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Andrologie
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Publiziert am: 22.02.2023

Seneszenz und Altershypogonadismus

Verfasst von: Claus Rolf, Michael Zitzmann und Eberhard Nieschlag
Die Dank der steigenden Lebenserwartung zunehmende Zahl alternder Männer rückt die endokrine Situation dieser Altersgruppe mehr und mehr in den Fokus der Medizin. Bei Männern gibt es zwar kein Klimakterium, aber einen allmählichen Abfall des Testosterons, wobei die Werte durchaus im Normbereich jüngerer Männer bleiben können. Bei einigen Männern fallen die Werte jedoch unter die Normalgrenze. Wenn dies in Verbindung mit charakteristischen Symptomen auftritt, kann es sich um einen genuinen Altershypogondismus (LOH = late onset hypogonadism) oder um einen funktionellen Hypogonadismus handeln. In diesen Fällen kann eine Testosteronsubstitution erwogen werden, die streng überwacht werden muss.

Physiologie des Alterns

Die wachsende Überalterung der Bevölkerung und die dadurch bedingten sozialen, medizinischen und auch ökonomischen Konsequenzen in den meisten westlichen Industrienationen rücken zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. So ist die mittlere Lebenserwartung in Deutschland in den letzten 100 Jahren um nahezu das Doppelte angestiegen. Diese Entwicklung geht hauptsächlich auf verbesserte Hygiene, Reduzierung der Neugeborenenmortalität und effektivere Therapie und Prophylaxe akuter Krankheiten im Erwachsenenalter zurück. Aufgrund dieser Entwicklung spielen gesundheitliche, soziale und psychologische Probleme älterer Menschen eine immer größere Rolle in Klinik und Forschung. Aber nicht nur die Lebenserwartung nimmt zu, sondern durch geänderte individuelle Lebensplanungen und wirksame Kontrazeptionsmöglichkeiten wird der Zeitpunkt der Familiengründung zunehmend in ein höheres Alter hinein verschoben, in dem die Fertilität zumindest des weiblichen Partners bereits deutlich eingeschränkt ist.
Während es spezifische Alterserkrankungen kaum gibt, nimmt die Zahl simultan auftretender Erkrankungen im Alter zu. Die Zunahme der Multimorbidität im Alter wirft in der Therapie einzelner Erkrankungen Probleme auf. Wegen vermehrter Kontraindikationen bestimmter operativer oder medikamentöser Behandlungsstrategien sind die therapeutischen Optionen nicht selten eingeschränkt. Inwieweit normale Alterungsvorgänge Beginn und Verlauf von Erkrankungen beeinflussen und umgekehrt krankhafte Veränderungen den physiologischen Alterungsvorgang beschleunigen oder hemmen, kann bisher nicht zuverlässig bestimmt werden. Altern ist ein normaler physiologischer Prozess. Während des Alterungsprozesses ereignen sich im menschlichen Organismus in allen Organen und Geweben eine Reihe von morphologischen und funktionellen Änderungen. Eine generelle Tendenz zu einer abnehmenden funktionellen Effektivität und Atrophie verschiedener Organe und Systeme charakterisieren den Alterungsprozess.

Theorien über Alterungsursachen

Es gibt zahlreiche, häufig inkohärente Theorien über den Alterungsprozess. Es wird geschätzt, dass die Lebenserwartung zu etwa 20–30 % genetisch determiniert ist.
Während in den meisten Alternstheorien versucht wird, die Ursachen des Alternsvorgangs zu erklären, werden in der Evolutionstheorie die unterschiedlichen evolutionsbiologischen Konzepte erforscht. Zentraler Punkt der Evolutionstheorie des Alterns ist die Frage, welche Möglichkeiten es gibt, unter verschiedenen Umweltbedingungen eine möglichst hohe reproduktive Fitness zu erlangen, d. h., möglichst häufig im Genpool der nächsten Generation vertreten zu sein (Kirkwood 2008). Während des Alterns eines Individuums ablaufenden Veränderungen werden als arterhaltende sinnvolle Veränderung angesehen, die den Evolutionsprinzipien nach Darwin folgen. Ein individuell hohes Lebensalter per se ist evolutionsbiologisch nicht das Ziel einer Art.
Im Gegensatz zu dieser Theorie stehen mannigfaltige Theorien, die versuchen, die Wirkursachen des Alternsvorgangs zu erklären. Dabei wird ein möglichst langes individuelles Leben als Ziel eines jeden Individuums angesehen und biologische Ursachen für die unterschiedlichen Lebensspannen werden erforscht.
So wird in der Programmtheorie davon ausgegangen, dass der Alterungsprozess genetisch festgelegt ist und der Tod eine Form der geplanten Selbstauslöschung ist.
An den Enden aller Chromosomen befinden sich mehrere tausend Kopien einer bestimmten DNA-Sequenz aus sechs Basenpaaren, den sogenannten Telomeren. Bei jeder Zellteilung verlieren die Chromosomen somatischer Zellen an ihren Enden etwa 200 Basenpaare. Nach der Telomertheorie begrenzt die Länge der Telomere die Lebensspanne der somatischen Zellen und somit auch des gesamten menschlichen Organismus (Rossiello et al. 2022).
Nach der Mutationstheorie führen im Alter vermehrte spontane Mutationen zu funktionellen und morphologischen Änderungen, die den gesamten Organismus beeinflussen. Als Alternative werden altersbedingte Störungen in den DNS-Reparaturmechanismen postuliert. Insbesondere Mutationen der mitochondrialen DNA nehmen mit zunehmendem Alter zu (Sharma und Sampath 2019).
Nach der Theorie der Anhäufung von Abfallprodukten schädigt die Akkumulation bestimmter Stoffwechselabbauprodukte (z. B. Lipofuscin) die Zellen und das Gewebe und führt zu den Alterungsprozessen. Auch freie Radikale, die physiologischerweise im oxidativen Stoffwechselmetabolismus entstehen, sollen durch eine Schädigung von Makromolekülen eine Ursache für das Altern sein.
Nach der Autoimmunisationstheorie führt die Produktion abnormer Substanzen, die nicht von den immunkompetenten Zellen als körpereigen erkannt werden, zur Produktion spezifischer Antikörper, die irreversible Zellschäden erzeugen.
Auch physiologische Veränderungen der endokrinen Organe werden als Ursache für den Alterungsprozess diskutiert.

Sexualität im Alter

Grundsätzlich besitzen sowohl Frauen als auch Männer in der Seneszenz weiterhin die Fähigkeit, sexuelle Gefühle zu empfinden und auch auszuleben.
Beim alternden Mann sind jedoch Änderungen in den Phasen des sexuellen Reaktionszykluss zu beobachten. Die Erregungsphase und das Erreichen der Erektionsphase ist verzögert, die Erektionsphase bis zur Ejakulation ist meist verlängert. Die Kontrolle über die Ejakulation ist im Alter normalerweise deutlich verbessert. Die Dauer des Orgasmus ist jedoch verkürzt. Die Stärke der Samenexpulsation nimmt ab. Nach der Ejakulation tritt ein rascher Erektionsverlust ein. Die Refraktärzeit bis zur erneuten Erregungsphase ist verlängert. Nächtliche Erektionen sind bei älteren Männern deutlich seltener als bei jüngeren Männern und die Rigidität des Penis nimmt ebenfalls ab (Elliot 1990). Erektile Dysfunktion findet sich vermehrt bei älteren Männern. Diagnostik und Therapie erektiler Dysfunktion werden im Kap. 30 beschrieben.
Etwa 90 % der über 60 jährigen Männer berichten, noch sexuell aktiv zu sein. In einer Gruppe von gesunden Männern über 80 Jahre gaben über 60 % an, noch Geschlechtsverkehr zu haben. Das Vorhandensein einer festen Partnerschaft spielt eine entscheidende Rolle, denn verheiratete Männer sind sexuell bedeutend aktiver als alleinlebende Männer (Morley et al. 1990).
Verschiedene pathophysiologische Ursachen können der Grund für eine reduzierte Geschlechtsverkehrsfrequenz im Alter sein. Die im Alter zunehmende Multimorbidität, zu der häufig kardiovaskuläre Erkrankungen, Bluthochdruck, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, Nierenerkrankungen oder Diabetes mellitus gehören, wirkt sich ungünstig auf die Sexualität aus. Auch viele Medikamente wie Antihypertensiva und Psychopharmaka haben einen negativen Einfluss auf die Sexualität. Ein Sinken der sexuellen Aktivität ist oft auch auf psychosoziale Gründe wie eine schwere Erkrankung des Partners oder dem Fehlen eines Partners zurückzuführen. Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Grund für eine Abnahme der sexuellen Aktivität liegt in der ablehnenden Einstellung weiter Teile der Gesellschaft zur Sexualität im Alter. Alten Menschen wird oft keine eigene Sexualität mehr zugesprochen. Kinder haben kein Verständnis für sexuelle Aspekte des Lebensabends ihrer Eltern. Die Lebensgewohnheiten in vielen Altenheimen mit strikten Reglementierungen lassen oft keine Möglichkeiten zu einer sexuellen Betätigung zu (Elliot 1990).
Ein reduziertes oder nicht ausreichend befriedigendes Sexualleben kann auch im Alter verantwortlich für psychosomatische Erkrankungen wie Gastritis, Colitis, Obstipation oder Anfälle von Angina pectoris oder Dyspnoe sein.

