. Bei Isosthenurie zwischen 1,008 und 1,012 liegt eine fehlende Reaktivität der renalen Vasopressinrezeptoren vor.
Diagnostische Wertigkeit
Durch die Osmometrie und kontinuierliche Messverfahren wird der Durstversuch nur noch selten durchgeführt.
Literatur
Hallmann L (1980) Klinische Chemie und Mikroskopie, 11. Aufl. Georg Thieme Verlag, Stuttgart