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AE-Manual der Endoprothetik
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Publiziert am: 17.06.2023

Zugänge zum Hüftgelenk:Trochanterosteotomie

Verfasst von: Michael Wagner
Die Osteotomie des Trochanter major ist bei einem Hüftendoprothesenwechsel nur selten erforderlich. Bei sehr kontrakten Gelenken ermöglicht dieser Zugang eine gute Übersicht. Die Osteosynthese des Trochanters ist technisch schwierig und komplikationsträchtig.

Zugang zum Hüftgelenk über eine Trochanterosteotomie

Der Zugang zum Hüftgelenk über eine Trochanterosteotomie ist früher populär gewesen. John Charnley war ein großer Verfechter dieser Technik. Wegen der schwierigen Osteosynthese und die häufigen Trochanter-Pseudarthrosen wird er kaum noch verwendet. Ein operationstechnisches Problem stellt gelegentlich der alleinige Pfannenwechsel dar, gerade beim Watson-Jones-Zugang oder dem transglutealen Zugang behindert die Femurkomponente die Darstellung der Prothesenpfanne und des Azetabulums. Verschiedene Autoren (Blackley und Rorabeck 2000; Glassman 2004; Jando et al. 2005) empfehlen daher die temporäre Trochanterosteotomie (Abb. 1). Da beim Pfannenwechsel der Trochanter major häufig osteolytisch verändert ist, muss aber auf die schwierige Osteosynthese und die erhebliche Gefahr des postoperativen Abgleitens des Trochanter major nach proximal hingewiesen werden (Goodman et al. 2004; Kavin et al. 2020; Langlais et al. 2003).
Die Trochanterosteotomie erfordert einen kräftigen Knochen, um eine stabile Osteosynthese zu gewährleisten.
Der Trochanter major wird mit dem Meißel oder der oszillierenden Säge schräg von distal nach proximal osteotomiert. Unterschiedliche Techniken wurden beschrieben. Der M. vastus lateralis wird an der Unterkante des Trochanter major quer durchtrennt. Nach der Osteotomie und vorsichtiger Weichteilablösung kann der Trochanter mit der Sehne des M. glutaeus medius nach proximal geschlagen werden. Es resultiert eine sehr gute Übersicht. Der Verbund zwischen M. vastus lateralis und M. glutaeus medius kann erhalten bleiben, wenn der M. vastus lateralis dorsal parallel zur Linea aspera abgelöst wird und die Säge oder der Meißel zwischen Femur und Muskulatur eingeführt wird. Der osteotomierte Trochanter wird nach ventral verlagert (Nieder 1994). Die Übersicht ist dadurch etwas eingeschränkt, der Trochanter kann aber durch den erhaltenen Muskelverbund nicht nach kranial abgleiten. In Adduktion des Oberschenkels kann nun das Hüftgelenk übersichtlich dargestellt werden. Zur Osteosynthese kann je nach Knochenqualität entweder eine Zuggurtung oder Schraubenosteosynthese durchgeführt werden. Bei beiden Osteosyntheseverfahren müssen Schrauben bzw. Drähte bis in die mediale Kortikalis reichen. Als Alternative können auch Krallenplatten verwendet werden. Das Osteosynthesematerial kann zu einer chronischen Bursitis führen, sodass oft die Metallentfernung indiziert ist. Die Indikation zur Trochanterosteotomie sollte mit Zurückhaltung gestellt werden. Die Osteosynthese ist komplikationsträchtig. Gleitet der Trochanter ab, droht eine instabile Endoprothese mit hoher Luxationsbereitschaft und ein persistierendes Insuffizienzhinken.

Fazit für die Praxis

Die Trochanterosteotomie sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Durch sorgfältige Präparation der Weichteile mit Entfernung funktionsbehindernder Narben lässt sich vielfach eine gute intraoperative Übersicht gewinnen. Die Osteosynthese ist vor allem bei osteolytischem Knochen technisch anspruchsvoll und komplikationsträchtig.
Literatur
Blackley HR, Rorabeck CH (2000) Extensile exposures for revision hip arthroplasty. Clin Orthop Relat Res 381:77–87CrossRef
Glassman AH (2004) Exposure for revision: total hip replacement. Clin Orthop Relat Res 420:39–47CrossRef
Goodman S, Pressman A, Saastamoinen H, Gross A (2004) Modified sliding trochanteric osteotomy in revision total hip arthroplasty. J Arthroplast 19(8):1039–1041CrossRef
Jando VT, Greidanus NV, Masri BA, Garbuz DS, Duncan CP (2005) Trochanteric osteotomies in revision total hip arthroplasty: contemporary techniques and results. Instr Course Lect 54:143–155PubMed
Kavin S et al (2020) Trochanteric osteotomy in revision total hip arthroplasty. EFORT Open Rev 5(8):477–485CrossRef
Langlais F, Lambotte JC, Collin P, Langlois F, Fontaine JW, Thomazeau H (2003) Trochanteric slide osteotomy in revision total hip arthroplasty for loosening. Bone Joint Surg Br 85(4):510–516CrossRef
Nieder E (1994) Revisionsalloarthroplastik des Hüftgelenkes. In: Bauer R, Kerschbaumer F, Poisel S (Hrsg) Orthopädische Operationslehre, Bd 2/I. Thieme, Stuttgart
Perka C et al (2012) Revisionsendoprothetik. In: Claes L, Kirschner P, Perka C, Rudert M (Hrsg) AE-Manual der Endoprothetik. Springer, Berlin/Heidelberg. https://​doi.​org/​10.​1007/​978-3-642-14646-6_​14CrossRef