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Kinderchirurgie
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Publiziert am: 05.10.2018

Fehlbildungen der Halsorgane bei Kindern

Verfasst von: Jochen Hubertus und Rainer Grantzow
Fehlbildungen des Halses betreffen von den Kiemengängen und dem Ductus thyreoglossus ausgehend Fisteln und Zysten sowie die äußerst selten auftretenden medianen Halsspalten und Flügelfellbildungen (Pterygium colli). Pathologien der Gefäßsysteme werden in dieser Region häufiger gesehen und imponieren als Gefäßtumoren, wie Hämangiome, und kongenitale Gefäßmalformationen, wie Lymphangiome und Blutgefäßdysplasien.
Fehlbildungen des Halses betreffen von den Kiemengängen und dem Ductus thyreoglossus ausgehend Fisteln und Zysten sowie die äußerst selten auftretenden medianen Halsspalten und Flügelfellbildungen (Pterygium colli). Pathologien der Gefäßsysteme werden in dieser Region häufiger gesehen und imponieren als Gefäßtumoren, wie Hämangiome, und kongenitale Gefäßmalformationen, wie Lymphangiome und Blutgefäßdysplasien.

Halsfistel und Halszysten

Embryologie und Anatomie
Aus embryologischen Gründen müssen Halsfisteln und -zysten in laterale und mediane unterschieden werden.
Laterale Halsfisteln (Abb. 1) haben ihren Ursprung in einer inkompletten Rückbildung des zweiten Kiemengangs, der während einer kurzen Zeit der embryonalen Entwicklung ausgebildet wird. Entsprechend sind die lateralen Fisteln an den Seiten des Halses zu finden. Ausgangspunkt ist in der Regel die laterale Wand des Rachenraums. Gelegentlich kann eine gewisse Nähe zum Ramus marginalis des N. facialis, zum N. accessorius, N. hypoglossus und N. vagus bestehen.
Völlig anders hingegen verläuft die Entwicklung der wesentlich häufiger auftretenden medianen Halsfisteln (Abb. 2): Sie entstehen durch den mangelnden Verschluss des Ductus thyreoglossus, der temporär als Folge des Descensus der Schilddrüse vom Zungengrund in das untere Halsdrittel entsteht. Beginn der medianen Fisteln ist daher stets das Foramen caecum am Zungengrund. Im weiteren Verlauf führen diese Fisteln durch das Korpus des Zungenbeins zur Halsvorderseite.
Diagnostik
Unkomplizierte Halsfisteln stellen eine Blickdiagnose dar und bedürfen keiner weiteren apparativen Diagnostik. Bei Zysten, also blind endenden Fisteln, kann eine Sonografie hilfreich sein, um differenzialdiagnostisch ein zystisches Lymphangiom oder eine Lymphadenopathie auszuschließen. Bezüglich weiterführender Diagnostik bleibt aber stets zu bedenken, dass Halsfistelgänge äußerst klein sind und damit bei Schnittbildverfahren (Sonografie, MRT) nicht adäquat gesehen werden können. Dies gilt insbesondere bei Rezidiven, deren umliegendes Narbengewebe den Fistelgang zusätzlich verkleinert und verzieht. Auf die intraoperative Darstellung mit Methylenblau wird später eingegangen. Bei Halszysten ohne Ausführungsgang hingegen kann eine Bildgebung sinnvoll sein, um einerseits Beziehungen zu benachbarten Strukturen zu sehen und andererseits auch eine Artdiagnose treffen zu können.
Differenzialdiagnose
Bei Halsfisteln mit entzündlich veränderten Mündungen kommen differenzialdiagnostisch in erster Linie spontan eröffnete eingeschmolzene Lymphknoten im Rahmen einer Lymphadenitis colli infrage. Ranula, zystische Lymphangiome und Zysten der Schilddrüse kommen bei nicht entzündlichen, indolenten Schwellungen am Hals differenzialdiagnostisch in Betracht, ferner können in sehr seltenen Fällen auch Dermoidzysten der Halsvorderseite infrage kommen.