Allgemeine Endokrine Änderungen im Alter

Eine im Alter eintretende Leistungsminderung darf nicht ohne weitere Abklärung als altersbedingt und somit als nicht therapiebedürftig abgetan werden. Im Rahmen der Diagnostik müssen auch endokrine Ursachen eines Leistungsabfalls berücksichtigt werden. Auf Grund der potenziellen Multimorbidität beim kranken Menschen im höheren Alter und der oft veränderten Klinik eines Hormondefizits wird eine endokrin bedingte therapierbare Ursache eines Leistungsabfalls oft nicht diagnostiziert.
Eine altersabhängige Abnahme der Wachstumshormonproduktion (hGH, STH) ist bekannt. Die tägliche hGH Sekretion erreicht während der Pubertät ihr Maximum und nimmt anschließend kontinuierlich ab. Auch die hGH-Pulsfrequenz (insbesondere nachts) und die GHRH induzierte hGH-Sekretion nehmen im Alter ab. Ein reduzierter hGH-Spiegel geht mit einer Abnahme der allgemeinen Leistungsfähigkeit, einer reduzierten Muskelkraft und einer vermehrten Neigung zu Übergewicht (höherer Body Mass Index) einher. Auch ist die kardiovaskulär bedingte Mortalitätrate bei Patienten mit manifestem hGH-Mangel deutlich erhöht (Vance und Mauras 1999; Caicedo et al. 2018).
Bei präpubertären Jungen und bei hypogonadelen Männern, die mit Testosteron oder hCG behandelt werden, steigen die durchschnittlichen Wachstumshormonspiegel, die Pulsamplitude und die IGF-1 Spiegel im Serum. Die niedrigen IGF-1 Spiegel und die Änderungen der Wachstumshormonspiegel könnten durch sinkende Testosteronspiegel und in einem relativen Hypogonadismus begründet sein. Diese Möglichkeit ist bisher noch nicht adäquat untersucht worden.
Die morgendlichen Cortisol-Konzentration im Serum bleibt im Alter konstant. Auch bei chronisch-kranken, alkoholkranken oder übergewichtigen Patienten sowie bei Patienten mit Prostatahyperplasie sind keine signifikanten Änderungen im Cortisolspiegel festzustellen (Gray et al. 1991). Jedoch ist der physiologische Cortisolabfall in den späten Abendstunden mit zunehmenden Alter geringer, dieser relative Hypercortisolismus kann ein Grund für die zunehmende Insulinresistenz im Alter sein (Roelfsema et al. 2017). Ältere Männer mit einem relativ hohen endogenen Cortisolspiegel weisen eine reduzierte Knochendichte sowie eine erhöhte Inzidenz von Frakturen auf (Reynolds et al. 2005; Greendale et al. 1999). Bei vielen depressiven Patienten besteht eine Insensitivität der Glucocorticoid- Rezeptoren, der zu einem stressinduzierten verstärkten Cortisolanstieg führt, auch die deutlich erhöhte Inzidenz von Diabetes mellitus Typ 2 bei depressiven Patienten kann auf den stressindizeierten Hypercortisolismus zurückgeführt werden (Yokoyama et al. 2015).
Dehydroepiandrosteron (DHEA) und Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEAS) sind schwach androgen wirkende in der Nebennierenrinde gebildete Präkursoren der Testosteronsynthese. Die höchsten Plasmakonzentrationen werden im zwanzigsten bis fünfundzwanzigsten Lebensjahr erreicht. Danach sinken die Plasmaspiegel kontinuierlich, so dass mit 60 Jahren nur noch ein Drittel oder weniger DHEA(S) gemessen werden kann (Herbert 1995). Bei Patienten mit einer Vorgeschichte einer koronaren Herzerkrankung konnten signifikant niedrigere DHEAS Plasmaspiegel festgestellt werden als in der altersentsprechenden Kontrollgruppe. Ebenfalls wurden Korrelationen zwischen erniedrigten DHEA(S)-Spiegeln und Diabetes mellitus Typ 2, rheumatoider Arthritis, einigen Karzinomerkrankungen und der Körperfettverteilung gefunden. Ob der DHEA(S) Plasmaspiegel jedoch bei einer chronischen Erkrankung reaktiv sinkt oder ob ein erhöhter DHEA Spiegel eine protektive Funktion ausübt, ist nicht bekannt. Eine Meta-Analyse der Cochrane-Database zeigt, dass für ältere Männer offensichtlich kein Benefit bezüglich kognitiver Funktionen und der Stimmungslage durch die Supplementierung von DHEA gegeben ist. Allerdings wird hervorgehoben, dass entgültige Aussagen nur nach längerfristigen Studien mit ausreichender Fallzahl getroffen werden können (Grimley Evans et al. 2006).
Das in dem Pinealorgan (Epiphyse) gebildete Hormon Melatonin ist für den Tag/Nacht-Rhythmus verantwortlich. Im Alter nimmt die Melatoninkonzentration im Serum ab. Desweiteren ist die Melatoninkonzentration bei älteren Menschen mit Schlaflosigkeit geringer als bei Menschen ohne Schlafprobleme (Garfinkel et al. 1995). Ob Melatonin einen Einfluß auf weitere endokrinologische Funktionen besitzt und ob die in vitro und im Tiermodell nachgewiesene Effektivität von Melatonin als Sauerstoffradicalfänger eine physiologische Relevanz aufweist und somit einen hemmenden Einfluß auf den Alterungsprozeß besitzt, wird kontrovers diskutiert (Garfinkel und Berner 1998; Cardinali und Hardeland 2017).
Erkrankungen der Schilddrüse nehmen im Alter zu. Die klassischen Symptome sind oft nicht mehr so deutlich erkennbar und können zu unterlassenen oder Fehldiagnosen führen. Mit zunehmenden Alter zeigt sich ein sehr diskreter Anstieg der TSH Spiegel pro Lebensjahrzehnt um etwa 0,3 mU/l, parallel dazu zeigt sich eine diskret verminderte Trijodthyronin-Synthese mit einem Abfall des T3/T4 Quotienten. Bei einer subklinischen Hypothyreose ist das TSH etwas erhöht, die peripheren Schilddrüsenhormone sind aber normwertig, eine Substitutionstherapie bei älteren Patienten sollte wegen der erhöhten Rate unerwünschter Nebenwirkungen zurückhaltend erfolgen und ist erst bei einem TSH-Wert über 10 mU/l sicher indiziert (Iwen und Brabant 2020). Die Inzidenz sowohl der Hypo- als auch der Hyperthyreose ist beim alternden Mann geringer als bei Frauen gleichen Alters, jedoch findet sich bei älteren Männern vergleichsweise häufiger ein Schilddrüsenkarzinom (Morganti et al. 2007). Die Testosteron- sowie die SHBG-Serumspiegel (Sexualhormon-bindenden Globulin) sind bei Patienten mit Hyperthyreose erhöht, der Anteil des freien bioaktiven Testosterons bleibt jedoch unverändert. Sowohl eine Hyperthyreose als auch insbesondere eine Hypothyreose können beim Mann zu Fertilitätsstörungen führen (Krassas und Perros 2003).
Der Diabetes mellitus Typ 2 ist sehr häufig ebenfalls eine Erkrankung des Alters. In der Regel liegt ein Hyperinsulinismus vor, der zu einer Reduzierung der Insulinrezeptoren in der Peripherie führt. Erektionsstörungen und retrograde Ejakulationen auf der Basis eines Diabetes mellitus sind häufig und nicht unbedingt von der Dauer der Erkrankung abhängig. Ursachen sind sowohl die diabetogene Neuropathie als auch die Mikroangiopathie. Testosteron- und SHBG-Serumspiegel von Diabetikern sind tendenziell niedriger als die altersentsprechender gesunder Männer, auch ist die Neuerkrankungsrate an Diabetes mellitus von Männern mit niedrigen Testosteronspiegeln leicht erhöht (Kapoor et al. 2005). In einer Metaanalyse konnte gezeigt werden, das das Ejakulatvolumen von Patienten mit einem Diabetes mellitus signifikant geringer ist als das von Probanden ohne Diabetes mellitus. Die Motilität der Spermien nimmt ab. Der Anteil normal geformten Spermien und die Gesamtspermienanzahl bleiben jedoch unverändert. FSH-Spiegel sind leicht erhöht (Pergialiotis et al. 2016).

Reproduktive Funktionen im Alter

Sexualhormone im Alter

Ein „Climacterium virile“, eine der Menopause vergleichbare abrupte altersbedingte Änderung der Gonadenfunktion, existiert beim männlichen Geschlecht nicht. Zum plötzlichen Verlust der Fertilität kommt es nicht. Ältere Männer ohne begleitende Erkrankungen können gegenüber jüngeren vergleichbare Testosteronwerte und Hodenvolumina haben.
Lange Zeit wurde kontrovers diskutiert, ob es eine generelle auch krankheitsunabhängige Abnahme der Testosteronproduktion gebe (Kaufman und Vermeulen 2005). Auf Grund der nicht einheitlichen Probandenauswahl (Rekonvaleszente, Altenheiminsassen, gesunde Freiwillige) waren die Ergebnisse erster epidemiologischer Studien widersprüchlich. Nachdem in den sechziger Jahren über sinkende Serum-Testosteronwerte im Alter berichtet wurde, wurde in den siebziger Jahren vermehrt die Ansicht vertreten, dass der Testosteronspiegel bei gesunden älteren Männern nicht niedriger liege, als in den Kontrollgruppen junger Probanden. In neueren großangelegten epidemiologischen Studien konnte im statistischen Mittel eine Abnahme der Testosteronspiegel im Alter festgestellt werden, allerdings mit einer erheblichen Streubreite (Araujo et al. 2007; Wu et al. 2008).
Drei unterschiedliche Faktoren sind für die Änderungen der Testosteronserumspiegel bei alternden Männern verantwortlich. Auf testikulärer Ebene nimmt die Reservekapazität der Leydig-Zellen nach Stimulation ab. Der Abfall der testikulären Reservekapazität geht mit einem Abfall der Anzahl der Leydig – Zellen mit zunehmenden Alter einher (Neaves et al. 1985). Nach einer hCG Stimulation ist der Testosteronanstieg im Serum bei älteren Männern geringer. Auch der LH-Anstieg nach einer GnRH-Stimulation weist im Alter eine geringfügige, jedoch signifikante Verminderung auf (Nieschlag et al. 1982).
Einhergehend mit der abnehmenden testikulären Testosteronproduktion steigen die LH-Serumspiegel mit zunehmenden Alter leichtgradig an. Dieser Anstieg ist jedoch sehr gering und ältere Männer mit erniedrigten Testosteronspiegeln haben häufig normwertige LH-Serumspiegel. Auch können die geringen LH-Anstiege zumindest teilweise durch eine verringerte Plasmaclearance erklärt werden.
Hauptsächlich ist eine, wahrscheinlich durch Altersprozess bedingte, zunehmende Inkompetenz des hypothalamisch-hypophysär-gonadalen Regelmechnismus für diese Veränderungen verantwortlich. Die verminderte Ansprechbarkeit der zentralen Pulsgeneratoren resultiert dann bei niedrigen Testosteronkonzentrationen zu inadäquat niedrig-normalen Serumspiegeln von LH. Dies ist das pathophysiologische Konzept des Altershypogonadismus, des late-onset hypogonadism (Kaufman und Vermeulen 2005).
Der überwiegende Teil des Testosterons ist im Serum an Protein gebunden. Nur das freie nicht gebundene Testosteron ist biologisch aktiv. Im Alter nimmt der Gehalt am Sexualhormon-bindenden Globulin (SHBG) im Serum zu, so dass der Anteil des bioaktiven freien Testosterons abnimmt. Während bei jungen gesunden Männern ein Anstieg des SHBG zu einem konsekutiven Anstieg des Gesamttestosterons führt, bleibt dieser Anstieg auf Grund der zunehmenden testikulären und hypophysär-hypothalamischen Insuffizienz aus (Kaufman und Vermeulen 2005).
Die zirkadiane Rhythmik der Testosteronserumkonzentrationen mit höchsten Werten am frühen Morgen bleibt auch bei älteren Männern erhalten, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau und mit geringerer Amplitude (Diver et al. 2003). Der Anteil der Männer mit Testosteronkonzentrationen im Serum im hypogonadalen Bereich (d. h. < 12 nmol/l) nimmt mit dem Alter zu und beträgt bei 60–80 jährigen 20 % und bei über 80 jährigen 33 %) (Vermeulen und Kaufman 1995). Für Patienten zeichnet sich allerdings ein ganz anderes Bild ab: In einer großen Studie von Männern (Alter > 45 Jahre), die ein sogenanntes „primary care center“ in den USA aufsuchten, fand sich ein Anteil von hypogonadalen Männern, der 40 % betrug (Mulligan et al. 2006).
Die basalen Konzentrationen von LH (Luteotropem Hormon) und FSH (Follikelstimulierendem Hormon) im Serum steigen zwischen dem 40. Und 70. Lebensjahr leicht und danach deutlich an. LH wird pulsatil freigesetzt, die Amplitude der hypophysären LH-Pulse nimmt mit zunehmendem Alter ab, jedoch die Frequenz und Dauer der pulsatilen Ausschüttung nimmt bei erhöhter basaler Sekretion zu (Liu et al. 2005).
Eine leichte Abnahme des Prolaktinspiegels ist im Alter zu beobachten. Der altersbedingte Rückgang des Testosteronspiegels spiegelt sich jedoch kaum in den Estradiolspiegeln im Plasma wider, was auf die mit dem Alter zunehmende Aromataseaktivität und die altersbedingte Zunahme der Fettmasse zurückzuführen ist. Der Gehalt an freiem und bioverfügbarem Estradiol nimmt mit dem Alter geringfügig ab, ebenso das Verhältnis von freiem Testosteron zu freiem Estradiol, wobei letzteres auf die altersbedingte verstärkte Aromatisierung von Testosteron hinweist. Der Estradiolspiegel steht in einem hochsignifikanten positiven Zusammenhang mit der Körperfettmasse und insbesondere mit dem subkutanen Bauchfett, nicht jedoch mit dem viszeralen Fett (Vermeulen et al. 2002). Bei sinkenden Testosteronspiegeln und abnehmenden SHBG kann der verstärkte Einfluß der Estrogene auf den Organismus zum Beispiel bei der Entwicklung einer Gynäkomastie relevant sein (Morley et al. 1990). Auch bei Patienten mit einer benignen Prostatahyperplasie konnten im Verhältnis zu Testosteron relativ erhöhte Estradiolspiegel gefunden werden (Gann et al. 1995; Suzuki et al. 1995). Die Serumspiegel des Testosteronmetaboliten Dihydrotestosteron (DHT) nehmen mit dem Alter nicht ab, jedoch sind bei chronisch erkrankten Patienten niedrigere Spiegel festzustellen (s. Kap. 34).

Hodenmorphologie im Alter

Die Interpretation der histologischen Untersuchung der Hoden älterer Männer wird dadurch beeinträchtigt, dass es praktisch unmöglich ist, Hoden oder Hodenbiopsien von gesunden Probanden zu erhalten. Die morphologischen Kenntnisse basieren daher überwiegend auf Autopsiebefunden und auf Untersuchungen von Testes, die im Rahmen einer Orchidektomie wegen Prostatakarzinoms entfernt wurden. Diese Hoden weisen in vielen Fällen keine Unterschiede gegenüber jüngeren Männern auf. Eine generelle Abnahme des Hodenvolumens kann nicht beobachtet werden (Handelsman und Staraj 1985). In 27 von 102 untersuchten Hoden von Männern, die über 90 Jahre alt waren, wurde eine völlig normale Morphologie gefunden (Schlüter 1978). Bei einigen älteren Männern finden sich jedoch Veränderungen, die von diskreten Anomalien bis zur völligen Atrophie reichen. Es wurden auch normale neben atrophischen Tubuli in denselben Hoden beobachtet. Wenn Zeichen der Atrophie und Hyalinisierung vorhanden waren, konnten meistens auch arteriosklerotische Veränderungen der Gefäße festgestellt werden, und das Ausmaß der degenerativen Veränderungen korrelierte mit den Zeichen einer allgemeinen Arteriosklerose des betroffenen Individuums. In einigen Fällen wurde eine mehrschichtige Anordnung der Spermatogonien beobachtet, wie sie bei jüngeren Männern nur selten vorkommt. Einige Befunde weisen darauf hin, dass die spermatogenetische Effizienz, das heißt, die Anzahl der Spermien, die aus dem Teilungsvorgang einer Spermatogonie hervorgehen (und beim Menschen ohnehin geringer ist als bei den meisten Tierspezies), mit zunehmendem Alter nachlässt (Johnson et al. 1990). Eine zunehmende Degeneration der Keimzellen auf allen Stufen der Spermatogenese konnte in Hodenpräparaten älterer Patienten mit Prostatakarzinom gefunden werden. Neue bei jüngeren Männern nicht vorkommende degenerative Formen von Spermatogonien, Spermatozyten und Spermatiden treten auf (Holstein 1989). Auch nimmt die Zahl der Spermatogonien, Spermatozyten und Sertoli-Zellen im Hoden mit zunehmendem Alter ab (Dakouane et al. 2005). Histomorphometrische Untersuchungen der Hoden von Unfallopfern zeigten, dass die einzelne Leydig-Zelle auch im höheren Alter keine Volumenveränderung aufweist. Wohl aber geht die Gesamtzahl der Leydig-Zellen zurück.

