Der retroperitoneoskopische Zugang zur Niere
wurde erstmals durch Gaur et al. im Jahr 1992 beschrieben (Gaur
1992). Der Vorteil dieses Zugangs liegt insbesondere in einer frühen Kontrolle der Nierengefäße. Außerdem muss bei diesem Zugang keine Mobilisation des Darms erfolgen, wodurch das Risiko der postoperativen Darmatonie verringert wird. Auf der anderen Seite birgt der Zugang auch Nachteile. So ist im Vergleich zum transperitonealen Zugang der Arbeitsbereich und Aktionsradius des Operateurs deutlich eingeschränkt. Vergleichende Studien bezüglich Operationszeit, Blutverlust, Krankenhausaufenthalt sowie perioperativer Komplikationen konnten jedoch keinen wesentlichen Unterschied zwischen einem transperitonealen vs. retroperitoneoskopischen Zugang zur Niere feststellen (Nambirajan et al.
2004). Letztendlich ist die Präferenz des Operateurs und dessen Erfahrung mit den einzelnen Zugängen entscheidend für die Wahl des minimalinvasiven Zugangs zur Niere.
Operatives Vorgehen
Der Zugang zum Retroperitoneum, die Etablierung des Pneumoretroperitoneums sowie die Trokarpositionierung werden in Kap. „Indikationen in der Nierentumorchirurgie“ beschrieben (Wein et al.
2012; Smith et al.
2012; Stolzenburg et al.
2011b; Hsu et al.
1999). Durch den Einsatz des Dilatationsballons und die CO
2-Insufflation wurde das Peritoneum bereits nach medial abgedrängt und der M. psoas zur Darstellung gebracht.
Auf dem M. psoas werden zunächst an dessen medialer Kante der Ureter und die Gonadalgefäße visualisiert. Die Gerota-Faszie wird parallel zum M. psoas dorsolateral inzidiert. Durch eine Elevation des Ureters und Präparation nach kraniomedial wird der Nierenhilus sukzessive dargestellt. Der Nierenunterpol wird hierbei zusammen mit dem Ureter nach ventral zur leichteren Präparation und Darstellung des Nierenhilus angehoben.
Bei der Präparation nach kranial kommt zunächst die Nierenarterie zur Darstellung. Diese kann anhand ihrer Pulsation identifiziert werden. Die A. renalis wird komplett freipräpariert, mittels mehrerer Hem-o-lok-Clips ligiert und anschließend abgesetzt. Ventral und meist etwas kaudal der A. renalis kommt die Nierenvene zu liegen. Diese wird ebenfalls komplett freipräpariert. Auf der linken Seite kann die Gonadalvene bis zu deren Einmündung in die Nierenvene verfolgt und hierdurch die Nierenvene dargestellt werden. Aus diesem Grund wird diese mit dem Ureter zusammen angehoben. Auf der rechten Seite mündet die Gonadalvene in die V. cava und wird deswegen nicht mit dem Ureter zusammen eleviert, sondern auf dem M. psoas belassen. Statt dessen kann die V. cava inferior direkt medial des M. psoas dargestellt und nach kranial bis zur Einmündung der Nierenvene verfolgt werden.
Ist die Nierenvene komplett dargestellt, kann sie mittels Stapler umfahren und abgesetzt werden. Insbesondere auf der rechten Seite sollte darauf geachtet werden, die V. renalis nicht mit der V. cava zu verwechseln. Die Einmündungsstelle der V. renalis in die V. cava inferior sollte dargestellt und die Nierenvene komplett umfahren werden. Weiterhin sollte bei der rechtsseitigen Nephrektomie die Einmündung der V. renalis in den Nierenhilus sichtbar sein, um ein versehentliches Präparieren und Absetzen der Nierenvene der Gegenseite zu verhindern.
Nach Durchtrennung der Hilusgefäße erfolgt die komplette Mobilisation der Niere. Hierbei wird zunächst medial entlang des Psoas bis zum Oberpol präpariert. Wird die Nebenniere in situ belassen, ist im Bereich des Oberpols die Präparation entlang der Niere durchzuführen. Soll die Nebenniere mit entfernt werden, müssen deren Gefäße sukzessive dargestellt und ligiert werden. Nach kompletter Mobilisation des Oberpols kann nun die ventrale Seite präpariert werden. Die Niere ist hiernach frei. Während der Mobilisation muss darauf geachtet werden, das Peritoneum und den direkt dahinter gelegenen Darm nicht zu verletzen.
Abschließend wird der Ureter zwischen 2 Clips durchtrennt und das Präparat in den Bergebeutel verbracht. Das Präparat kann nun über einen Bergeschnitt entfernt werden. Der Wundverschluss erfolgt in üblicher Weise.