Therapie
Mit Diagnosestellung sollte die Indikation zur operativen Entfernung gestellt werden. Eine abwartende Haltung ist nicht zu empfehlen, da nach stattgehabter Infektion einer Halsfistel deren komplette Entfernung aufgrund von Verwachsungen sich ungleich schwieriger gestaltet und damit die Gefahr eines Rezidivs höher ist. Nur die anatomisch komplette Entfernung einer lateralen und medianen Halsfistel verhindert ein Rezidiv.
Operation der medianen Halsfistel
Vor der Resektion kann die Intubation der Fistel mit einer dünnen Kanüle und die Anfärbung mit blauem Farbstoff (Methylenblau) hilfreich sein, um den filliformen Gang besser im umliegenden Gewebe identifizieren zu können. Hierzu empfiehlt sich die Anlage einer Tabaksbeutelnaht um die Fistel und die anschließende Intubation des Gangs mit einer dünnen Kanüle. So kann verhindert werden, dass Farbstoff austritt und die Resektion erschwert. Mit einer 1-ml-Spritze wird der Farbstoff dann vorsichtig in die Fistel gespritzt. Dies sollte nicht gegen einen Widerstand erfolgen, da ansonsten ein Paravasat den operativen Überblick erschwert. Zurückfließende Farbe sollte sofort abgesaugt werden. Nach Entfernung des Katheters wird die Fistelmündung spindelförmig umschnitten und die Fistel sukzessive präpariert. Da die Fistel stets durch das Korpus des Zungenbeins verläuft, ist dieses mit zu resezieren und die Fistel erst an der Mündung zum Zungengrund nach Durchstechungsligatur abzusetzen (Sistrunk-Operation). Nach der Readaptation durchtrennter Muskulatur wird die Haut intrakutan verschlossen.
Operation der lateralen Halsfistel
Auch hier kann zunächst die Füllung mit blauem Farbstoff erfolgen. Da zumeist von der ursprünglichen Hautinzision der Fistelmündung eine laterale Halsfistel nicht in ihrer gesamten Länge dargestellt und entfernt werden kann, erfolgen weiter kranial im Verlauf ein sog. Hilfsschnitt, von dem aus dann die Fistel über ihre Gesamtlänge exstirpiert werden kann. Im Bereich der Mündung in den Pharynx sind nach Durchstechungsligatur die Fistel abzusetzen, die Schichten zu rekonstruieren und die Hautnaht intrakutan zu nähen.
Komplikationen und Prognose
Die wichtigste Komplikation ist das Rezidiv einer Halsfistel nach inkompletter Entfernung. Die Rezidivgefahr steigt mit vorangegangener Infektion der Fistel, respektive mit Folgeeingriffen. Daher sollte unbedingt angestrebt werden, dass die Fistel frühzeitig und komplett entfernt wird.
Eine Ursache für ein Rezidiv eines Ductus thyreoglossus können aber auch astartige Aufzweigungen des Hauptgangs in das benachbarte Gewebe sein, wie dies von Horisawa et al. 1991 beschrieben wurde. Die Rezidivquote der Thyreoglossusfisteln liegt bei etwa 3–5 % und steigt auf etwa 25 % an nach stattgehabter Infektion. Die Resektion einer infizierten Halsfistel im akuten Stadium ist nicht ratsam. Daher sollte die Entzündung zunächst antibiotisch zur Ausheilung gebracht und ein Abszess ggf. chirurgisch gespalten werden.
Zwar wurde in früheren Publikationen stets über eine erhöhte Rezidivquote bei vorangegangenen Infektionen berichtet, in einem jüngst erschienen Bericht über 100 Patienten (Ostlie et al. 2004) konnte jedoch kein statistisch relevanter Zusammenhang gefunden werden.