Ejakulatparameter älterer Männer

Repräsentative Daten aus Longitudinalstudien zu Ejakulatveränderungen sind nicht vorhanden. In eigenen Untersuchungen waren die Seminalparameter sowohl von gesunden Großvätern, das heißt, von Männern über 60 Jahren, die im früheren Leben ihre Zeugungsfähigkeit unter Beweis gestellt hatten, als auch von Männer, älter als 50 Jahre, die unsere Klinik wegen unerfüllten Kinderwunsches aufsuchten, nicht wesentlich unterschiedlich von den jeweiligen Kontrollgruppen jüngerer Männer und Väter. Eine signifikante Abnahme war nur beim Anteil der progressiv beweglichen Spermien zu finden. In der Gruppe der Großväter nahm die Spermienkonzentration sogar zu. Diese Änderungen können möglicherweise durch die längere Karenzzeit erklärt werden. In Spermienfunktionstests (Hamster-Ovum-Penetrationstest) konnten keine Unterschiede festgestellt werden (Nieschlag et al. 1982).
Das Ejakulatvolumen in der Gruppe der älteren Männer mit Kinderwunsch war signifikant geringer als in den Vergleichsgruppen. Die Fruktosekonzentration als Marker für die Funktion der Samenblasen nahm ab, die übrigen Marker der Funktion der akzessorischen Geschlechtsdrüsen änderten sich nicht. Die Spermienproduktion und die Ejakulatparameter nehmen mit sich verschlechterndem Gesundheitszustand ab und die Fähigkeit zur Ejakulation kommt bei ernsteren Erkrankungen zum Erliegen (Nieschlag und Michel 1986).
Mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit von morphologisch normal geformten Spermien kontinuierlich ab, ein prozentualer Abfall von 0,2 % bis 0,9 % pro Jahr wurde ermittelt (Kidd et al. 2001; Kühnert und Nieschlag 2004). Der Anteil der progressiv beweglichen Spermien nimmt bei Männern mit Nomozoospermie mit zunehmenden Alter ab (Levitas et al. 2007). Weniger als die Hälfte aller über 45 Jahre alten Probanden einer Studie zur medikamentösen Therapie der erektilen Dysfunktion wiesen gemäß WHO Kriterien normwertige Ejakulatparameter auf, in der untersuchten Altersgruppe von 45–80 Jahre wurde eine signifikante Abnahme des Anteils der normal geformten und der progressiv motilen Spermien, der Spermienanzahl und der Ejakulatvolumens bei unveränderten Spermienkonzentration gefunden (Hellstrom et al. 2006).
Ob eine Beziehung zwischen abnehmender Testosteronproduktion und einer reduzierten Spermatogenese besteht, ist nicht bekannt. Im eigenen Patientengut fand sich bei Kinderwunschpatienten, bei denen ein manifester Hypogonadismus ausgeschlossen werden konnte, keine Beziehung zwischen den Testosteronserumspiegeln und den Ejakulatparametern. Dies kann als ein Zeichen für eine testosteronunabhängige erniedrigte Produktivität der Testes und der akzessorischen Geschlechtsdrüsen im Alter interpretiert werden. Die altersabhängigen Änderung der Ejakulatparameter gehen mit einem signifikanten Anstieg des Serum-FSH-Spiegels und einem moderaten aber signifikanten Inhibin B Serumspiegelabfall einher (Mahmoud et al. 2003).
Die Häufigkeit von Varikozelen nimmt mit zunehmendem Alter der die Fertilitätssprechstunde aufsuchenden Patienten nicht zu (Rolf et al. 1996). Andrologische Erkrankungen, die im Erwachsenenalter erworben werden, wie Infektionen der ableitenden Samenwege sowie Spermienautoantikörper, werden hingegen etwas häufiger bei älteren Patienten diagnostiziert (Rolf et al. 2002a).
Wenn auch generell die Spermienzahl mit zunehmendem Alter nicht abnimmt, so können doch erworbene Infektionen der ableitenden Samenwege zu einem partiellen oder sogar kompletten Verschluss der ableitenden Samenwege führen, so dass bei diesen Patienten, falls keine adequate Antibiotikatherapie eingeleitet wurde, eine zunehmende Abnahme der Ejakulatparameter nicht ausgeschlossen werden kann. Dieses würde bedeuten, dass nicht das Alter per se sondern die längere Exposition gegenüber Infektionen zu einer Verschlechterung der Ejakulatparameter führen könnte.
Nicht nur mit zunehmendem Alter, sondern auch mit zunehmendem BMI wird eine tendenzielle Abnahmen der Spermienzahl beobachtet (Sermondade et al. 2013). Da mit zunehmendem Alter auch der BMI zunimmt, kann nicht ausgeschlossen werden, dass der beobachtete Abfall der Spermimenzahl teilweise auf den erhöhten BMI mit den häufigen adipositasbedingten kardiovaskulären Risikofaktoren der älteren Patienten beruht, multivariante Studien mit Berücksichtigung des Alterns und des BMIs sind nicht vorhanden. Auch Medikamente wie Schmerzmittel oder Psychopharmaka und auch chronischer Stress können einen ungünstigen Einfluss auf die Ejkulatparameter haben (Soliman et al. 2022; Baran et al. 2015). Bei der häufigeren Polypharmazie älterer Männer können neben der Multimorbidität auch pharmako induzierte Einflüsse die etwas schlechteren Ejakulatparameter erklären.

Fertilität älterer Männer

Pablo Picasso, Charly Chaplin, Anthony Quinn, Julio Iglesias, Klaus-Jürgen Wussow, Franz Beckenbauer, Bernie Ecclestone, Robert de Niro und Johannes Rau sind prominente Beispiele, dass Männern auch noch in einem relativ fortgeschrittenen Lebensalter Kinder zeugen können. Allen diesen Beispielen ist das bedeutend jüngere Alter der Partnerin gemein. Die erhaltene Zeugungsfähigkeit ist nicht nur prominenten Persönlichkeiten vorbehalten, sondern spiegelt sich auch in der Statistik der Gesamtbevölkerung wider, in der sich eine stattliche Anzahl von Vätern von Neugeborenen im Alter über 50 Jahre, aber kaum Mütter in dieser Altersgruppe finden. Nicht nur in Deutschland sondern auch in Japan, einem Land mit völlig anderem soziokulturellen und ethnischen Hintergrund haben relativ viele ältere Männer noch Kinder gezeugt.
In mehreren großangelegten retrospektiven und prospektiven epidemiologischen Bevölkerungsstudien unterschiedlichster Bevölkerungspopulationen konnte eine leichte jedoch signifikante negative Korrelation zwischen erhöhtem männlichen Alter und der Fertilität des Paares nachgewiesen werden (Kühnert und Nieschlag 2004).
Altersabhängige Änderungen der Fertilität älterer Männer können unterschiedliche Ursachen haben. Neben dem Alter per se können auch andere Faktoren wie eine abnehmende Geschlechtsverkehrshäufigkeit, zunehmende Häufigkeit urogenitaler Infektionen, eine zunehmende Inzidenz von arterieller Durchblutungsstörungen oder auch eine Akkumulation toxischer die Spermatogenese schädigender Substanzen für eine Abnahme der Fertilität verantwortlich sein.
Aufschluss über die Reproduktionsfähigkeit älterer Männer geben auch Zahlen der Fertilitätssprechstunde. Vergleiche der Anzahl der Schwangerschaften, die von Männern über 50 Jahre erzielt wurde mit denen von Männern unter 30 Jahren, deren Ehefrauen zum Zeitpunkt der Konzeption in einem vergleichbar fortgeschrittenen Alter (37± vs. 34± Jahre) waren, zeigen, dass die Schwangerschaftsraten keine signifikanten Unterschiede aufweisen. Dagegen haben Männer mit jüngeren Partnerinnen eine statistisch höhere Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu zeugen (Rolf et al. 1996).
Ältere Männer mit Kinderwunsch haben häufig auch ältere Partnerinnen, deren reproduktive Funktionen bereits eingeschränkt sind. Daher ist eine Studie zur „time-to-pregnancy“ (TTP) an 638 Paaren besonders interessant, bei denen die Frauen alle unter 25 Jahren alt waren: bis zu einem Alter der Männer von 40 Jahren betrug die TTP etwa 7 Monate im Schnitt, über 40 stieg sie auf das Dreifache an (Hassan und Killick 2003). In Ländern, in denen eine IVF-Behandlung mit heterologen Oozyten zugelassen ist, kann unabhängig von der Eizellqualität das Fertilisierungspotential der Spermien älterer Männer untersucht werden. Bei einer solchen heterologen IVF-Therapie verursacht ein erhöhtes Alter der Männer keine Änderung der Fertilisierungsrate oder der Implantationsrate, jedoch nimmt die Rate der erfolgreich beendeten Schwangerschaften bei erhöhter Abortrate bei einem väterlichen Alter über 50 Jahre ab (Gallardo et al. 1996; Frattarelli et al. 2008). Auch nimmt im Rahmen einer intrauterinen Inseminationsbehandlung, bei der eine höhere Spermienqualität erforderlich ist, die Erfolgsrate mit zunehmendem väterlichen Alter ab (Kühnert und Nieschlag 2004; Halvaei et al. 2020)
Die Zeugungsfähigkeit nimmt mit zunehmendem paternalem Alter leicht ab. Die Tatsache einer relativ seltenen Vaterschaft bei Männern über 60 Jahren findet hauptsächlich jedoch ihre Begründung in der reduzierten oder erloschenen Konzeptionsfähigkeit der Partnerin bzw. dem bewussten Verzicht auf Kinder.
Falls Fertilitätsstörungen bei einem älteren Mann mit Kinderwunsch auftreten, sollten sie wie bei einem jüngeren Patienten diagnostiziert und behandelt werden.
Aufgrund des Alters des Mannes allein darf nicht auf eine geeignete Kontrazeption verzichtet werden, wenn die Partnerin reproduktionsfähig ist und kein Kinderwunsch besteht.

Reproduktive Risiken des erhöhten väterlichen Alters

Aborte und väterliches Alter

Es wird geschätzt, dass 30–70 % aller Schwangerschaften mit einem Abort enden, die meisten davon unbemerkt. Bekannte Risikofaktoren sind erhöhtes mütterliches Alter, vorherige Aborte, hoher mütterlicher Alkoholkonsum, mütterliches Über- oder Untergewicht. Schwangerschaften von Väter, die älter als 50 Jahre sind haben ein nahezu verdoppeltes Risiko, in einem Abort zu enden (Nybo Andersen et al. 2004). In einer weiteren großangelegten Studie zeigte sich, dass insbesondere bei Frauen, älter als 30 Jahre, ein erhöhtes väterliches Alter mit einem erhöhten Abortrisiko einhergeht, das höchste Risiko besitzen Paare, bei denen beide Elternteile schon in einem fortgeschrittenen reproduktiven Alter sind (de la Rochebrochard und Thonneau 2002). Sowohol die Inzidenz von Früh- als auch Spätaborten nimmt mit erhöhtem väterlichen Alter kontinuierlich zu (du Fossé et al. 2020).

Chromosomenanomalien und erhöhtes väterliches Alter

Eine erhöhte Inzidenz von Chromosomenanomalien bei einem erhöhten mütterlichen Alter ist gesichert (Nieschlag et al. 2000).
Die Hauptursache für eine Aneuploidie, das heißt für eine Abweichung vom normalen Chromosomensatz, ist die Non-disjunction homologer Chromosomen (Fehlverteilung) im Rahmen der meiotischen Teilung der Gameten. Meiotische Teilungen der Spermatozyten I. Ordnung setzten beim Mann nach der Pubertät ein. Eine Non-disjunction während der Spermatogenese ist kein seltenes Ereignis. In einer Studie wurde bei 4,7 % der Spermien gesunder Männer eine abnormale Chromosomenanzahl festgestellt (Bordson und Leonardo 1991).
Die Häufigkeit numerischer Chromosomenabnormalitäten bei infertilen Männern mit reduzierter Spermienqualität ist erhöht. Während bei der Untersuchung von Spermien eine altersabhängige Zunahme in der Rate numerischer Geschlechtschromosomenanomalien gefunden werden konnte, ist eine erhöhte Inzidenz numerischer Chromosomenanomalien für die Autosomen nicht belegt (Kühnert und Nieschlag 2004).
Die Trisomie 21 (Morbus Down) ist eine der häufigsten numerischen Chromosomenanomalie, ein erhöhtes mütterliches Alter ist ein seit langem bekannter Risikofaktor, nur 10 % der Fälle werden väterlicherseits übertragen. In neueren großen Studien zeigte sich jedoch ein leicht erhöhtes Risiko eines erhöhten väterlichen Alter, wenn auch das mütterliche Alter erhöht war (Kühnert und Nieschlag 2004).
Auch bei den relativ häufigen und somit klinisch relevanten Chromosomenaneuploidien der Trisomie 13, Trisomie 18, dem Turner Syndrom ( 45XO) und dem Klinefelter Syndrom (47XXY) konnte keine Beziehung zwischen dem väterlichen Alter und der Krankheitshäufigkeit gefunden werden (Bordson und Leonardo 1991; Luetjens et al. 2002).
Es gibt Hinweise auf vermehrte strukturelle Chromosomenanomalien in den Spermien älterer Männer. Jedoch wurde in lebenden Neugeborenen oder pränatal diagnostizierten Feten keine Häufung von neu aufgetretenen strukturellen Chromosomenanomalien belegt (Kühnert und Nieschlag 2004). Vererbte reziproke Translokationen sollen bei Kindern älterer Väter gehäuft auftreten.

