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Die Urologie
Info
Publiziert am: 30.11.2021

Meatusstenose bei Frauen

Verfasst von: Rainer Hofmann
Eine Meatusstenose ist meist durch rezidivierende Urethritis oder Kolpitis sowie durch eine senile Atrophie bedingt. Die physiologische Harnröhrenweite bei der Frau beträgt mindestens 20 Charr., bei Kindern unter 10 Jahren Alter + 10 Charr. Operativ wird eine Meatoplastik durchgeführt.
Die physiologische Harnröhrenweite der Frau beträgt mindestens 20 Charr. ohne eine distale ringförmige Enge. Bei Mädchen unter 10 Jahren berechnet sie sich nach der Formel „Alter + 10 Charr.“. Meist ist die Meatusstenose durch rezidivierende Urethritis und Kolpitis oder durch eine senile Atrophie der Vaginalschleimhaut bedingt. Weitere Ursachen können Lichen sclerosus, Leukoplakie des Introitus, Folgen einer Radiatio oder Traumata sein.
Eine Enge in der Harnröhre wie ein fibröser Ring etwas weiter proximal ist ein Residuum der embryonalen Kloakenmembran.
Eine sekundäre Zystitis auf Grund einer Meatusstenose, schwacher Harnstrahl oder ein verzögerter Miktionsbeginn können Symptome einer Meatusstenose sein.
Die Harnröhrenkalibrierung wird mit einem Bougie à Boule durchgeführt bis sich die Stenose auf der olivenförmigen Spitze des Bougies vorwölbt (Abb. 1). Weitere Untersuchungen können eine Urethrozystoskopie und eine Miktionszystourethrographie (MCU) sein.

Operationstechnik

Die Therapie der distalen Meatusstenose stellt eine Inzision bei 6 Uhr dar (Meatoplastik).
Cave
Eine blinde Urethrotomia interna nach Otis, bei der die Harnröhre längs 2–3 mm tief bei 12 Uhr inzidiert wird, ist kontraindiziert.
Dieser Eingriff ist unnötig, da er der Pathologie nicht gerecht wird, eine unkontrollierte Blutung und eine Stressharninkontinenz durch Sphinkterläsion auftreten kann. Eine mittlere Stenose sollte bougiert werden.
Der Eingriff wird in Lokal- oder Spinalanästhesie durchgeführt. Bei der Lokalanästhesie erfolgt ringförmiges Umspritzen des Meatus mit einer 1 %igen Scandicainlösung. Mit dem Bougie kann die Meatusenge aufgespannt werden (Abb. 1). Mit einem sog. 11er-Skalpell oder einer dünnen Diathermienadel wird die Enge bei 6 Uhr inzidiert. Die Inzision sollte so weit gehen, dass ein 24 Charr.-Bougie leicht passiert. Ist dies nicht möglich, so kann auch bei 12 Uhr eine weitere Inzision erfolgen. Bei der Naht sollten der Rand der Urethralschleimhaut und der vaginale Schleimhautrand aneinandergenäht werden. Dies ist manchmal schwierig, da eine Blutung vorliegt und die Ränder nicht optimal dargestellt werden können. Hierzu kann mit einer leicht geöffneten Pinzette die Harnröhre aufgespannt werden und zwischen den Branchen die Naht (z. B. 4–0 Vicryl rapid) gesetzt werden (Abb. 2 und 3).

Zusammenfassung

  • Physiologische Harnröhrenweite der Frau: mindestens 20 Charr. ohne distale Enge, bei Mädchen unter 10 Jahren Berechnung mit Formel: Alter + 10 Charr.
  • Ursachen: rezidivierende Urethritis, Kolpitis, Lichen sclerosus, Folgen einer Radiatio oder Traumata.
  • Therapie der Wahl: Meatoplastik, meist in Lokalanästhesie. Otisurethrotomie der gesamten Harnröhre ist kontraindiziert!
  • Enge in der Mitte der Harnröhre: Residuum der embryonalen Kloakenmembran, sollte nur bougiert werden (Inkontinenz!).
Literatur
Hofmann R (2014) Operationen an der Urethra. In: Hofmann R, Wagner U (Hrsg) Inkontinenz und Deszensuschirurgie der Frau. Springer, Berlin/Heidelberg