Mediane Halsspalten

Die äußerst seltenen medianen Halsspalten imponieren als bindegewebiger, nässender Strang mit einem Hautdefekt in der Mittellinie, meist mit einer kleinen knorpeligen Auftreibung am kranialen Ende (Agag et al. 2007) (Abb. 3). Sie sind als mesodermale Fusionsstörungen zu sehen und dürfen nicht mit medianen Halsfisteln verwechselt werden.
Auch wenn funktionell nicht unbedingt eine Operationsindikation besteht, ergibt sich diese in der Regel aus kosmetischen Gründen. Die Spalten können dann im ersten Lebensjahr korrigiert werden. Nach der Resektion des Bindegewebsstrangs wird die Haut mit einer fortlaufenden Z-Plastik verschlossen, um einem Narbensegel entgegenzuwirken.

Pterygium colli

Das gleichfalls äußerst seltene Pterygium colli (Flügelfell) ist meist assoziiert mit dem Turner-, Noonan-oder Klippel-Feil-Syndrom (Abb. 4).
Ziel einer Korrektur sollten ein normales Halsprofil und eine Verbesserung des zu tief liegenden Haaransatzes sein. Bei Anwendung einer fortlaufenden Z-Plastik kann zwar ein normales Profil erreicht werden, der haartragende Hautlappen wird dabei jedoch noch ventral verlagert. Daher werden immer wieder Modifikationen publiziert, die dieses Problem durch dorsale Zugänge vermeiden sollen (Hikade et al. 2002).

Ranula

Die Ranula (Froschgeschwulst) ist eine sublinguale Pseudozyste, die bis in die mylohyoidale Muskulatur reichen kann und v. a. bis zum 20. Lebensjahr auftritt. Ursächlich ist eine Obstruktion eines Ausführungsgangs der sublingualen Speicheldrüse. Eine Ranula liegt meist oberflächlich unter der Zunge, kann diese unter Umständen zur Seite verdrängen und in ihrer Motilität kompromittieren. Dadurch können die Sprache und der Schluckakt behindert werden.
Der zystische Charakter und die Zystengröße sind in der Sonografie gut erkennbar. Eine Kernspintomografie ist indiziert, wenn anhand der Klinik und der Sonografie keine sichere Arbeitsdiagnose gestellt werden kann. Auch wird empfohlen, dass ab einer Zystengröße von >2 cm ein MRT durchgeführt werden sollte (Packiri et al. 2017).
Die komplette Entfernung der Zyste ist in jedem Fall anzustreben und gelingt in der Regel problemlos. Als Zugang wird ein horizontaler Schnitt sublingual gewählt. Dabei sollte unbedingt ein ausreichend großer Schleimhautrand an der Zahnleiste stehen bleiben, um später einen sicheren Verschluss zu ermöglichen. Eventuell kann bei größerer kollarer Ausdehnung ein kollarer Zugang notwendig werden. Hier ist jedoch die Gefahr einer Nervenverletzung erhöht. Die Marsupialisation, mit einer Fensterung der Zyste in die Mundhöhle, hat eine Rezidivrate bis zu 89 % und sollte daher allenfalls noch bei Zysten einer Größe von <2 cm angewendet werden. Weitere Verfahren wie die Instillation von OK-432 oder der CO2-Laser sind beschrieben; die Datenlage hierzu ist aber unzureichend, um diese Verfahren zu empfehlen (Packiri et al. 2017).

Dermoidzysten

Neben der klassischen Lokalisation im Bereich der Augenbraue können Dermoidzysten auch in der Mittellinie des Halses gefunden werden. Als Ergebnis eines Fusionsfehlers von Hautsegmenten stellen sie einen in die Tiefe verlagerten Epithelkeim dar, der Talg produziert. Ein langsames Wachstum ist typisch; die Diagnose wird oft erst intraoperativ gestellt, da in diesem Bereich differenzialdiagnostisch meist zunächst an Halszysten gedacht wird. Durch ihre subkutane Verschieblichkeit sind sie aber unterscheidbar.
Schnittbildverfahren wie CT und MRT sind nicht indiziert.
Über einen kleinen Querschnitt sind sie problemlos komplett entfernbar. Belassene Reste können wie bei allen Dermoidzysten ein Rezidiv verursachen.