Genetische Störungen und erhöhtes väterliches Alter

Genetische Mutationen sind das Resultat von Fehlern bei der DNS-Replikation. Bis zum Zeitpunkt der Pubertät führen ungefähr 30 Zellteilungen zu einem großen Pool von undifferenzierten Spermatogonien. Diese teilen sich pro Jahr 23 mal, so dass die Anzahl der durchgemachten Zellteilungen eines Spermium bei einem 20 jährigen Mann 200, bei einem 30 jährigen Mann 430 und bei einem 45 jährigen Mann 770 Zellteilungen beträgt (Crow 1997). Bei jeder Teilung können de novo Mutationen entstehen. Somit ist verständlich, dass im Alter vermehrt Mutationen auftreten.
Späte Spermatiden, wie auch Spermatozoen, besitzen kein eigenes dann-Reparatur-System. Die Effektivität antioxidativer Schutzmechanismen im Seminalplasma und in den Spermien nimmt mit zunehmendem Alter ab, Spermien älterer Männer sind somit gegenüber Mutagenen vulnerabler als die Spermien jüngerer Männer (Tarin et al. 1998).
Es wird mittlerweile allgemein akzeptiert, dass autosomal dominant vererbte Erkrankungen wie zum Beispiel die Achondroplasie, Polyposis coli, Basalzellnävi, Marfan-Syndrom oder Apert-Syndrom, mit einem erhöhten Alter des Vaters assoziiert sind. Die Inzidenz weiterer Erkrankungen wie Neurofibromatose, Retinoblastome oder das Sotos-Syndrom nimmt mit zunehmendem väterlichen Alter nur geringgradig zu (Crow 1997). Etwa 5 Prozent aller Herzfehler von Kindern, deren Väter älter als 35 Jahre alt sind, sollen auf das erhöhte väterliche Alter zurückzuführen sein, dies weist darauf hin, dass einige Herzfehler auf neu aufgetretenen dominanten Mutationen beruhen (Crow 1997). Auch nimmt die Inzidenz psychiatrischer Erkrankungen wie Schizophrenie oder Autismus bei Kindern älterer Väter leicht zu. Es wird allgemein angenommen, dass väterliche altersbedingte De-novo-Mutationen die Ursache seien. Jedoch gibt es deutliche Hinweise, dass genetische Risikofaktoren, die von älteren Vätern und ihren Nachkommen geteilt werden, die Korrelation von väterlichem Alter und Inzidenz psychiatrischer Erkrankungen erklären können, wenn auch nicht klar ist, wieso Väter mit der genetischen Disposition zu psychiatrischen Erkrankungen oder auch manifesten psychiatrischen Erkrankungen, ein höheres Reproduktionsalter besitzen (Gratten et al. 2016)
Auch wenn somit bei Kindern älterer Männer eine etwas erhöhte Inzidenz bestimmter genetischer Erkrankungen besteht, ist das individuelle Risiko solch einer Neuerkrankung auf Grund der Seltenheit dieser Erkrankungen als äußerst gering anzusehen.
Während nach den Richtlinien zur pränatalen Diagnostik von Krankheiten und Krankheitsdispositionen der Bundesärztekammer ein erhöhtes Alter der Schwangeren ein Grund für eine gezielte, intensivierte pränatale Diagnostik ist, ist ein höheres Alter des Vaters keine explizite Indikation für eine intensivierte pränatale Diagnostik (Bachmann et al. 2007).

Altershypogonadismus (Late-onset-Hypogonadismus)

Definition

Auch beim alternden Manne ist Testosteron nicht nur für die sekundären Geschlechtsmerkmale, Libido und Potenz, verantwortlich, sondern hat auch einen Einfluss auf die Stimmungslage und intellektuelle Fähigkeiten, auf die Erythropoese, den Knochenstoffwechsel, den Proteinanabolismus und die Muskelmasse sowie die Fettverteilung. Testosteron ist beim alternden Mann sowohl im Hinblick auf das Sexualleben als auch auf vitale Funktionen von Bedeutung. Klinisch können bei einem Abfall der Testosteronserumspiegel eine Abnahme der Libido und der Potenz sowie Müdigkeit, Verminderung der Muskelmasse, Osteoporose und leichte Anämie auftreten. Ein alleiniges Nachlassen der Erektionsstärke ist in den meisten Fällen weniger auf einen Testosteronmangel als auf Begleiterkrankungen wie Arterioklerose oder Diabetes mellitus zurückzuführen. Insbesondere neurale und vaskuläre organische Veränderungen des Penis und des kleinen Beckens sind kausal an den Potenzstörungen beteiligt.
Unter Altershypogonadismus (Late-onset Hypogonadismus LOH), der häufig einen funktionellen Usprung haben kann, versteht man eine klinisch und biochemisch definierte Erkrankung des älteren Mannes mit Testosteronserumspiegeln unterhalb des Referenzwertes junger gesunder Männer und mit Symptomen des Testosteronmangels. Ausgeprägte Störungen der Lebensqualiät und schädliche Auswirkungen auf multiple Organsysteme können langfristig die Folge sein (Nieschlag et al. 2005; Wang et al. 2008; Nieschlag 2019; Corona et al. 2020).

Mortalität und Testosteronmangel

Die Mortalität von Patienten mit erniedrigten Testosteronserumspiegeln ist signifikant höher als die Mortalität von Patienten mit normwertigen Testosteronserumspiegeln, auch wenn die Mortalität bedingt durch die Erkrankung, die zum aktuellen Krankenhausaufenthalt führte, nicht berücksichtigt wurde (Shores et al. 2006).
In prospektiven Studien zeigte sich, dass die Mortalität von unselektierten älteren Männern mit Testosterononserumspiegeln im untersten Quartil unter Berücksichtigung weiterer Risikofaktoren wie Alter, BMIs, Begleiterkrankungen, Blutdruck oder Fettstoffwechselparameter signifikant höher war, als die von den Männern mit relativ hohen Testosteronserumspiegeln (Khaw et al. 2007; Laughlin et al. 2008). Während die Mortalität der Männer mit erniedrigten Testosteronspiegeln in den folgenden Jahren um 30 bzw. 40 % erhöht war, gingen relativ hohe Testosteronserumspiegel nicht mit einer verminderten Mortalität einher.
Erniedrigte freie Testosteronserumspiegel wie auch erhöhte freie Estradiolserumspiegel sind unabhängige Risikoparameter für eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (Tivesten et al. 2007).

Symptomatik des Altershypogonadismus

Allgemeine Symptome

Neben einem erniedrigten Testosteronserumspiegel müssen zur Diagnosestellung eines late-onset Hypogonadismus auch entsprechende klinische Symptome eines Androgenmangels vorliegen (Nieschlag et al. 2005; Bhasin et al. 2006; Wang et al. 2008). Das Hauptsymptom ist eine reduzierte Libido, jedoch auch eine erektile Dysfunktion, abnehmende Muskelmasse und -kraft, zunehmender Körperfettgehalt, eine Abnahme der Knochendichte und eine Abnahme der allgemeinen Leistungsfähigkeit und depressive Grundstimmung sind Hinweise auf einen Androgenmangel. Zur Diagnosestellung muss mindestens eines dieser Symptome und ein erniedrigter Testosteronserumspiegel vorliegen (Kelleher et al. 2004; Zitzmann et al. 2006).
Die Symptomatik des Altershypogonadismus hat offensichtlich symptomspezifische Schwellenwerte der Testosteronkonzentrationen. Meist beginnt der Beschwerdekomplex mit einem Verlust von Libido und Antriebskraft, bei weiter sinkenden Testosteronspiegeln kommen eine Akkumulation von viszeralem Fett, Depressionen und Hitzewallungen hinzu. Ganz am Ende steht das Vollbild des Hypogonadismus einschließlich einer erektilen Dysfunktion (Zitzmann et al. 2006).
Im Rahmen der ärztlichen Untersuchung muss ein vorübergehender Androgenmangel auf Grund einer intermittierenden akuten Erkrankung ausgeschlossen werden. Chronische Erkrankungen, die einen Late-onset-Hypogonadismus verursachen können sind Diabetes mellitus, COPD, chronische Arthritis, renale Erkrankungen und HIV mit den konsekutiven Folgeerkrankungen.

Osteoporose

Unter Osteoporose versteht man eine systemische Skeletterkrankung, bedingt durch eine erniedrigte Knochenmasse und verschlechterte Mikroarchitektur des Knochengewebes, die zu einer vermehrten Frakturhäufigkeit führt. Es wird zwischen einer primären Osteoporose ohne erkennbare Ursache und einer sekundären Osteoporose als Folge einer anderen Erkrankung, oder auch einer Therapie unterschieden, wobei diese Unterscheidung oft nicht sicher zu stellen ist. Eine primäre Osteoporose ist eine Ausschlussdiagnose. Ein Hypogonadismus ist ein allgemein anerkannter Risikofaktor für eine Osteoporose, wie auch die Testosteronsubstitution ein anerkanntes Therapieverfahren sowohl zur Prävention der Osteoporose als auch zur Verbesserung der Knochendichte bei Patienten mit manifestem Hypogonadismus ist. Bei Frauen nimmt die Osteoporosehäufigkeit nach dem Klimakterium deutlich zu und es ist allgemein anerkannt, dass die klimakterischen Veränderungen als Ursache anzusehen sind. Im Schnitt finden sich vergleichbare osteoporotische Veränderungen beim Mann ungefähr 10 Jahre später als bei der Frau. Auch beim Mann nimmt die Inzidenz von Hüftfrakturen mit sinkenden Testosteron- und Estradiolserumspiegeln signifikant zu (Amin et al. 2006; Meier et al. 2008).

Metabolisches Syndrom

Im letzten Jahrhundert haben sich die Lebensumstände in den Industrienationen erheblich geändert: das Ausmaß an körperlicher Aktivität hat abgenommen, gleichzeitig besteht ein Überangebot an hochkalorischer, fetthaltiger Nahrung. Dies resultiert in einer steigenden Prävalenz von Übergewicht, besonders in den letzten zwei Dekaden. Die Akkumulation von viszeralem Fett als einem endokrin hochaktiven Organ stellt hier ein besonderes Problem dar, das sich als komplexe pathologische Entität mit Störungen des Blutdrucks, des Fettstoffwechsels und der Glukosetoleranz manifestiert und als Metabolisches Syndrom bezeichnet wird. Das viszerale Fett schüttet unter anderem inflammatorische Zytokine, pro-koagulative Substanzen sowie das Angiotensin-Aldosteron-System aktivierende Stoffe aus. Damit haben Menschen mit dem Metabolischen Syndrom ein dreifach erhöhtes Risiko für klinisch manifeste kardiovaskuläre Ereignisse oder Schlaganfälle. Das Risiko zur Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 ist deutlich erhöht (Powell-Wiley et al. 2021). Die International Diabetes Federation hat den Bauchumfang als Maß des viszeralen Fettgewebes als zentralen Faktor identifiziert. Dabei ist als Grenzwert für europäische Männer ein Bauchumfang von 94 cm angegeben worden.
Bei Männern ist die zentrale Adipositas als Schlüsselkomponente des Metabolischen Syndroms häufig mit einem Testosteronmangel assoziiert. Entsprechend zeigen longitudinale epidemiologische Studien, dass ein Testosterondefizit einen unabhängigen Prädiktor für die Entwicklung eines Metabolischen Syndroms bei Männern darstellt; auch umgekehrt stellt ein Metabolisches Syndrom ein Risiko für die Entwicklung eines Testosterondefizits dar. Dies trifft offenbar nicht nur Männer mit einem erhöhten Body-Mass-Index (BMI), sondern auch normalgewichtige Personen mit einem dann erhöhten Bauchumfang (Laaksonen et al. 2004; Muller et al. 2005; Kupelian et al. 2006).
Pathophysiologische Korrelate zeigen sich in vitro darin, dass mesenchymale pluripotente Stammzellen, die die Möglichkeit zur Weiterentwicklung entweder in Adipozyten oder Myozyten besitzen, im Zustand des Androgenmangels den Weg in die adipogene Linie einschlagen, wohingegen eine Testosterongabe dosisabhängig die Differenzierung in Muskelzellen fördert (Woodhouse et al. 2004). Entsprechend finden sich unter Testosterongabe bei hypogonadalen Männern Befunde der Abnahme von viszeralem Fett und der Zunahme von Muskelmasse, wie dies durch kernspintomographische Untersuchungen in einer placebo-kontrollierten Studie belegt werden konnte (Allan et al. 2008).
Es ist daher nicht überraschend, dass sich unter der Gabe von Testosteron auch die Insulinsensitivität bessert, denn diese ist sowohl maßgeblich von der mitochondrialen Funktion innerhalb der Muskelzellen als auch androgen-rezeptor-vermittelten Prozessen in Fettzellen abhängig.

