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Die Geburtshilfe
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Publiziert am: 15.02.2024

Embryologie und Teratologie

Verfasst von: Wolfgang E. Paulus und Herbert Juch
Die intrauterine menschliche Entwicklung durchläuft Stadien unterschiedlicher Empfindlichkeit gegenüber äußeren Einflüssen. Während sich die Reaktion auf exogene Noxen in den ersten beiden Wochen nach Konzeption weitgehend auf die Alternativen „vollständige Regeneration“ oder „Abort“ („Alles-oderNichts-Gesetz“) beschränkt, können Einflüsse in Woche 3–8 nach Konzeption zu Störungen der Organogenese und damit zu schweren morphologischen und funktionellen angeborenen Anomalien führen.
Schädigende äußere Einflüsse in der Fetalperiode ab Entwicklungswoche 9 resultieren eher in Wachstums- und Funktionsstörungen.
Nach der Thalidomid-Katastrophe zwischen 1958 und 1961 mit ca. 10.000 betroffenen Kindern (u. a. mit oft schweren Gliedmaßendefekten), gibt es bei der pharmazeutischen Industrie, Ärzten und Patientinnen Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von Arzneimitteln in der Schwangerschaft. Ein therapeutischer Nihilismus bei chronisch kranken Schwangeren kann jedoch sowohl zu einer dramatischen Verschlechterung der Grunderkrankung der Schwangeren als auch zu einer erheblichen direkten und indirekten Gefährdung der fetalen Entwicklung führen.