Hämangiome

Hämangiome im Halsbereich sind deutlich seltener (4 %) zu sehen als in der klassischen Hämangiomregion des Kopfs (60 %) (Abb. 5). Sie zeigen gleiche Wachstums- und Rückbildungscharakteristika wie Hämangiome an anderen Lokalisationen (Kap. „Gefäßtumoren bei Kindern“), sind aber in der Regel optisch nicht so auffallend, sodass meistens die spontane Remission abgewartet werden kann. Bedingt durch die Faltenbildung der Haut können Hämangiome an der ventralen Halsseite häufig ulzerieren. Eine Abdeckung dieser offenen Stellen mit dünnen Hydrokolloidplatten kann die Abheilung beschleunigen.
Eine Sonderform hingegen stellen Hämangiome im Bereich der Luftröhre dar, da durch eine Einengung der Trachea eine respiratorische Insuffizienz entstehen kann. Derartig lokalisierte Hämangiome können mit kutanen Hämangiomen der Kopf-Hals-Region vergesellschaftet sein; insbesondere bei sog. Barthämangiomen im medianen Kinnbereich ist die Gefahr eines zusätzlichen Befalls der Trachea gehäuft zu sehen.
Die anatomische Besonderheit trachealer Hämangiome liegt im geringen Durchmesser der kindlichen Trachea, die im Neugeborenenalter bei 5 mm liegt, entsprechend einem Querschnitt von 20 mm2. Dies hat zur Folge, dass bereits bei geringer Hämangiomgröße eine relevante Obstruktion resultieren kann. Auch wenn eine Kompensation lange möglich ist, kann die Situation im Rahmen eines Infekts mit konsekutiver Schleimhautschwellung exazerbieren.
Das Leitsymptom trachealer, kompensierter Hämangiome ist auch hier der persistierende Stridor, der bei Persistenz im Säuglingsalter bronchoskopisch abgeklärt werden muss.
Therapie
War früher die Therapie der Wahl die Anlage eines Tracheostomas mit allen negativen Auswirkungen auf die Sprach- und psychomotorische Entwicklung, ist es in heutiger Zeit möglich durch den CO2-Laser bronchoskopisch das Hämangiom – evtl. in mehreren Sitzungen – abzutragen und damit ein Tracheostoma zu vermeiden (Nicolai et al. 2005). Durch seine gute Dosierbarkeit und äußerst exakte Schneidwirkung ist hier der CO2-Laser dem Nd-YAG-Laser überlegen. Durch die tiefere Eindringtiefe des Nd-YAG-Lasers besteht auch die Gefahr einer Verletzung tiefer liegender Strukturen.
Ein relativ neuer Ansatz in der Behandlung von Hämangiomen ist der Einsatz von Propranolol. Es konnte in einer großen Studie gezeigt werden, dass kutane Hämangiome gut und v. a. rasch (4–6 Tage) auf die Propranololtherapie ansprechen (Léauté-Labrèze et al. 2015). Für die Behandlung von Hämangiomen der Trachea gibt es noch keine belastbaren Daten. Wenn das Kind allerdings noch keine akute Symptomatik im Sinne eines Ruhestridors oder einer respiratorischen Insuffizienz aufweist, kann probatorisch unter stationären Bedingungen Propranolol eingesetzt werden.

