Erschienen in:
10.12.2016 | Chronische myeloische Leukämie | Medizin aktuell
Mit immuntherapeutischen Strategien gegen CML
verfasst von:
Peter Leiner
Erschienen in:
Im Fokus Onkologie
|
Ausgabe 12/2016
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Auszug
So wie z. B. bei der akuten lymphatischen Leukämie versuchen Hämatoonkologen auch zur Bekämpfung der chronischen myeloischen Leukämie (CML) das körpereigene Immunsystem zu nutzen. Ein Weg führt dabei über Interferon (IFN) α. Interferone hätten pleiotrope Effekte, betonte Dominik Wolf, Bonn, unter anderem myelosuppressive, aber eben auch immunaktivierende Eigenschaften. Bei der CML habe gezeigt werden können, dass IFN auch einen Einfluss auf die „immunologische Sichtbarkeit“ der Leukämiezellen haben. Inzwischen gebe es mehrere Studien, in denen IFN α mit Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) zur Therapie bei CML geprüft werde, erklärte Wolf auf der DGHO-Jahrestagung 2016. Ein Beispiel sei die NORDIC-CML-Studie mit dem TKI Dasatinib. Schließlich sei in vielen präsentierten Daten der deutschen CML-Studiengruppe gezeigt worden, dass durch solche Kombinationstherapien ein tiefes molekulares Ansprechen, also die starke Reduktion des BCR-ABL-Gens, möglich sei. Wie Wolf berichtete, hat IFN viele Einflüsse auf natürliche Killerzellen (NK-Zellen) und auf leukämieassoziierte T-Zellen, die gegen CML-Zellen aktiviert werden. Wolfs Angaben zufolge soll nun in der TIGER-Studie der deutschen CML-Studiengruppe dieser Zusammenhang prospektiv geprüft werden, nämlich was eine Erhaltungstherapie mit pegyliertem IFN α nach der Kombinationstherapie und dann vor allem nach dem Absetzen der Therapie für die Patienten bedeutet. Die Aufnahme von Patienten werde bald beendet sein. Die Studie hat drei Phasen: die optimierte Induktionsphase, die Konsolidierungsphase und die Nachbeobachtung nach Beendigung der medikamentösen Therapie. Auch Checkpointhemmer werden inzwischen zur Therapie von CML-Patienten geprüft. Wolf berichtete, dass in einer Studie bei Patienten, die den TKI abgesetzt haben, die Wirksamkeit der Kombination des PD-1-Hemmers Nivolumab mit einer Single-Shot-Therapie des CTLA-4-Inhibitors Ipilimumab geprüft werde. Durch die Blockade mit den beiden Antikörpern soll das Immunsystem gegen die Leukämiezellen aktiviert werden. Aber auch das angeborene Immunsystem mit NK-Zellen rückt in den Fokus der Hämatoonkologen. Wolf zufolge exprimieren NK-Zellen, analog zu PD-1-Rezeptoren auf aktivierten T-Zellen, Rezeptoren, die ebenfalls als Checkpointmoleküle zu werten sind, sogenannte KIR („killer cell immunoglobulin-like receptors“). Ersten australischen Studiendaten zufolge hätten CML-Patienten, denen dieser Rezeptor fehle, ein längeres ereignisfreies Überleben gehabt als Patienten, deren NK-Zellen den Rezeptor getragen hätten, so Wolf. Solche Beobachtungen führten nun zur Entwicklung von Therapiestrategien, bei denen KIR blockiert werde. Wolf bezeichnete sie als „Checkpoint-Antikörper für NK-Zellen“. Ein Kandidat sei Lirilumab, der die KIR blockiere und so die angeborene Immunität aktiviere. Es gebe bereits erste klinische Studien dazu, unter anderem eine Phase-I-Studie mit CML-Patienten, in der die Kombination mit Nivolumab getestet werde. Solche gegen KIR gerichteten Antikörper seien sehr innovativ. …