Psychosomatische Aspekte

Obwohl die mit Androgenmangel assoziierten Beschwerden z. T. recht unspezifisch sind und bei verschiedenen psychosomatischen Syndromen ebenfalls auftreten können, gehört ein Screening der Androgenspiegel nicht zum diagnostischen Standardrepertoire in der Psychosomatik. Andererseits suchen männliche Patienten mit unspezifischen körperlichen Beschwerden häufig andrologische Abklärung, bei ungefähr der Hälfte von ihnen liegt ein Testosterondefizit vor (Zitzmann 2006; Zitzmann et al. 2006). Es wird angenommen, dass es sich z. T. um das gleiche Patientenklientel handelt, dessen Inanspruchnahmeverhalten von dem subjektiven Krankheitskonzept der Patienten und überweisenden Ärzte gesteuert wird. Dies würde bedeuten, dass sich in der Psychosomatik ein gewisser Prozentsatz Patienten vorstellt, bei denen ein Testosteronmangel komorbid oder ursächlich für die Beschwerden vorliegt, der aber in der Regel nicht diagnostiziert und nicht behandelt wird. Analog ist anzunehmen, dass bei einem gewissen Prozentsatz der andrologischen Patienten psychische Störungen (Depression, Angst, somatoforme Störungen) vorliegen, die ebenfalls nicht diagnostiziert und nicht behandelt werden.
Im Folgenden wird ein Überblick über Studien zu Zusammenhängen zwischen Androgenmangel und psychischer Symptomatik gegeben. Die Ergebnisse sind nicht immer konsistent, da unterschiedliche Stichproben in epidemiologischen Querschnittsansätzen und auch in Interventionsstudien untersucht wurden. Die meisten Studien liegen zum Zusammenhang Androgene und Depressivität vor. Meist findet sich eine negative Partialkorrelationen zwischen Depressions-Scores und Testosteronspiegeln. Die hypogonadalen Männer weisen signifikant höhere Depressions-Scores auf. Während sich für Ängstlichkeit an sich keine signifikanten Unterschiede ergeben, weisen hypogonadale Männer auf entsprechenden Skalen für „somatische Symptome“ höhere Werte auf als eugonadale Männer (Wang et al. 1996; Seidman et al. 2001).
Eine Erklärung dafür, warum Androgenuntersuchungen in einer Normalpopulation manchmal inkonsistente Ergebnisse liefern, könnte darin liegen, dass der Zusammenhang niedrige Androgene-Depressivität nur für bestimmte Untergruppen nachweisbar ist, in denen die ZNS-Testosteron-Interaktion durch weitere Faktoren moduliert wird. In diese Richtung weist eine Untersuchung, die den oben erwähnten CAG repeat Polymorphismus des Androgenrezeptor-Gens mit einbezieht: Eine finnische Gruppe untersuchte den Zusammenhang CAG-repeat length des Androgenrezeptor-Gens in einer Stichprobe von 172 41–70 jährigen Männern. Es fand sich ein positiver Zusammenhang zwischen CAG-RL-Länge und Depression, d. h. schwächere Androgenwirkung war mit dem Wunsch, tot zu sein (r = 0,45), erhöhter Depressivität (r = 0,23), Ängstlichkeit (r = 0,15) und Abnahme des generellen Wohlbefindens (r = 0,22) assoziiert (Harkonen et al. 2003).
Die im Zusammenhang mit Androgenmangel genannten körperlichen Symptome umfassen: Schlafstörungen, Hitzewallungen, körperliche Schwäche, erhöhte Ermüdbarkeit, Abnahme der Libido, und subjektive Verschlechterung des Gedächtnisses. Es handelt sich dabei um unspezifische körperliche Beschwerden, die zwar mit der Diagnose einer Depression oder Dysthymie assoziiert sein können, aber auch unabhängig von einer ausgeprägten Stimmungsverschlechterung bei anderen psychosomatischen Erkrankungen, z. B. Angststörungen, Neurasthenie, posttraumatischen Belastungsstörungen und den somatoformen Störungen auftreten. Es finden sich häufig Zusammenhänge zwischen niedrigeren Testosteronspiegeln und höheren Scores für Ängstlichkeit, Depressivität und Aufmerksamkeitsstörungen (Zitzmann 2006).
Somatoforme Störungen stellen einen speziellen Aspekt dar: sie sind durch eine den Patienten einschränkende körperliche Symptomatik charakterisiert, die nicht oder nicht ausreichend durch organische Befunde erklärbar ist, wobei der Patient in der Regel von einer organischen Genese überzeugt ist und nach weiteren organmedizinischen Untersuchungen verlangt, was die Arzt-Patient-Beziehung erheblich belasten und im Gesundheitswesen erhebliche Kosten verursachen kann. Hypogonadale Männer weisen auf der GHQ-Skala „Somatische Symptome“ höhere Werte auf als eugonadale Männer (Delhez et al. 2003).
Eine größere Studie mit über 400 älteren Männern (über 50 Jahre alt), die eine andrologische Ambulanz aufsuchten, zeigte, dass psychosomatische Beschwerden sich zu Clustern organisieren, die eine inverse Assoziation zu Testosteronspiegeln aufweisen. Besonders Antriebsmangel, Libidoverlust und depressive Stimmungslage finden sich hier simultan mit Hitzewallungen und genereller körperlicher Schwäche bei einem Altershypogonadismus (Zitzmann et al. 2006).
In einer Meta-Analyse randomisierter Studien wurde über eine moderate Verbesserung der depressiven Symptome bei mit Testosteron behandelten Männern im Vergleich zu mit Placebo behandelten Männern berichtet (Walther et al. 2019). In Meta-Analysen zeigten Antidepressiva bisher keinen Nutzen bei mittelgradigen Depressionen, haben aber insbesondere bei älteren Patienten eine hohe Nebenwirkungsrate und deutlich erhöhte Mortalität (Maslej et al. 2017). Es ist nicht klar, wieso in der aktuellen europäischen Leitlinie eine wenn auch moderate aber doch relativ sichere Therapieform (Testosteron) bei Depression nicht empfohlen wird, die ineffektive und offensichtlich deutlich nebenwirkungsreichere Therapie mit Antidepressiva aber angeraten wird (Corona et al. 2020).

Kardiovaskuläres Risiko

Epidemiologische Studien haben ergeben, dass bei Männer mit niedrigem oder niedrig-normalem endogenen Testosteronspiegel die Mortalität erhöht ist. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind für den größeren Anteil der Todesfälle bei Männern mit niedrigem Testosteron verantwortlich (Muraleedharan und Jones 2014). Männer mit angiografisch nachgewiesener koronarer Herzkrankheit haben im Vergleich zu Kontrollpersonen niedrigere Testosteronserumspiegel. Auch ist die Mortalität bei hypogonadalen nicht behandelten Männern nach einer Coronangiografie ist in den folgenden 7 Jahren deutlich erhöht. Zusätzlich korreliert die Inzidenz der ischämischen Herzerkrankungen mit einem erhöhten Cortisol/Testosteron Quotienten, also einem proinflammatorischen Zustand (Smith et al. 2005). Insbesondere bei hochbetagten Männern nimmt mit erniedrigten Testosteronserumspiegel die Häufigkeit von Vorhofflimmern hochsignifikant zu (Magnani et al. 2014).
In Querschnittsstudien bei Männern mittleren Alters wurde ein positiver Zusammenhang zwischen dem Serumtestosteronspiegel und der HDL-Cholesterinkonzentration im Plasma festgestellt. Niedrigere Testosteronwerte bei Männern werden mit höheren Werten von LDL-Cholesterinkonzentrationen, Triglyceriden und prothrombotischen Faktoren in Verbindung gebracht (Bhasin et al. 2022).
Auch bei Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz, die bereits häufger erniedrigte Testosteronspiegel aufweisen, ist ein Hypogonadismus ein unabhängiger Prädiktor für einen ungünstigen Krankheitsverlauf. Eine Abnahme des Gesamttestosterons um eine Standardabweichung (SD) erhöht das Risiko für die Gesamtmortalität um 27 %, die kardiovaskuläre Mortalität um 100 %, kardiovaskuläre Ereignisse um 20 % und infektiöse Ereignisse um 41 % (Li et al. 2022).