Lymphangiome

Embryologie und Anatomie
Lymphangiome entstehen durch pathologische Erweiterungen der Lymphgefäße während der ersten 4 Wochen der Schwangerschaft. Die Ätiologie ist nach wie vor unklar, eine temporäre Abflussstörung der Lymphe über das venöse System wird diskutiert. Durch diese Abflussstörung soll es dann zu einer Dilatation der lymphatischen Gefäße kommen (Kap. „Gefäßmalformationen bei Kindern“). Im Halsbereich gehen somit fast alle Lymphangiome von der Gefäßscheide aus, d. h. aus dem Bereich der A. carotis und V. jugularis. Wie bei anderen Lymphangiomen können kleinzystisch-solide Formen von multizystisch-großzystischen unterschieden werden. Dies ist im Hinblick auf die Operabilität wichtig, da die Möglichkeit einer kompletten Entfernung abnimmt, je kleinzystischer das Lymphangiom ist.
Nur etwa zwei Drittel der Lymphangiome sind bei Geburt erkennbar, ein Drittel wird erst später klinisch manifest, da hier die Lymphangiomzysten kollabiert sind und eine Füllung erst später auftritt.
Klinisches Bild und Diagnostik
Das Lymphangioma colli imponiert als weicher Tumor, der meistens vom lateralen Hals ausgeht, seltener auch die ventrale Seite des Halses betreffen kann (Abb. 6). Da nuchale zystische Hygrome in der Regel wegen weiterer Fehlbildungen nicht mit dem Leben vereinbar sind, werden sie als Rarität gesehen und stellen damit eine völlig andere Entität dar. Entdeckt werden sie nur intrauterin im Rahmen des Ultraschallscreenings und dürfen nicht mit dem meist prognostisch guten Lymphangioma colli verwechselt werden. Größere und gefüllte Lymphangiome des Halses sind intrauterin im Ultraschall als flüssigkeitsgefüllte Zysten gut erkennbar, sodass es hier nicht zu peripartalen Überraschungsbefunden kommen sollte. Damit ist auch eine Schwangerschaftsberatung der Eltern möglich und eine spätere Versorgung gezielt planbar. Dieses präpartale Wissen wird retrospektiv von den Eltern äußerst angenehm empfunden, da ausreichend Zeit verbleibt, sich mit dieser Fehlbildung auseinander zu setzen und sich über Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.
Sehr große Lymphangioma colli stellen weiterhin eine Indikation zur Sectio dar, da ansonsten peripartal die Gefahr besteht, dass eine geburtsbedingte Traumatisierung zu einer Einblutung, Größenzunahme und evtl. Kompression der Trachea führen kann. In seltenen Fällen von sehr großen Lymphangiomen, die die Gefahr einer trachealen Obstruktion mit sich bringen, kann ein EXIT-Procedure (Ex Utero Intrapartum Treatment) notwendig werden. Hierbei wird während der Sectio durch eine Intubation oder eine Tracheotomie der Atemweg gesichert, bevor die Nabelschnur unterbunden wird (Kap. „Fetale Chirurgie“).
Die Diagnostik von Lymphangiomen richtet sich nach ihrer Größe: Bei kleineren Formen reicht die Sonografie, um die Ausdehnung und Zystengröße bestimmen zu können. Bei größeren Lymphangiomen hingegen ist eine Kernspintomografie mit einer Gefäßdarstellung indiziert, um ein genaues anatomisches Bild präoperativ zu erhalten. Insbesondere die Lage zur Trachea und ein evtl. intramuraler Befall der Trachea sind zu evaluieren, damit eine mögliche Tracheaobstruktion beurteilt werden kann. Sind in der MRT Hinweise für einen intramuralen Tracheabefall oder eine Verlagerung der Trachea zu erkennen, sollte als nächster Schritt eine Tracheobronchoskopie durchgeführt werden. Liegt ein entsprechender Befund vor, ist eine Tracheostomaanlage zu diskutieren. Eine Computertomografie ist nicht mehr indiziert, da die Kernspintomografie bessere Bilder hinsichtlich der Weichteile liefert. Bei großen, präpartal bekannten Lymphangioma colli ist häufig die Durchführung eines fetalen MRT hilfreich.
