Bei Diabetes lohnt sich die hausarztzentrierte Versorgung

Wer von Diabetes mellitus betroffen ist und am Hausarztprogramm teilnimmt, hat auch nach mehreren Jahren noch ein geringeres Risiko für Folgeerkrankungen. Für eine Komplikation trifft dies jedoch nicht zu. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Im Jahr 2045 werden schätzungsweise 783 Millionen Menschen auf der Welt von Diabetes mellitus betroffen sein. Schon jetzt belaufen sich die globalen Gesundheitsausgaben für diese Patientinnen und Patienten auf fast eine Billion US-Dollar. Insbesondere Hausärztinnen und -ärzte sind täglich mit der wachsenden Anzahl chronisch kranker Personen konfrontiert. Um diese adäquat zu versorgen, wurden in Deutschland zwei Konzepte etabliert: die bundesweiten Disease-Management-Programme (DMP) und die länderspezifische hausarztzentrierte Versorgung (HZV). Nehmen Ärztinnen und Ärzte an Letzterer teil, müssen sie spezielle Qualitätsanforderungen erfüllen. Allerdings werden sie auch besser vergütet. Dass Patientinnen und Patienten mit Diabetes hinsichtlich der Komplikationen langfristig von diesem speziellen Modell profitieren, konnten Forschende nun in einer retrospektiven Kohortenstudie nachweisen. Dabei wurden Versicherungsdaten von 119.355 Diabetikerinnen und Diabetikern im HZV-Programm über einen Zeitraum von zehn Jahren mit denen von 98.609 Patientinnen und Patienten in der herkömmlichen Betreuung verglichen. Einflussfaktoren: Alter, intensive Therapie und DMP-Teilnahme In Bezug auf Alter, Geschlecht und Komorbiditäten unterschieden sich die beiden Gruppen nicht signifikant. Personen, die an der HZV teilnahmen, waren allerdings über den gesamten Zeitraum hinweg mit signifikant niedrigerer Wahrscheinlichkeit von verschiedenen Komplikationen betroffen als diejenigen in der klassischen Versorgung. Dazu zählten unter anderem Amputationen (Hazard Ratio [HR]: 0,797), Herzinfarkte (HR: 0,851) und Blindheit (HR: 0,882). Zudem hatten Erkrankte im HZV-Programm ein um 2,9 Prozentpunkte niedrigeres Risiko zu sterben. Lediglich in Bezug auf das Risiko für eine Hypoglykämie schnitten die Betroffenen in der gängigen Versorgung besser ab (HR: 1,012). Dies führen die Autorinnen und Autoren der Studie auf die intensivere Therapie der Patientinnen und Patienten im HZV-Modell sowie auch auf das hohe Alter zurück. Darüber hinaus war die Teilnahme an einem DMP für Diabetes mellitus ein weiterer Einflussfaktor: Diese ging zwar mit einer verringerten Wahrscheinlichkeit für einige Komplikationen einher, jedoch nicht für Amputationen, kardiovaskuläre Erkrankungen, Herzinfarkte und Hypoglykämien. In diesem Fall scheinen ebenfalls das Alter der Betroffenen, aber auch die lange Erkrankungsdauer eine Rolle zu spielen. Trotzdem sprechen die Ergebnisse der Untersuchung insgesamt für die hohe Qualität und nachhaltige Wirksamkeit der HZV. Gerade in Ländern, die zwar über eine funktionierende hausärztliche Betreuung verfügen, aber keine speziellen Programme für chronische Erkrankungen haben, könnte das Modell den Bedarf an strukturierter und vernetzter Versorgung decken. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch ist das Risiko für Komplikationen bei Diabetespatientinnen und -patienten im HZV-Modell im Vergleich zur herkömmlichen Versorgung? Antwort: Nahmen die Personen am HZV-Programm teil, hatten sie ein signifikant geringeres Risiko für alle Endpunkte (z. B. Amputation, Herzinfarkt, Blindheit) außer Hypoglykämie. Bedeutung: Durch die strukturierte Versorgung verbessert die HZV langfristig die Betreuung chronischer Erkrankungen. Einschränkung: Daten vor dem Jahr 2010 wurden nicht untersucht, möglicher Selektionsbias durch freiwillige HZV-Teilnahme.

Springer Medizin

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