Beschwerden und Symptome
Die Beschwerden bestehen in Ein- und/oder Durchschlafschwierigkeiten des Kindes und sind in Zusammenhang mit einer erfahrungsabhängigen Ätiologie zu sehen. Die Schlafprobleme resultieren aus ungeeigneten Schlafassoziationen oder inadäquaten bzw. nicht realisierten Regeln für die Schlafsituation.
Die Einschlafstörung aufgrund inadäquater Einschlafassoziationen besteht darin, dass das Kind nur dann einschlafen kann, wenn bestimmte Bedingungen vorliegen. Dies können spezifische Stimulation durch Schaukeln, Fernsehen oder Autofahren, Objekte wie Fläschchen oder Settings wie ein erleuchteter Raum oder das Elternbett sein. Bei Abwesenheit dieser Bedingungen ist das Einschlafen nach dem Zubettgehen und auch beim Wiedereinschlafen nachts verzögert. Gewöhnlich wachen diese Kinder häufiger nachts auf und fordern bei jedem Erwachen, dass die benötigten Beruhigungsprozeduren erneut von den Eltern eingesetzt werden. In diesem Fall können die Kinder rasch einschlafen. Da jüngere Kinder häufig spezifische Bedingungen für das Einschlafen benötigen, ist die Definition der Schlafstörung aufgrund inadäquater Einschlafassoziationen so gewählt, dass die Einschlafassoziationen des Kindes problematisch in der Umsetzung sind, wie beispielsweise beim Autofahren, und sehr fordernd sein müssen, sodass in der Regel die Intervention der Bezugsperson erforderlich ist, um beim Einschlafen oder Wiedereinschlafen zu helfen. Ältere Kinder und Erwachsene sind unabhängiger in der Auswahl und in der Kontrolle ihrer Einschlafassoziationen, sodass dieses Problem in diesen Altersgruppen seltener auftritt.
Die Schlafstörung aufgrund inkonsequenten Erziehungsverhaltens ist charakterisiert durch eine verzögerte Zubettgehzeit oder verweigerndes Verhalten des Kindes, wenn es ins Bett gehen soll. Das verzögernde Verhalten des Kindes besteht zum Beispiel darin, die Routine des Zubettgehens oder das Lichtlöschen hinauszuzögern. Zum verweigernden Verhalten zählen unter anderem folgende Verhaltensweisen:
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Das Kind weigert sich, sich bettfertig zu machen.
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Das Kind weigert sich, im Bett/Schlafzimmer zu bleiben.
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Das Kind folgt den Eltern/einem Elternteil aus dem Schlafzimmer.
Manche Kinder zeigen auch
schlafbezogene Ängste. Hier ist zu unterscheiden, ob die kindlichen Ängste vom Kind vorgegeben werden, um das Zubettgehen zu verzögern oder ob tatsächlich schlafbezogene Ängste vorliegen, die im Kindesalter häufig vorkommen und in jedem Fall ernst genommen werden sollten. Schlafbezogene Ängste, wie Angst vor der Dunkelheit oder Angst im Raum allein zu schlafen, können die kindliche
Insomnie zudem triggern. Grundsätzlich wird die Schlafstörung aufgrund inkonsequenten Erziehungsverhaltens als Resultat des nicht vorhandenen adäquaten Begrenzens des Kindes (limit setting) durch die Eltern angesehen. Beachten die Eltern die Einhaltung der Regeln, kann das Kind hingegen schnell einschlafen. Die
Schlafstörungen des Kindes resultieren folglich oft aus den elterlichen Schwierigkeiten, Grenzen zu setzen und deren Einhaltung angemessen zu realisieren. Dabei ist es zusätzlich wichtig, dass die Eltern die Regeln nicht inkonsequent und für das Kind unvorhersehbar umsetzen, da die Eltern hierdurch das Problemverhalten intermittierend verstärken. Da sich die Forderungen des Kindes an dem elterlichen Verhalten orientieren, kann das Kind schnell lernen, wie es bestimmte Reaktionen oder Verhaltensweisen bei den Eltern auslösen kann, beispielsweise dass die Eltern nachgeben und ihm immer wieder erlauben, dass es später ins Bett gehen darf. Solange das Kind nicht aus dem Kinderbett klettern kann oder in ein Bett umgezogen ist, fällt den Eltern das Vorgeben von Grenzen leichter, sodass diese Form der Schlafschwierigkeiten zu diesem Zeitpunkt häufig noch nicht auftritt, es sei denn, die Eltern geben dem Kind schon frühzeitig und häufig nach.
Die
Schlafstörungen können begleitet sein durch Verhaltensprobleme am Tage sowie Schwierigkeiten der Eltern, am Tage angemessene Regeln zu realisieren. Auch eine verminderte Konzentrationsleistung und niedrigere Schulleistungen können als Folge der Schlafproblematik auftreten. Weiterhin führen die nächtlichen Schlafstörungen oft zu verschlechtertem Schlaf bei den Eltern und damit assoziierten Tagesbeeinträchtigungen. Ehelicher Streit und Konflikte, die den Umgang mit den kindlichen Schlafproblemen betreffen, können sich verstärken. Insgesamt entwickeln die Eltern aufgrund der Belastung häufig negative Gefühle zum Kind, das ihren Schlaf stört und nächtliche Aufmerksamkeit fordert.
Verlauf
Der Verlauf variiert und hängt von den Gründen der Schlaflosigkeit ab. Wenn die Eltern angemessene Regeln für die Schlafsituation umsetzen und die negativen und ungeeigneten Schlafassoziationen aufgelöst werden können, verbessert sich in der Regel der kindliche Schlaf. Grundsätzlich werden für das Kind mit dem Älterwerden Unabhängigkeit und Intimsphäre bedeutsamer, sodass sich die Schlafprobleme durch diesen Prozess ebenfalls reduzieren können. Komplikationen resultieren aus dem konsequenten Schlafmangel des Kindes, der zu Reizbarkeit, motorischer Unruhe, reduzierter Aufmerksamkeit und verminderter Schulleistung führen kann. Die Spannungen in der Familie werden zusätzlich auch durch den reduzierten Schlaf der Eltern erhöht.