Therapie
Sehr kleine Lymphangiome, die gelegentlich durch eine diskrete Vorwölbung auffallen, stellen nicht unbedingt eine Operationsindikation dar, vorausgesetzt die Artdiagnose kann sonografisch gesichert werden. Da in diesen Fällen die Operation mehr aus ästhetischen Gründen indiziert ist, sollte auch das Erscheinungsbild einer störenden Narbe mit in die Entscheidung fließen. Zwei Komplikationsmöglichkeiten bei bestehenden Lymphangiomen sollten aber stets besprochen werden: Einerseits können Lymphangiome im Rahmen systemischer oder regionaler Infektionen anschwellen, andererseits können durch Einblutungen in die Zysten Lymphangiome rasch an Größe zunehmen. Diese Größenzunahmen sind aber nach einigen Wochen regredient. Maligne Entartungen sind nicht bekannt.
Lymphangiome ohne funktionelle Probleme können elektiv nach der Trimenonanämie entfernt werden. Trotz alternativer Verfahren wie Sklerosierung mit OK 432 oder Bleomycin ist nach wie vor die operative Entfernung das etablierte Standardvorgehen. Angestrebt wird eine komplette Entfernung, die jedoch bei kleinzystischen und kapillären Lymphangiomen nur selten möglich ist. Hier sind verstümmelnde Operationen zu vermeiden, sodass zugunsten einer funktionellen Integrität lediglich inkomplette Resektionen durchgeführt werden. Ursache ist der infiltrative Charakter derartiger Lymphangiome, die anatomische Trennstrukturen überschreiten und dabei auch Nerven und Gefäße involvieren.
Cave: Problematisch können peritracheale Lymphangiome sein, die die Trachealwand infiltrieren. Veränderte Lymphflüsse können hier postoperativ zu einer massiven Schwellung führen und die Anlage eines Tracheostomas erforderlich machen.
Eine Infiltration durch das Lymphangiom sollte mittels Tracheoskopie präoperativ evaluiert werden und gegebenenfalls ein Tracheostoma bereits vor der operativen Entfernung angelegt werden. Postoperative Extubationsprobleme sind damit vermeidbar. Eine Behandlung mit Interferon ist nicht indiziert, da ein Lymphangiom kein proliferierender Tumor ist.
Postoperative Probleme und Prognose
Entscheidenden Einfluss auf die postoperative Morbidität hat die Menge belassener Lymphangiomreste und die Verletzung von relevanten Strukturen während der Resektion. Die belassenen Reste können im Rahmen von Infektionen und Einblutungen wie das ursprüngliche Lymphangiom anschwellen, können aber auch durch einen postoperativ veränderten Lymphfluss die ursprüngliche Größe überschreiten. Dies kann dann die Ursache für notwendige Nachresektionen sein. Ferner kann dieses Phänomen bei peritrachealen Lymphangiomen zu funktionellen Verschlechterungen führen.
Grundsätzlich bestimmt aber nicht nur die Art des Lymphangioms seine Prognose, sondern auch die Größe. Postoperative Infektionen, Verhalte, Nervenschäden und Asymmetrien sind in hohem Maße von der Größe abhängig; insbesondere die Mittellinie überschreitende Lymphangiome sind vermehrt mit zunächst bleibenden Tracheo- und Gastrostomata verbunden (Schuster et al. 2003). Dennoch zeigt sich, dass in der Regel auch in diesen ausgedehnten Fällen eine Tracheo-, respektive Gastrostomie nicht notwendig wird.
Bleibendes Problem stellen hingegen Asymmetrien des Gesichts bei der Infiltration der Wange durch solides Lymphangiomgewebe dar. Hier ist eine Restitutio ad integrum meist nicht möglich, da häufig auch die Mandibula und das Os maxillare involviert sind.

