Erschienen in:
24.03.2023 | Anhaltende Schmerzstörung | Originalien
Fehlende funktionelle Untersuchung bei Patienten mit chronischen Schmerzen – und nun?
Eine Fallserie zu funktionellen, manualtherapeutischen, psychiatrischen und kybernetischen Aspekten
verfasst von:
Dr.med. M. Brinkers, G. Pfau, K. Niemier
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 3/2023
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Zusammenfassung
Ziel
Im klinischen Alltag werden immer wieder Patienten vorgestellt, die seit Jahren unter Schmerzen im Bewegungssystem leiden – obwohl sie bereits operiert wurden. Am deutlichsten wird das bei Schmerzen, die ihren Ursprung im knöchernen Anteil der Wirbelsäule und der sie umgebenden Muskeln haben (wie etwa M. erector spinae). Dabei sind die Patienten vor wie nach Operation zu keinem Zeitpunkt funktionell untersucht worden. Diese Fallserie geht anhand von Fallbeispielen der Frage nach, ob und wie der postoperative Zustand der Patienten hätte verhindert werden können.
Material und Methoden
Einbezogen wurden Patienten des Jahres 2021 aus der Schmerzambulanz der Uni Magdeburg sowie Patienten aus Sozialgerichtsgutachten des Erstautors aus den Jahren 2018 bis 2021.
Ergebnis
Anhand von 6 Patienten lässt sich ein Dreiklang bei den Patienten aufzeigen: Aufgrund fehlender funktioneller Untersuchung wurde eine funktionelle Störung als Schmerzursache übersehen. Dennoch wurden die Patienten operiert – mit frustranem Ergebnis. Erst nach Operation wurde eine psychische Diagnose gestellt, die bei der Nachuntersuchung in der Schmerzambulanz so nicht verifizierbar war.
Diskussion
Durch die psychische Diagnose einer „chronischen Schmerzstörung mit somatischer und psychischer Störung“ sollte das frustrane Ergebnis der Operationen erklärt werden. Diese Diagnose konnte in keinem Fall verifiziert werden. Durch die Operation wie auch die anschließende psychische Diagnose war eine adäquate weitere somatische funktionelle wie auch psychische Therapie verhindert worden. Erst durch eine adäquate funktionelle wie psychische Befundung wurde die Grundlage einer adäquaten Therapie der Patienten (Soma, Funktion, Psyche) geschaffen. Diese Fallserie weist aber auch daraufhin, dass man auch bei fehlenden funktionellen wie psychopathologischen Kenntnissen (gleichsam als Spezialkenntnisse eines Arztes/einer Ärztin) im Vorfeld eine Operation hätte trotzdem vermeiden können. Als Grundlage dafür werden für eine allgemeine therapeutische Grundhaltung konkrete kybernetische Aspekte vorgestellt.