Erschienen in:
25.05.2022 | Appendizitis | Klinische Studien
Die Bedeutung mikrobiologischer Ergebnisse für die Therapie der komplizierten Appendizitis – eine monozentrische Fall-Kontroll-Studie
verfasst von:
F-X. Anzinger, K. Rothe, S. Reischl, C. Stöss, A. Novotny, D. Wilhelm, H. Friess, P-A. Neumann, MD
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 10/2022
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Patienten mit komplizierter Appendizitis entwickeln postoperativ häufig septische Komplikationen. Für die Wahl der perioperativen Antibiotikaprophylaxe und die Dauer der postoperativen Antibiotikatherapie gibt es keine einheitlichen Standards. In dieser Studie sollen Zusammenhänge zwischen mikrobiologischen Abstrichen und postoperativen Komplikationen aufgezeigt werden.
Methoden
Es wurden Patienten mit Appendektomie und positivem intraoperativen Abstrich im Zeitraum von 2013 bis 2018 in diese Fall-Kontroll-Studie eingeschlossen. Erregerklassen und deren Resistenzmuster wurden in Erst- und Folgeabstrichen ausgewertet und jeweils in den Gruppen mit und ohne Komplikationen verglichen.
Ergebnisse
Insgesamt wurden im untersuchten Zeitraum 870 Patienten operiert. Ein intraoperativer Erregernachweis gelang in 102 von 210 Fällen (48,6 %) mit Verdacht auf bakterielle, peritoneale Kontamination. Die Konversion von laparoskopisch zu offen, intraabdominelle Perforation und das Vorhandensein eines Abszesses waren in der multivariaten Analyse unabhängige Risikofaktoren für Wundinfekte. Die Kombination verschiedener Erregerklassen führte zu einer deutlich erhöhten Gesamtresistenz gegenüber Ampicillin/Sulbactam sowohl in den Erstabstrichen (57 %) als auch in den Folgeabstrichen (73 %). Resistente E.-coli-Stämme kombiniert mit bestimmten Anaerobiern ließen sich auch regelhaft in postoperativen intraabdominellen Abszessen nachweisen. Piperacillin/Tazobactam war in unseren Resistenztestungen effektiv gegen 83 % der positiven Abstriche.
Schlussfolgerung
Die chirurgische Fokussanierung bei komplizierter Appendizitis ist weiterhin die zentrale Therapiesäule. Eine regelmäßige Überprüfung der vorliegenden Resistenzlage bei perforierter Appendizitis kann dazu beitragen, die kalkulierte antibiotische Therapie anzupassen und zu verbessern. Piperacillin/Tazobactam sollte als Reserveantibiotikum zurückhaltend eingesetzt werden. Eine valide Alternative stellen Cephalosporine der 2. oder 3. Generation in Kombination mit Metronidazol dar.