Vaskuläre Malformationen

Vaskuläre Malformationen der Halsregion, als angeborene Gefäßfehlbildung des Blutgefäßsystems bei Geburt bereits bestehend, können als rein intrakutane Formen (Naevus flammeus) oder als Fehlbildungen der tiefen Gefäße auftreten. Während die intrakutanen Formen als Blickdiagnose imponieren, treten die tiefer liegenden Malformationen entweder als bläulicher, weicher Tumor in Erscheinung oder sind nur beim Pressen erkennbar (Abb. 7). Intrakutane Anteile können aber auch hinweisend auf tiefer liegende Anteile sein. Häufig treten vaskuläre Malformationen erst im Rahmen der Pubertät auf, da die damit verbundenen Hormonänderungen eine gewisse Größenzunahme der Malformationen verursachen, sodass in der Tiefe liegende Gefäßdysplasien dann erst klinisch in Erscheinung treten.
Diagnostik
Alle Formen bedürfen einer diagnostischen Abklärung, deren erster Schritt die farbkodierte Dopplersonografie ist. Venöse Malformationen mit sehr langsamem Fluss können dabei leicht mit zystischen Lymphangiomen verwechselt werden, da sehr langsame Flüsse nicht hinreichend mit dieser Technik dargestellt werden können. In der Kernspintomografie mit Gefäßdarstellung ist es möglich, die genaue Topografie und Flow-Phänomene wie arteriovenöse (AV) Fisteln zu visualisieren.
Therapie
Therapeutische Möglichkeiten bestehen in der operativen Entfernung und Sklerosierung. Eine Lasertherapie ist lediglich mit dem Blitzlampen-gepumpten Farbstofflaser beim Naevus flammeus erfolgreich. Tiefer liegende Malformationen sind auch mit dem Nd-YAG-Laser nicht mit einem zufriedenstellenden Langzeitergebnis behandelbar. Eine Sklerosierungstherapie mit Ethanol oder Polidocanol-Schaum kann als alleinige Therapie oder operationsvorbereitend eingesetzt werden. Nebenwirkungen wie Hautnekrosen, transiente Nervenlähmungen, Infektionen und Ähnliches sind möglich, sodass diese Therapieform nur in Institutionen mit ausreichender Expertise durchgeführt werden sollte (Berenguer et al. 1999).
Bei gut abgegrenzten oder aneurysmatischen Malformationen ist eine operative Entfernung gut möglich. Problematisch hingegen sind extratrunkuläre und intramuskuläre Formen, deren komplette Entfernung ohne eine entsprechende Mutilation nicht durchführbar ist. So sind die Indikationen zu einem aktiven Vorgehen kritisch zu sehen und sollten nur bei echten klinischen Problemen (Schmerzen, rezidivierenden Thrombosen, Funktionseinschränkungen, Entstellungen) gestellt werden, nicht jedoch aus rein ästhetischen Gründen. Ferner ist zu bedenken, dass belassene Reste häufig postoperativ an Größe zunehmen und sich ein zunächst gutes Operationsergebnis wieder verschlechtern kann.
Literatur
Agag R, Sacks J, Silver L (2007) Congenital midline cervical cleft. Cleft Palate Craniofac J 44:98–101CrossRef
Berenguer B, Burrows PE, Zurakowski D et al (1999) Sclerotherapy of craniofacial venous malformations: complications and results. Plast Reconstr Surg 104:1–11CrossRef
Hikade KR, Bitar GJ, Edgerton MT et al (2002) Modified z-plasty repair of webbed neck deformity seen in Turner and Klippel-Feil-Syndrome. Cleft Palate Craniofac J 39:261–266CrossRef
Horisawa M, Niinomi N, Takahiro I (1991) Anatomical reconstruction of the thyreoglossus duct. J Pediatr Surg 26:766–769CrossRef
Léauté-Labrèze C, Hoeger P, Mazereeuw-Hautier J et al (2015) A randomized, controlled trial of oral propranolol in infantile hemangioma. N Engl J Med 372(8):735–746CrossRef
Nicolai T, Fischer-Truestedt C, Reiter K, Grantzow R (2005) Subglottic hemangioma: a comparison of CO2 laser, Neodym-YAG laser, and tracheostomy. Pediatr Pulmonol 39:233–237CrossRef
Ostlie DJ, Burjonrappa SC, Snyder CL et al (2004) Thyroglossal duct infections and surgical outcome. J Pediatr Surg 39:396–399CrossRef
Packiri S, Gurunathan D, Selvarasu K (2017) Management of paediatric oral ranula: a systematic review. J Clin Diagn Res 11(9):ZE06–ZE09PubMedPubMedCentral
Schuster T, Grantzow R, Nicolai T (2003) Lymphangioma colli – a new classification contributing to prognosis. Eur J Pediatr Surg 13:97–102CrossRef