Hormonsubstitution im Alter

Testosteronsubstitution

Wenn klinische Symptome eines latenten oder manifesten Testosteronmangel vorliegen und der morgendliche Serumtestosteronspiegel unter den für jüngere Männer geltenden Normwert von 12,0 nmol/l gefallen ist, sollte eine Testosteronsubstitution in Betracht gezogen werden. Die Substitution erfolgt entsprechend den internationalen Empfehlungen (Wang et al. 2008) und nach den Prinzipien und in den Dosierungen, die in Kap. 36 angegeben werden.
In Analogie zu dem Terminus „Late onset Diabetes“ wurde der Begriff „Late onset Hypogonadismus“ für den altersabhängigen Testosteronabfall, hervorgerufen durch eine Kombination eines primären und sekundären Hypogonadismus, entwickelt (Zitzmann und Nieschlag 2003). Dieser Begriff wurde von den meisten andrologischen und urologischen Fachgesellschaften in ihren Leitlinien übernommen, auch die Empfehlungen zur Behandlung mit Testosteronpräparaten wurden weitgehend übernommen. Unklarheiten gab es nur über den Grenzwert, ab welchem eine Androgensubstitution bei entsprechenden klinischen Symptomen indiziert sei (Nieschlag 2019). Nach Etablierung der transdermalen Testosterontherapie hat insbesondere in den USA bei älteren Männern die Verordnung von Testostronpräparaten massiv zugenommen. So hat sich von 2002 bis 2013 die Zahl der testosteronbehandelten Männer verfünffacht (Baillargeon et al. 2018). In den meisten Fällen gaben die Ärzte als Grund für die Verordnung eine „testikuläre Hypofunktion“ an. Analysen der Abrechnungsdaten zeigen, dass bei einem Drittel der Patienten der Testosteronspiegel gar nicht bestimmt wurde (Nieschlag 2019).
2014 hat die US-Arzneibehörde FDA wegen dieser zunehmend unkritischen Verordnungen von Testosteronpräparaten an ältere Männer die Fachinformationen verschärft (FDA 2015). Die Hersteller müssen seitdem ausdrücklich auf mögliche kardiale Risiken hinweisen. Die Präparate sind nur zur Behandlung von Patienten zugelassen, bei denen eine Funktionsstörung in Hoden, Hypophyse oder Gehirn als Ursache des Hypogonadismus nachgewiesen wurden. Die überwiegende Zahl der Verordnungen erfolge somit „off-label“.
Die Bedenken der FDA betreffen vor allem die Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. Es wurden fünf retrospektive Beobachtungsstudien und zwei Meta-Analysen berücksichtigt.
Die Ergebnisse waren alles andere als eindeutig. In zwei retrospektiven Beobachtungsstudien war die Testosteronbehandlung mit einem Anstieg an Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert. In einer Studie zeigte sich ein signifikanter Anstieg der Rate von Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod (Vigen et al. 2014). In der anderen Studie kam es bereits in den 90 Tagen nach der Erstverordnung zu einem deutlichen Anstieg von nichttödlichen Herzinfarkten bei älteren Männern und auch bei jüngeren Männern mit vorbekannten Herzkrankheiten (Finkle et al. 2014). In den anderen retrospektiven Studien zeigte sich kein ungünstiger oder kein Einfluss einer Testosterontherapie auf die untersuchten kardiovaskulären Endpunkte (Baillargeon et al. 2014; Muraleedharan et al. 2013; Shores et al. 2012).
In einer Meta-Analyse mit 27 randomisierten, placebokontrollierten Studien mit 2.994 Patienten mittleren und höheren Alters wurde festgestellt, dass die Testosterontherapie mit einem erhöhten Risiko für unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse verbunden war (Odds Ratio [OR] = 1,5, 95 % CI: 1,1–2,1) (Xu et al. 2013). Dieses Ergebnis konnte in neueren Meta-Analysen zum Teil mit der gleichen Datengrundlage, jedoch ergänzt mit aktuelleren Studien nicht bestätigt werden (Corona et al. 2018; Alexander et al. 2017). Eine von der Europäischen Arzneimittelagentur durchgeführte unabhängige Überprüfung ergab ebenfalls keine konsistenten Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für koronare Herzkrankheiten im Zusammenhang mit der Testosteronbehandlung hypogonadaler Männer (Bhasin et al. 2022).
Die Europäische Akademie für Andrologie (EAA) hat 2020, im Gegensatz zu der amerikanischen Fachgesellschaft, ihre Leitlinie geändert und das Behandlungskonzept des late-onset Hypogonadismus mit einer Testosterontherapie bei entsprechender Klinik und erniedrigten Testostertonspiegeln hinterfragt. Es wurde der Terminus funktioneller Hypogonadismus gewählt, um einen sekundär durch Komorbiditäten verursachen Testosteronmangel zu definieren (Corona et al. 2020). Primär sollte die Grunderkrankung behandelt werden. Durch eine Testosterontherapie kann zwar die allgemeine sexuelle Leistungsfähigkeit und insbesondere die Libido bei Männern mit Hypogonadismus zuverlässig verbessert werden, jedoch sei der langfristige klinische Nutzen und die Sicherheit einer Testosterontherapie bei funktionellem Hypogonadismus nicht belegt. Eine Testosterontherapie zur Behandlung chronischer Erkrankungen, wie den Erkrankungen des metabolischen Syndroms, einer Osteoporose oder einer Depression wird nicht empfohlen. Insgesamt ist die Studienlage bezüglich einer Testosterontherapie bei älteren Männern mit funktionellem Hypogonadismus/Late onset Hypogonadismus und Begleiterkrankungen nicht eindeutig.
Testosteron reguliert maßgeblich die sexuelle Funktion, insbesondere die Libido und in geringerem Maße die erektile Funktion. Es ist eindeutig belegt, dass Testosteron im Vergleich zu Placebo das sexuelle Interesse und die sexuelle Aktivität – vom Flirt bis zum Geschlechtsverkehr – bei hypogonadalen Männern mit Testosteron < 9,4 nmol/L (<270 ng/dL) in bescheidenem Maße steigert (Corona et al. 2020). Darüber hinaus stand die Größe des Effekts in umgekehrtem Verhältnis zu den T-Grundkonzentrationen und zwar proportional zum Anstieg der T-Konzentrationen während der Studie. Es wurden stärkere Auswirkungen auf die Libido und die sexuelle Aktivität als auf die erektile Funktion beobachtet. Diese Daten stehen im Einklang mit den jüngsten Meta-Analysen zur sexuellen Funktion, die ebenfalls zeigten, dass eine Testosterontherapie wirksam ist, wenn der Testosteron-Wert <10,4 nmol/L (<300 ng/dL) 50 oder 12 nmol/L (350 ng/dL) ist, und unwirksam bei Männern mit einem T-Wert > 12 nmol/L (>350 ng/dL). Darüber hinaus war die Wirksamkeit der Testosterontherapie auf die erektile Funktion bei Männern mit schwerem Hypogonadismus (T < 8 nmol/L oder 231 ng/dL) höher und bei Männern mit Diabetes mellitus Typ 2 und Adipositas geringer (Corona et al. 2020).
Bei Männern mit einem Diabetes mellitus Typ 2 konnte in einer placebo-kontrollierten Studie mit intramuskulär injiziertem Testosteron eine signifikante Besserung der Insulinresistenz und der glykämischen Kontrolle sowie eine Abnahme des viszeralen Fettanteils und eine Minderung der Dyslipidämie dargestellt werden (Kapoor et al. 2006). Dies wird durch Langzeitbeobachtungen von hypogonadalen Männern, die über mehrere Jahre Testosteronundekanoat als intramuskuläres, lang wirksames Depot erhielten, unterstützt: Fettstoffwechsel und Blutdruckprofile zeigten signifikante Änderungen in Richtung einer Normalisierung des Metabolismus (Zitzmann und Nieschlag 2007).
In der Regel nehmen die Muskelmasse und die Muskelkraft beim alternden Manne ab. Bei hypogonadalen jungen Patienten ist normalerweise ebenfalls eine reduzierte Muskelkraft gegeben, die durch eine Testosteronsubstitution gebessert werden kann. Auch bei älteren Männern unter Testosteronsubstitutionstherapie konnte eine Verbesserung der Muskelmasse bei einer Abnahme der abdominellen Fettmasse festgestellt werden (Verbesserung des lean body mass Index) (Allan et al. 2008). Bei gesunden Probanden wird mit zunehmendem Alter ein Anstieg von Körpergewicht und prozentualem Fettanteil gemessen, der mit dem Abfall des Testosteronspiegels korreliert. Dagegen wird bei hypogonadalen Patienten unter adäquater Testosterontherapie, bei denen somit kein altersabhängiger Abfall der Testosteronserumspiegel stattfindet, keine Änderung von Körpergewicht und prozentualem Fettgehalt gemessen (Rolf et al. 2002b). Wie bereits erwähnt, findet bei Männern mit einem Diabetes mellitus Typ 2 unter Testosteron nicht nur eine Besserung der Diabeteseinstellung, sondern auch eine Abnahme des viszeralen Fettanteils und eine Minderung der Dyslipidämie statt (Kapoor et al. 2006).
Erste Ergebnisse der Testosteronsubstitutionstherapie bei orthopädischen Patienten mit Knieprothesen erbrachten ermutigende Resultate. Bei Autoimmunerkrankungen haben Androgene möglicherweise eine protektive Rolle. Die Inzidenz für die meisten Autoimmunerkrankungen ist auch bei älteren Menschen erhöht, bei Frauen und auch bei hypogonadalen Männern ist sie gleichfalls deutlich höher als bei gesunden Männern. (Baillargeon et al. 2016). Im Rahmen der Diagnose und Therapie sowohl der senilen als auch der sekundären Osteoporose in Verbindung mit anderen Erkrankungen sind Änderungen der Androgenspiegel zu berücksichtigen und bei entsprechend pathologischen Werten ist ein Therapieversuch mit Androgenen zu erwägen (Francis 1999). So konnte bei Patienten mit Osteoporose bei chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen unter Cortisoltherapie durch eine Testosterontherapie eine deutliche Verbesserung der Knochendichte erzielt werden (Reid et al. 1996).
In einer ersten großen plazebokontrollierten Studie über 36 Monate führte die transdermale Testosteronsubstitution älterer Männer zu einer Zunahme der Muskelmasse sowie der Knochendichte (Snyder et al. 1999a, b). Die Probanden berichteten über eine subjektive Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Eine deutliche Zunahme der Knochendichte konnte insbesondere bei älteren Männern mit erniedrigten basalen Testosteronspiegeln gemessen werden, während bei Patienten mit normwertigen Testosteronspiegeln vor Therapiebeginn nur ein marginaler Zuwachs der Knochendichte festzustellen war. Belege, dass durch eine Testosterontherapie das Frakturrisiko reduziert wird sind bisher nicht publiziert.
Zum jetzigen Zeitpunkt kann langfristige Testosteronsubstitutionstherapie zur Osteoporoseprophylaxe bei einem alleinigen isolierten niedrigen Testosteronsrumspiegel ohne weitere klinische Androgenmangelsymptomatik und ohne weitere Beschwerden nicht empfohlen werden.
Es ist offensichtlich, dass Hypogonadismus negative Auswirkungen auf die Lebensqualität und die Stimmung haben kann. Die Testosteronsubstitution wird als Mittel zur Verbesserung dieser Parameter angesehen (Zitzmann 2020). Wenn diese psychologischen Symptome jedoch die einzigen Probleme des Patienten sind, wird der Einsatz von Testosteron zur Verbesserung der Lebensqualität und der Stimmung bei Männern mit Hypogonadismus derzeit nicht dringend empfohlen. Studien zur Testosteronsubstitution und depressiv gefärbter Stimmungslage bestätigen die epidemiologischen Querschnittsuntersuchungen: 22 hypogonadale depressive Männer wurden mit Testosterongel oder Placebo behandelt. Die vorbestehende antidepressive Behandlung wurde weitergeführt. Die Männer, die Testosteron erhielten, hatten signifikant ausgeprägtere Verbesserungen der depressiven Symptomatik in der Hamilton-Depression-Rating-Scale als diejenigen Männer, die Placebo erhielten (Pope et al. 2003).
Eine große, nicht-kontrollierte Studie mit Testosterongel als Substitutionsmittel zeigte bei einem größeren Kollektiv hypogonadaler älterer Männer eine deutliche Besserung der Stimmungslage, wie anhand verschiedener psychometrischer Skalen gezeigt werden konnte (Wang et al. 1996).
Bislang gibt es keine randomisierten Studien, die groß genug oder von ausreichend langer Dauer sind, um die Auswirkungen einer Testosteronbehandlung auf die Häufigkeit von MACE (major adverse cardiac event) zu bestimmen. Die Häufigkeit von MACE, die in randomisierten Testosteronstudien berichtet wurde, war gering – sogar geringer als angesichts des Alters und der Begleiterkrankungen der Teilnehmer zu erwarten war (Bhasin et al. 2022). Eine randomisierte Studie mit Testosteron bei älteren Männern (The TOM Trial) mit Mobilitätseinschränkungen wurde vorzeitig abgebrochen, da bei den Männern, die Testosteron erhielten, häufiger kardiovaskuläre Ereignisse auftraten als bei den Männern, die Placebo erhielten (Basaria et al. 2010), was die Besorgnis über die kardiovaskuläre Sicherheit von Testosteron bei gebrechlichen älteren Männern verstärkte. Im Gegensatz zu vielen anderen Testosteronstudien bei älteren Männern, an denen relativ gesunde ältere Männer teilnahmen, wiesen die Teilnehmer an der TOM-Studie eine hohe Prävalenz chronischer Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Diabetes mellitus, Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Hyperlipidämie auf. Bei Männern, die 75 Jahre oder älter waren, und bei Männern mit hohen Testosteronwerten während der Behandlung schien das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse am größten zu sein. Die TOM-Studie war nicht auf kardiovaskuläre Ereignisse ausgelegt; daher waren die kardiovaskulären Ereignisse kein vorab festgelegter Endpunkt und wurden weder auf standardisierte Weise erfasst noch prospektiv beurteilt. Außerdem handelte es sich bei vielen der kardiovaskulären Ereignisse nicht um MACE.
Die in der TOM-Studie beobachtete höhere Inzidenz kardiovaskulärer unerwünschter Ereignisse bei mit Testosteron behandelten älteren Männern konnte in zwei größeren Studien mit längerer Laufzeit, die vor kurzem veröffentlicht wurden, nicht reproduziert werden; in der TEAAM-Studie war die Inzidenz schwerer unerwünschter kardialer Ereignisse während der dreijährigen Intervention zwischen den Gruppen ähnlich (Basaria et al. 2015). Auch in der TTrials-Studie war die Zahl der MACE (Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod im Zusammenhang mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung) während der einjährigen Behandlung in beiden Gruppen ähnlich, wobei sieben Männer in jeder Gruppe ein Ereignis erlitten (Snyder et al. 2016). Die Zahl der MACE in den TEAAM- und T-Trials war zu gering, um eindeutige Rückschlüsse auf die Auswirkungen der Testosteronbehandlung auf die MACE zuzulassen (Bhasin et al. 2022).
Bei hyopgondalen Männern führt eine Testosterontherapie, wenn normwertige Testosteronspiegel erreicht werden, zu einer geringeren Häufigkeit von Vorhofflimmern im Vergleich zu unbehandelten hypogonadalen Männern (Sharma et al. 2017).
Es besteht bis heute kein Anhalt dafür, dass eine Testosteronsubstitution ein Prostatakarzinom induziert. Die molekularen Vorgänge, durch die Androgene das Prostatawachstum beeinflussen, sind noch nicht genau bekannt. Androgene sind essenziell für ein normales Prostatawachstum, in Abwesenheit von Androgenen kann die Prostata weder ihre Funktion noch ihre Größe beibehalten. Die ausgewachsene Prostata wächst bei einer exogenen Testosteronsubstitution nicht über die entsprechende Prostatagröße altersentsprechender gesunder Probanden hinaus (Behre et al. 1994). In einer Metaanalyse von 14 klinischen Studien mit über 2000 Patienten zeigte sich, dass eine Testosteronersatztherapie bei Männern, die wegen eines LOH behandelt wurden, nicht zu einer Verschlechterung des International Prostate Symptom Score (IPSS) führt (Kohn et al. 2016). Unter einer Testosteronsubstituion älterer Männer nimmt die Inzidenz von Protstatakarzinomen nicht zu (Debruyne et al. 2017). Ein manifestes Prostatakarzinom wird jedoch durch Testosteron im Wachstum gefördert und stellt eine Kontraindikation für eine Androgensubstitution dar. Einzelfälle von Patienten unter Testosteronsubstitution, die im Alter ein Prostatakarzinom entwickelten, wurden beschrieben (Rolf und Nieschlag 1998).
Die Prostata sollte deshalb vor und unter der Substitutionstherapie regelmäßig durch digitale Untersuchung und PSA-Bestimmung kontrolliert werden. Entsprechend des LOH-Empfehlungen (Wang et al. 2008) sollten diese Untersuchungen 3–6 Monate und 12 Monate nach Beginn der Testosteron-substitution sowie dann in jährlichen Intervallen vorgenommen werden. Eine ergänzende transrektale Sonografie ist optional.
Eine Gynäkomastie kann insbesondere bei der Verwendung kurz wirkender injezierbarer Testrosteronester auftreten, dieses wird verursacht durch die Aromatisierung des Testosterons zu Estrogenen, insbesondere bei höheren Testosteronspitzenspiegeln.
Hohe Dosen von Testosteron können zu einer Polyzythämie führen, bei der Substitution älterer Männer mit Testosteronenanthat werden relativ häufig erhöhte Hämatokritwerte gefunden (Sih et al. 1997; Calof et al. 2005); deshalb sollten Hämatokrit und Erythrozytenzahl während der Behandlung regelmäßig kontrolliert werden. Zur Vermeidung der Komplikationen einer Polyzythämie muss dann eine Dosisreduktion, ein Wechsel auf transdermale Testosteronpräparate oder ein zumindest kurzfristiges Unterbrechen der Behandlung erfolgen.
Zu den Kontraindikationen für die Verabreichung von Testosteron gehört eine Vorgeschichte von Prostata- oder Brustkrebs (Bhasin et al. 2022). Eine gutartige Prostatahypertrophie (BPH) an sich ist keine Kontraindikation, es sei denn, sie geht mit schweren Symptomen einher, die durch einen IPSS-Symptom-Score von mehr als 21 angezeigt werden. Männer mit einem Ausgangs-Hämatokrit von mehr als 50 %, schwerer unbehandelter Schlafapnoe oder kongestiver Herzinsuffizienz mit Symptomen der Klasse III oder IV sollten kein Testosteron erhalten (Corona et al. 2020). Testosteron unterdrückt die Spermatogenese und sollte nicht an Männer verschrieben werden, die in naher Zukunft ein Kind bekommen möchten.
Langfristige randomisierte Studien zu den Auswirkungen der Testosteronbehandlung auf die Häufigkeit koronarer Herzkrankheiten (MACE) sind erforderlich und besonders wichtig, da selbst kleine Veränderungen der Inzidenzraten erhebliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben könnten.
Derzeit läuft eine große randomisierte, placebo-kontrollierte Studie zur Untersuchung der Auswirkungen einer Testosteronersatztherapie auf die Häufigkeit schwerer kardiovaskulärer Ereignisse bei Männern im Alter von 45 bis 80 Jahren mit niedrigem Testosteronspiegel und einem oder mehreren Symptomen von Testosteronmangel, die ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse aufweisen (The TRAVERSE Trial, NCT03518034). Die Interventionsdauer beträgt in dieser Studie mit über 6000 Männern bis zu 5 Jahre. Zu den Wirksamkeitsergebnissen gehören festgestellte klinische Frakturen, die Remission einer geringgradigen persistierenden depressiven Störung (Dysthymie), das Fortschreiten von Prädiabetes zu Diabetes, die Korrektur einer Anämie sowie die allgemeine sexuelle Aktivität, das sexuelle Verlangen und die Erektionsfähigkeit. Diese randomisierte, placebo-kontrollierte Studie bietet eine historische Chance, unser Verständnis der kardiovaskulären Sicherheit und der langfristigen Wirksamkeit von Testosteronersatz bei hypogonadalen Männern mittleren und höheren Alters zu verbessern (Bhasin et al. 2022).
An Covid-19 erkrankte Männer mit einem ungünstigen Krankheitsverlauf haben niedrigere Testosteronserumspiegel als Patienten mit milderem Krankheitsverlauf, dieses wird meist als Folge der akuten schwereren Erkrankung gewertet. Eine Studie untersuchte nach einer COVID-19-Infektion die Hosptalisierungsraten von Männern mit Hypogonadismus, von eugonadalen Männern und von hypogonadalen Männern, die mindestens seit 6 Monaten eine Testosteronsubstituion erhalten (Dhindsa et al. 2022.) Diese Studie zeigte, dass Männer mit Hypogonadismus unabhängig von anderen bekannten Risikofaktoren nach einer COVID-19-Infektion mehr als doppelt so häufig in ein Krankenhaus eingeliefert werden, auch wurden die Patienten signifikant häufiger intensivpflichtig. Dieses erhöhte Risiko wurde bei hypogonadalen Männern, die zum Erkrankungsbeginn mindestens seit 6 Monaten eine angemessene Testosteronersatztherapie erhielten, nicht beobachtet. Dieses ist ein deutlicher Hinweis dass der erniedrigte Testosteronspiegel kausal für den ungünstigen Krankheitsverlauf und nicht reaktiv durch die COVID-19-Infektion bedingt war und eine bereits bestehende Testosteronsubstitution einen günstigen Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat.

