Vor Prostatabiopsie empfiehlt sich ein Rektalabstrich

Um Infektionen nach einer Prostatabiopsie zu vermeiden, empfehlen US-Forscher das Anlegen einer Kultur auf der Grundlage eines Rektalabstrichs. In ihrer Studie ermöglichte das eine gezielte antibiotische Prophylaxe, welche die Infektionsgefahr fast halbierte. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Beim Verdacht auf ein Prostatakarzinom wird häufig eine TRUSB durchgeführt, eine ultraschallgesteuerte transrektale Prostatabiopsie. Diese birgt jedoch die Gefahr, dass pathogene Erreger über das Rektum in die Blutbahn gelangen, weshalb man dem Patienten vorher in jedem Fall eine antibiotische Prophylaxe verordnet. Viele Ärzte verlassen sich dabei auf ihre Erfahrung bzw. auf die in Leitlinien empfohlenen Medikamente, in der Hoffnung, dass die im Rektumbereich sitzenden Erreger, vor allem E. coli, nicht bereits dagegen resistent sind. Kultur-basierte Prophylaxe Dass dieses Vorgehen nicht zufriedenstellend vor Infektionen schützt, hat ein Team der Universität Pittsburgh, Pennsylvania, anhand von Daten der Pennsylvania Urologic Collaboration (PURC) nachgewiesen. In der Studie mit insgesamt 11.896 Teilnehmern war ein anderes Verfahren deutlich besser: die Kultur-basierte Antibiotikaprophylaxe. Empfehlung der Redaktion Tumoren des Urogenitalsystems – Themenseite Von Prostatakarzinom über Blasenkrebs bis zu Nierentumoren: Diese Themenseite deckt das gesamte Spektrum der urologischen Onkologie ab. Damit gelang es, die Infektionsrate um relative 84% zu senken. Hatte der Arzt das Antibiotikum für die Prophylaxe nach eigenem Gutdünken ausgewählt, lag die Infektionsrate in der Studie bei 1,3%. Etwa gleich, nämlich bei 1,4%, war die Rate bei Einsatz zweier Medikamente, einem „Basisantibiotikum“ und einem zusätzlichen, das auf der Grundlage eines lokalen Antibiogramms verordnet wurde. Hatte man dagegen einen Rektumabstrich vom jeweiligen Patienten genommen, daraus eine Kultur angefertigt und die Prophylaxe entsprechend „maßgeschneidert“, war es nur in 0,2% (sieben von 3246 Fällen) zu einer Infektion gekommen. Deutliche Unterschiede bei Infektionsraten Im Vergleich mit anderen Studien lagen diese Raten ohnehin sehr niedrig. Die Forscher erklären das mit der lokalen Erregerflora, der Resistenzsituation und den angewendeten Biopsietechniken. Dennoch sei es auffällig gewesen, wie sehr sich die untersuchten Prophylaxestrategien im Hinblick auf das Infektionsrisiko unterschieden hätten. Dabei sei deutlich geworden, dass auch lokale, im jeweiligen Zentrum angefertigte Antibiogramme die Wirksamkeit der Prophylaxe nicht verbessern konnten. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine auf die patientenspezifische Flora zugeschnittene Antibiotikaauswahl die Infektionsrate wirksamer reduziert als eine erweiterte Gabe oder die Auswahl durch den Arzt“, lautet das Fazit von Lydia Glick und ihrem Team. Derzeit müsse man davon ausgehen, dass mindestens 10% der infrage kommenden Erregerstämme gegen die empfohlenen Fluorchinolone resistent sind. Abstrich bei der digitalen Untersuchung In ihrer eigenen Einrichtung gehen die Forscher so vor: Im Vorfeld der Biopsie erhalten die Patienten ein Rezept für ein Fluorchinolon. Bei der digitalen rektalen Untersuchung, die in der Regel rechtzeitig vor der Biopsie stattfindet, wird routinemäßig ein Abstrich vom Rektum gewonnen. Zeigt das auf dieser Grundlage gewonnene Antibiogramm eine Resistenz gegen das Antibiotikum, wird der Patient angerufen und bekommt ein neues Rezept für ein wirksameres Medikament. Das erfordere nur etwa zwei Minuten extra an Zeit, so die Forscher, könne dem Patienten aber unter Umständen eine schwere Infektion ersparen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Vergleich von Infektionsrisiken bei Anwendung unterschiedlicher Strategien für die antibiotische Prophylaxe vor Prostatabiopsie. Antwort: Die Infektionsraten lagen am niedrigsten, wenn vor der Biopsie ein individuelles Antibiogramm auf der Basis eines Rektalabstrichs erstellt und die Prophylaxe danach ausgerichtet wurde. Bedeutung: Vor der transrektalen Prostatabiopsie ist eine maßgeschneiderte Antibiotikaprophylaxe empfehlenswert. Einschränkung: Retrospektive Studie; aktuelle Resistenzlage bei Patienten mit Infektionen nicht ermittelt.

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