Erhöhtes Demenzrisiko bei dauerhaftem PPI-Gebrauch

Nehmen Menschen länger als viereinhalb Jahre regelmäßig Protonenpumpenhemmer ein, müssen sie einer Auswertung der ARIC-Studie zufolge mit einem erhöhten Demenzrisiko rechnen. Für einen kurzfristigen Gebrauch lässt sich hingegen kein gesteigertes Risiko ermitteln. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Immer wieder legen Studien ein erhöhtes Demenzrisiko unter Protonenpumpenhemmern (PPI) nahe, gefolgt von Studien, in denen das nicht der Fall ist. So gab eine im Juni veröffentlichte Analyse der Studie ASPREE mit über 19.000 Menschen aus den USA und Australien in dieser Hinsicht Entwarnung: Während einer mittleren Nachbeobachtungsdauer von 4,5 Jahren erkrankten 572 Personen an einer Demenz – die Rate war bei Personen mit PPI unter Berücksichtigung diverser Begleitfaktoren und -erkrankungen tendenziell sogar geringer als bei solchen ohne (siehe Bericht). Eine Auswertung der Studie „Atherosclerosis Risk in Communities” (ARIC) legt bei einer vergleichbaren Zahl von neu aufgetretenen Demenzerkrankungen hingegen einen anderen Schluss nahe: Danach steigt das Demenzrisiko mit der kumulativen PPI-Dosis. ARIC begann 1987 mit rund 16.000 Menschen über 45 Jahren aus der Allgemeinbevölkerung, diese stammen aus vier US-Regionen und werden alle zwei bis drei Jahre in einer Klinik medizinisch untersucht. Unter anderem erfassen Ärztinnen und Ärzte dabei die Medikation, seit 2011 auch den PPI-Gebrauch. So werden die Teilnehmenden bei ihren Visiten gebeten, sämtliche verwendeten Medikamente mitzubringen. Zudem werden sie auch bei regelmäßigen Telefoninterviews aufgefordert, die Namen ihrer Medikamente vorzulesen. Demenzrate um ein Drittel erhöht Während der fünften Visite in den Jahren 2011–2013 waren noch etwa 6.500 Menschen beteiligt. Ein Team um Dr. Carin Northius von der Universität in Minneapolis in den USA nahm die Daten dieser Befragung als Basis für die Analyse. Letztlich konnte es Angaben zu rund 5700 Menschen auswerten, die damals noch keine Demenz hatten. Im Laufe einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 5,5 Jahren erkrankten 585 Menschen an einer Demenz. Eine solche wurde unter anderem während der klinischen Visiten oder zwischenzeitlicher Telefoninterviews mit neuropsychologischen Tests festgestellt. Empfehlung der Redaktion Demenz – Themenseite Wie therapiert man Alzheimerpatienten leitliniengerecht? Warum sind "keiner" und "nein" bei Dementen tabu? Und was tut sich in der Alzheimertherapie-Forschung? Antworten gibt die Themenseite Demenz. Hier finden Sie Übersichten, News, kommentierte Studienreferate und Kasuistiken. Etwa ein Viertel nahm bei der fünften Visite PPI, einige zu diesem Zeitpunkt bereits seit 20 Jahren, im Median wurden die PPI seit 3,8, im Schnitt seit 4,4 Jahren eingenommen. Menschen mit PPI waren im Mittel ähnlich alt wie solche ohne (75 Jahre), etwas häufiger Frauen und hatten öfter Diabetes, Hypertonie und andere kardiovaskuläre Risikofaktoren, trugen aber nicht häufiger ein ApoE4-Allel als Menschen ohne PPI. Wurden Alter, Geschlecht und diverse Begleiterkrankungen berücksichtigt, war die Demenzrate bei einem PPI-Gebrauch von mehr als 4,4 Jahren signifikant um ein Drittel erhöht. Für kürzere Zeiträume ergab sich hingegen kein statistisch belastbarer Zusammenhang, ebenso wenig für H2-Blocker. Vermutet wird, dass PPI über eine reduzierte Vitamin-B12-Aufnahme und eine modifizierte Gamma-Sekretase-Aktivität die Amyloidablagerung im Gehirn beschleunigen. Möglicherweise ist der PPI-Gebrauch aber auch nur ein Marker für ein anderweitig erhöhtes Demenzrisiko: Wer solche Medikamente benötigt, weist häufig Risikofaktoren und Begleiterkrankungen auf, die mit einer erhöhten Demenzgefahr einhergehen. Dies lässt sich möglicherweise auch mit diversen statistischen Verfahren nicht ganz herausrechnen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist das Risiko einer Demenz bei langfristiger Einnahme von Protonenpumpenhemmer (PPI) erhöht? Antwort: Eine Auswertung der Studie ARIC spricht dafür, dass das Demenzrisiko ab einer PPI-Einnahme von mehr als viereinhalb Jahren um eine Drittel erhöht ist. Bedeutung: Eine langfristige PPI-Medikation erhöht möglicherweise das Demenzrisiko. Einschränkung: Die Angaben beruhen auf einer relativ kleinen Zahl Betroffener.

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