Sonstige Hormone

Wie eingangs beschrieben, sind Veränderungen in der Testosteronproduktion nicht die einzige endokrine Änderung in der Seneszenz (Tab. 1). In den letzten Jahren wurde der verminderten Sekretion von Wachstumshormon und Insulin-like-Growth-Factor-1 (IGF-1) vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Es wird angenommen, dass die reduzierten Wachstumshormonspiegel im älteren Manne für die Änderung der Körpergestalt mitverantwortlich sind. Durch rekombinantes Wachstumshormon ist die Möglichkeit der Substitution eröffnet worden. 1990 konnte in einer ersten kontrollierten Studie gezeigt werden, dass durch die Gabe von Wachstumshormon in älteren Männern mit Wachstumshormonspiegeln unterhalb des Normwertes von jungen gesunden Männern, eine anabole Stoffwechsellage mit einer Zunahme der Knochendichte der Lendenwirbelsäule und einem Abbau von Fett zugunsten von Eiweiß erreicht werden kann (Rudman et al. 1990). In weiteren Studien konnten die positiven Wirkungen auf die Körperkomposition bestätigt werden, jedoch konnte keine Verbesserung der Muskelkraft, oder der maximalen Sauerstoffaufnahme unter Belastung belegt werden (Vance 2003; Lombardi et al. 2005; Blackman 2002). Gleichzeitig wurden jedoch verminderte Glukosetoleranz und erhöhter Blutdruck beobachtet (Rudman et al. 1990). Daher besteht die Möglichkeit, dass sich bei einer langandauernden Substitutionstherapie Hypertonus, Diabetes mellitus oder Kardiomegalie entwickeln. In älteren kontrollierten Studien mit z. Z. relativ hohen Wachstumshormondosen berichteten jeweils mehr als 10 % der Patienten über periphere Ödeme oder Arthralgien (Bryant et al. 2002; Blackman 2002).
Tab. 1
Hormonelle Änderungen im Alter (bezogen auf die Mittelwerte großer Populationen, es besteht eine weite Streubreite)
Testosteron (gesamt)
freies Testosteron
LH
FSH
SHBG
Estron (E1)
Cortisol
Wachstumshormon (hGH)
Dehydroepiandrosteron (DHEA)
Da akromegale Patienten eine deutlich erhöhte Inzidenz von Dickdarmpolypen sowie Kolonkarzinomen aufweisen, kann nicht ausgeschlossen werden, dass nicht auch eine Wachstumshormonsubstitutionstherapie Karzinome induzieren kann (Jenkins et al. 2006). Ebenfalls konnte gezeigt werden, dass die Inzidenz von Prostatakarzinomen bei Männern mit hohen IGF-1 Serumkonzentrationen deutlich erhöht ist. Patienten mit hypophysäre bedingten Wachstumshormonmangel unter Substituion scheinen ein erniedrigtes Karzinomrisiko zu haben (Li et al. 2016). Eine Substitution von Kindern und jungen Erwachsenen mit humanem hypophysärem Wachstumshormon kann zu einem leicht erhöhten Karzinomrisiko im Erwachsenenalter führen (Swerdlow 2006). Kinder, die nach einer malignen Erkrankung wegen eines Wachstumshormonmangels mit rekombinanten Wachstumshormon behandelt wurden, wiesen ein leicht erhöhtes Risiko einer Zweitneoplasie auf (Ergun-Longmire et al. 2006). Allerdings wurde ein erhöhtes Karzinomrisiko für eine Wachstumshormontherapie bei konstitutionellem Minderwuchs nicht festgestellt. Unter Berücksichtigung der potenziellen Risiken ist zum jetzigen Zeitpunkt eine Wachstumshormonsubstitution bei älteren Männern mit physiologisch erniedrigten Wachstumshormonspiegel ohne Hypophyseninsuffizienz nicht indiziert (Aguiar-Oliveira und Bartke 2019; Ho 2007).
Ergebnisse kontrollierter Studien zur Substitution älterer Männer mit synthetischen Wachstumshormonanaloga, dem übergeordneten Wachstumshormon Releasing Hormone (GHRH) oder IGF-1 sind bisher nicht veröffentlicht worden.
Die Substitution mit Wachstumsfaktoren, mit dem übergeordneten Releasing-Hormone oder mit IGF-1 muss als experimentell betrachtet werden und sollte bei dem heutigen Wissensstand nur in kontrollierten Studien durchgeführt werden.
In einer ersten klinischen kontrollierten Studie erbrachte eine DHEA-Substitutionstherapie ein Ansteigen des IGF-1-Spiegels, 70 % der Patienten gaben eine Besserung des Wohlbefindens an. In weiteren Studien konnte bei älteren Männern sowie postmenopausalen Frauen eine Aktivierung des Immunsystems mit einem Anstieg der Anzahl von Monozyten, aktivierten T-Lymphozyten und natürlicher Killerzellen nachgewiesen werden. Eine weitere größere plazebokontrollierte Studie fand jedoch keinen positiven Effekte einer DHEA-Verabreichung (Flynn et al. 1999). Während bei gesunden älteren Frauen durch eine orale DHEA-Substitution eine leichte Verbesserung der lumbalen Knochendichte erzielt wurde, konnte bei älteren Männern keine Verbesserung beobachtet werden (von Mühlen et al. 2008). Eine Verbesserung der Muskelkraft oder der körperlichen Leistungsfähigkeit durch eine DHEA-Therapie konnte in kontrollierten Studien nicht belegt werden (de Spiegeleer et al. 2018).
Weitere kontrollierte Studien sind erforderlich, um die Wirksamkeit einer DHEA-Therapie zu überprüfen.
Eine abendliche Melatoninsubstitution verbessert die Schlafqualität älterer Menschen (Garfinkel et al. 1995; Valtonen et al. 2005). Abgesicherte Hinweise für in den Medien häufig diskutierte tumorpräventive Potenz einer Melatoninsubstitution sind nicht gegeben. In klinische Studien konnte bisher keine Wirksamkeit nachgewiesen werden (Garfinkel und Berner 1998).
Von einigen Gynäkologen wird eine Estrogensubstitution auch des alternden Mannes befürwortet (Umbreit 1993). Ergebnisse seit langem angekündigter kontrollierter Studien stehen weiterhin aus. Physiologisch schlüssige Belege für eine solche Substitutionstherapie sind nicht bekannt. In kontrollierten klinischen Studien mit höherdosierten Estrogenpräparaten zur Prävention der koronaren Herzerkrankung sowie zur Behandlung des Prostatakarzinoms wurden unter Estrogentherapie vermehrt thrombembolische sowie kardiovaskuläre Komplikationen diagnostiziert. Ferner begünstigen insbesondere bei Männern mit relativ niedrigem Testosteronspiegel erhöhte Estrogenserumspiegel die Entwicklung einer benignen Prostatahyperplasie (Gann et al. 1995; Suzuki et al. 1995). Eine Estrogensubstitution beim Mann ist bei dem heutigen Wissensstand nicht zu verantworten.
Selektive Androgenrezeptor-Modulatoren (SARMs) sind synthetische meist nicht steroidale testosteronrezeptorbindenden Substanzen. Sie wirken ähnlich wie anabole und androgene Steroiden, wobei sie vorrangig in anabolen Geweben wie Muskeln wirken, während sie androgene Gewebe (z. B. Prostata) weitaus weniger beeinflussen. Die Bindungsaffinität zum Androgenrezeptor ist stärker als die von Testosteron. Aktuell laufen klinische Studien zur Behandlung der Sarkopenie, der BPH und des Prostatakarzinoms (Christiansen et al. 2020). SARMs werden, obwohl nicht zugelassen, von asiatischen Herstellern in Europa und den USA vertrieben. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat ab den 01.01.2008 SARMs auf die Dopingliste gesetzt.
Auch die Behandlung mit selektiven Estrogenrezeptor Modulatoren (SERMs) oder Aromatasehemmern wird gelegentlich als Alternative zu einer Testrosterontherapie vorgeschlagen (Krzastek und Smith 2020). Bei den Präparaten liegen keine klinische Studien vor, eine Zulassung der Präparate zur Behandlung von Männern mit Androgenmangel existieren nicht, jede Behandlung ist somit auch als individueller Heilversuch ohne wissenschaftliche Rationale zu werten.

Erkrankungen der Prostata im Alter

Benigne Prostatahyperplasie (BPH)

Innerhalb der letzten Jahre hat der Begriff LUTS (Lower Urinary Tract Symptoms) in der Fachwelt aber auch in der Laienpresse zunehmende Verbreitung gefunden. Nach der Definition der International Continence Society zählen zu dem Symptomenkomplex LUTS Speichersymptome, Entleerungssymptome sowie Symptome nach Blasenentleerung (Abrams et al. 2003). Ursachen können eine Vergrößerung der Prostata, eine Entzündung oder ein Tumor der Harnblase oder der Prostata und eine Striktur der Harnröhre bei normal großer Prostata sein. Unter LUTS wird somit ein Symptomenkomplex subsummiert, während man unter einer benignen Prostatahyperplasie eine Hyperplasie der periurethralen Mantelzone der Prostata mit konsekutiven Miktionsbehinderung versteht.
Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist eine weit verbreitete Erkrankung des alternden Mannes. Weltweit weisen etwas 15 bis 22 % der Männer im Alter zwischen 50 und 59, 15 bis 33 % der Männer zwischen 60 und 69 und zwischen 25 bis über 40 % der Männer zwischen 70 und 79 Jahren mittlere bis schwere LUTS Symptome auf (Lepor 2004), in Autopsiestudien war bei 50 % der Männer im Alter zwischen 51 und 60, 70 % der Männer zwischen 61 und 70 und 90 % der Männer zwischen 81 und 90 Jahren histologisch eine benigne Prostatahyperplasie nachzuweisen (McVary 2006). Die Ursachen einer BPH sind nach wie vor unklar. Hormonelle Verschiebungen im Alter werden als eine Ursache angesehen. Bei präpubertär kastrierten Männern wird BPH nicht beobachtet. In der Prostata wird Testosteron mittels der 5α-Reductase irreversibel zu Dihydrotestosteron (DHT) metabolisiert. Bei Männer mit einem 5α-Reductase-Mangel bleibt die Prostata rudimentär (Lepor 2004). Ob erhöhte DHT-Spiegel in der Prostata jedoch eine Ursache der BPH oder eine Folge der vergrößerten Prostata sind, ist nicht klar (Lepor 2004). Statistisch signifikante Testosteronspiegelerhöhungen wurden bei Patienten mit BPH nicht gefunden. Eine Erhöhung der Estrogene bei sinkender Androgenwirkung wird ebenfalls als Ursache diskutiert (Gann et al. 1995; Suzuki et al. 1995).
Möglicherweise determinieren auch genetische Unterschiede des Androgenrezeptors die Disposition zur BPH.Es ist nicht sicher geklärt ob Männer mit einer geringeren Anzahl von CAG Tripletts im Androgenrezeptorgen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, dass sie eine BPH entwickeln, als Männern mit einer höheren Anzahl von CAG-Tripletts (Giovannucci et al. 1999; Kristal et al. 2010). Eine Analyse der Anzahl der CAG-Tripletts zur Evaluierung des individuellen Risikos eine BPH zu entwickeln, erscheint nicht zielführend. Es korreliert bei hypogonadalen Patienten unter Testosterontherapie das Prostatawachstum invers mit der Anzahl der CAG-Tripletts (Zitzmann et al. 2003).
Die Prostata von Patienten mit Akromegalie sind trotz des sekundären Hypogonadismus deutlich größer als die altersentsprechender gesunder Probanden (Salvio et al. 2022). Eine Normalisierung der Wachstumshormonspiegel führt zu einer Reduktion des Prostatavolumens. Wachstumshormon stimuliert die hepatische IgF-1-Synthese. Ein erhöhter Quotient von IgF-1 und seinem Bindungsprotein IGFBP-3 sind insbesondere bei übergewichtigen Männern ein Risikofaktor für die Entwicklung einer BPH (Neuhouser et al. 2008). Wachstumshormon hat somit auch einen Einfluss auf das Wachstum der Prostata.
Die ersten Symptome einer BPH sind häufig eine Pollakisurie, Dysurie und Nykturie. Eine völlige Entleerung der Blase ist jedoch noch möglich (Harzmann et al. 1998). Im Stadium der Retention ist eine vollständige Blasenentleerung auf Grund der Erschlaffung der Blasenmuskulatur nicht mehr möglich. Im Stadium der Blaseninsuffizienz hat sich die Blasenmuskulatur und Innervation an diesen Zustand angepasst. Durch den Rückstau in dieUreter und die Nieren droht eine schleichend beginnende Niereninsuffizienz. Es ist weiterhin unklar, ob die BPH ein prädisponierender Faktor für ein Prostatakarzinom ist.
Die Diagnose der BPH basiert auf der klinische Anamnese einschließlich der Medikamentenanamnese, der körperlichen Untersuchung mit einer rektal-digitalen Untersuchung, der transrektalen Sonographie, der Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) und des Serumkreatinins, der Uroflowmetrie und der Zystoskopie. Durch den weltweit akzeptierten Internationalen Prostata-Symptomen-Score (IPSS) können die Patienten entsprechend ihren Beschwerden kategorisiert werden. Dieser Score mit insgesamt 35 möglichen Punkten sollte therapieweisend sein. Differentialdiagnostisch sind insbesonders die Prostatitis und das Prostatakarzinom auszuschließen (Harzmann et al. 1998).
  • Bei milder Symptomatik der BPH (IPSS-Score 0–7) ist keine Therapie notwendig, die Patienten sollten jedoch regelmäßig kontrolliert werden.
    Bei Patienten mit einer mittelschweren Symptomatik (IPSS-Score 8–19) ist eine Behandlung mit α-Rezeptorblockern oder 5α- Reduktaseblockern induziert. 5αReduktaseblocker wie Finasterid oder Dutasterid sind im Gegensatz zu α-Rezeptorblockern in der Lage, das Prostatavolumen zu reduzieren. Eine 5α-Reduktaseblocker-Therapie ist bei einem IPSS-Score von 8–19 und einem Prostatavolumen von größer als 40 ml erfolgversprechend (Madersbacher et al. 2004). Die weit verbreitete Therapie mit Phytotherapeutika zur Behandlung der BPH konnte gemäß der Kriterien der Evidenz-basierten Medizin noch keine Wirksamkeit belegen und wird nicht empfohlen (Madersbacher et al. 2008).
    Bei schwerer Symptomatik (IPSS-Score 20–35) und nach erfolgloser konservativer Therapie ist eine operative Behandlung notwendig. Neben der transurethralen Inzision, besonders indiziert bei kleineren Prostatae, ist die transurethrale Resektion der Prostata die Therapie der Wahl; bei sehr großen Prostatavolumen sollte eine transvesikale Adenomektomie erfolgen. Die transurethrale Lasertherapie ist eine relativ neue minimalinvasive Behandlungsaltenative, mit bisher erfolgversprechenden Ergebnissen, insbesondere bei Patienten unter oraler Antikoagilation oder auch Patienten, die ihre Ejakulationsfähigkeit behalten wollen, profitieren von dieser Therapie (Madersbacher et al. 2004)

Prostatakarzinom

Das Prostatakarzinom ist ebenfalls nahezu ausschließlich eine Erkrankung des höheren Lebensalters. Bei systematischen Obduktionen werden bedeutend mehr Prostatakarzinome gefunden, als klinisch manifestiert in Erscheinung treten. Innerhalb der letzten Jahre wurde in vielen Ländern mit der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung eine Zunahme der Häufigkeit von Prostatakarzinomen beobachtet, auch wurden vermehrt bei Männern, die jünger als 60 Jahre alt sind, Prostatakarzinome diagnostiziert (Quinn und Babb 2002). Gemäß der aktuellen Leitlinie wird empfohlen, dass interessierte Männer von ihren Ärzten ergebnisoffen über die Vor- und Nachteile einer Prostatakarzinom-Früherkennung beraten werden sollen. Wünschen Männer eine Prostatakarzinomfrüherkennung, empfiehlt die Fachgesellschaft ab dem 45. Lebensjahr einen PSA-Test, nach Wunsch auch eine zusätzliche transrektale Tastuntersuchung (Leitlinienprogrogramm Onkologie 2021). Für die Früherkennung eines Prostatakarzinoms sind bildgebende Verfahren als
primäre Untersuchung nicht geeignet. Männern mit erblichem Risiko wird eine Früherkennungsuntersuchung schon ab dem 40. Lebensjahr empfohlen. In welchen Abständen der Mann seinen PSA-Wert erneut bestimmen lassen soll, orientiert sich am aktuellen PSA-Wert und am Alter des Mannes.
Im Rahmen der Früherkennung soll eine Prostatabiopsie bei Vorliegen von
mindestens einem der folgenden Kriterien empfohlen werden:
  • kontrollierter PSA-Wert von ≥ 4 ng/ml bei der erstmaligen Früherkennungskonsultation unter Berücksichtigung von Einflussfaktoren
  • karzinomverdächtiges Ergebnis bei der digital-rektalen Untersuchung
  • auffälliger PSA-Anstieg (ohne Wechsel des Bestimmungsverfahrens)
Die Stanzbiopsie soll unter transrektal-sonografischer Kontrolle erfolgen. Palpatorisch auffällige Areale sollen zusätzlich palpatorisch gezielt biopsiert
werden. Bei der Stanzbiopsie sollen in der Regel zehn bis zwölf Gewebezylinder entnommen werden. (Leitlinienprogramm Onkologie 2021; Heidenreich et al. 2014).
Die ersten Symptome gleichen häufig denen der benignen Prostatahyperplasie, jedoch tritt häufiger eine Dysurie und weniger oft eine Pollakisurie auf. Eine Hämaturie ist ebenfalls häufig festzustellen. Oft tritt das Karzinom auch erst durch die Symptome der Metastasen, insbesondere Schmerzen im Skelettsystem bei Knochenmetastasen in Erscheinung.
Durch di 5α-Reduktasehemmer Dutasterid und Finasterid konnte die Inzidenz eines neu diagnostizierten Prostatakarzinoms während der 4 – oder 7-jährigen Behandlungsdauer um fast 25 % reduziert werden, jedoch zeigte sich, dass die Häufigkeit undifferenzierter aggressiv wachsender Tumoren leicht zunahmen (Andriole et al. 2010; Thompson et al. 2003). Es mehrt sich aber die Evidenz, dass hoch maligne Tumoren durch die Reduktion des Prostatavolumens und der Suppression niedrig maligner Tumoren im Finasterid-Behandlungsarm nur früher entdeckt werden konnten (Lucia et al. 2007). Es ist unwahrscheinlich, dass die Einnahme von 5α-Reduktasehemmer die Sterblichkeit an Prostatakrebs bei Männern erhöht, die sie wegen BPH einnehmen (Azoulay et al. 2015).
Nach Verifizierung der Diagnose Prostatakarzinom und Abschluss des Stageings wird das weitere Procedere festgelegt. Folgende Behandlungsmethoden werden aktuell für die Behandlung des Prostatakarzinoms eingesetzt:
  • Abwarten
  • Operation
  • Hormontherapie
  • Chemotherapie
  • Immuntherapie
  • Radionuklidtherapie
Welche Therapie durchgeführt wird, hängt davon ab, ob der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnose noch auf die Prostata begrenzt ist oder bereits umgebendes Gewebe befallen und Metastasen in Lymphknoten und anderen Organsystemen gebildet hat. Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom, für die eine kurativ intendierte Behandlung in Frage kommt, sollen nicht nur über Behandlungsverfahren wie radikale Prostatektomie und perkutane Strahlentherapie sowie Brachytherapie, sondern auch über Aktive Überwachung (Active Surveillance) informiert werden. Bei der Indikationsstellung sollen Alter und Komorbidität berücksichtigt werden (Leitlinienprogramm Onkologie 2021).
Im metastasierten Stadium ist auch Abwarten eine Option für alle Patienten, unabhängig von Alter, Begleiterkrankungen und Tumorstadium. Entscheidet man sich für diese Strategie, wird die Erkrankung nicht behandelt, so lange keine Symptome auftreten. Dadurch bleiben dem Patienten so lange wie möglich die Nebenwirkungen der Behandlung erspart. Erst wenn es beispielsweise zu Schmerzen aufgrund von Knochenmetastasen kommt, beginnt eine palliative Therapie (Leitlinienprogramm Onkologie 2021).
Tumoren, die auf die Prostata beschränkt sind (Frühstadium), werden kurativ behandelt. Dies geschieht in der Regel durch die operative Entfernung der Prostata oder durch eine Strahlentherapie (Leitlinienprogramm Onkologie 2021).
Hat sich der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnose bereits in benachbartes Gewebe ausgebreitet und/oder Metastasen in benachbarten Lymphknoten gebildet (fortgeschrittenes Stadium), sind Operation oder Bestrahlung als Einzeltherapie unzureichend. In diesem Fall erfolgt noch zusätzlich eine systemische Hormontherapie. Diese adjuvante Therapie erfolgt noch mit kurativer Intention (Leitlinienprogramm Onkologie 2021).
Liegen jedoch bereits Fernmetastasen vor, kann eine Heilung nicht mehr erreicht werden, die Behandlung hat nun palliativen Charakter. Dies geschieht mittels Hormon- oder Chemotherapie, durch die gezielte Radiotherapie von Knochenmetastasen sowie durch eine Schmerztherapie (Leitlinienprogramm Onkologie 2021).

Ausblick

Sowohl bezüglich der reproduktiven als auch der endokrinen Funktionen des Mannes sind noch viele Fragen offen. Vermehrte Forschungsanstrengungen im Bereich der Physiologie des alternden Mannes sind notwendig. Eine unkontrollierte Substitution mit Androgenen oder anderen Hormonen ist nach heutigem Wissensstand nicht zu verantworten. Weitere Studien, insbesondere kontrollierte Langzeitstudien, die fächerübergreifend die möglichen Auswirkungen einer Substitutionstherapie überprüfen, sind in der nächsten Zukunft dringend notwendig. Ob durch die sich in der klinischen Erprobung befindlichen gewebespezifischen selektiven Androgenrezeptoragonisten (SARMs) eine optimierte spezifischer Androgensubstituion erreicht werden kann, bleibt abzuwarten.
Zusammenfassung
  • Die Dank der steigenden Lebenserwartung zunehmende Zahl alternder Männer rückt die endokrine Situation dieser Altersgruppe mehr und mehr in den Fokus der Medizin.
  • Bei Männern gibt es zwar kein Klimakterium, aber einen allmählichen Abfall des Testosterons, wobei die Werte durchaus im Normbereich jüngerer Männer bleiben können. Bei einigen Männern fallen die Werte jedoch unter die Normalgrenze.
  • Wenn dies in Verbindung mit charakteristischen Symptomen auftritt, kann es sich um einen genuinen Altershypogondismus (LOH = late onset hypogonadism) oder um einen funktionellen Hypogonadismus handeln.
  • In diesen Fällen kann eine Testosteronsubstitution erwogen werden, die streng überwacht werden muss.
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