Erschienen in:
02.03.2020 | Analkarzinom | Leitthema
Radiochemotherapie des Analkarzinoms
verfasst von:
Dr. med. Daniel Martin, Claus Rödel, Emmanouil Fokas
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Analkarzinom ist in 70–90 % der Fälle mit einer Infektion durch Hochrisikostämme des humanen Papillomavirus (HPV) assoziiert. In den letzten Jahrzehnten wurde ein Anstieg der Inzidenz beobachtet. Die definitive Radiochemotherapie (RCT) mit 5‑Fluorouracil und Mitomycin C stellt die Standardbehandlung für lokalisierte Erkrankungen dar. Allerdings sprechen etwa 30 % der Patienten mit lokal fortgeschrittenen Tumoren nicht auf die primäre RCT an oder erleiden ein lokoregionäres Rezidiv.
Ziel der Arbeit
Es wird eine Übersicht über die aktuelle Studienlage zur Behandlung des lokalisierten Analkarzinoms gegeben.
Material und Methoden
Es handelt sich um eine Literaturrecherche und Recherche in Studiendatenbanken.
Ergebnisse
Eine Induktions- oder eine konsolidierende Chemotherapie zusätzlich zur Standard-RCT führte bisher zu keiner Verbesserung der Therapieergebnisse. Der Einsatz molekular-zielgerichteter Substanzen, wie z. B. Hemmer des epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors (EGFR), wurde bislang nur in Phase-I/II-Studien getestet. HPV-positive Analkarzinome sind immunogene Tumoren, die mit einer höheren Dichte an tumorinfiltrierenden Lymphozyten, einem besseren Ansprechen auf die RCT sowie einer günstigeren Prognose einhergehen. Daher stellen Immuncheckpointinhibitoren (ICI) eine attraktive Option dar; kürzlich wurden bereits vielversprechende Ergebnisse für metastasierte Analkarzinomen gezeigt. Derzeit wird die Zugabe von ICI zu oder nach der RCT auch bei lokalisierter Erkrankung im Rahmen randomisierter Phase-II-Studien getestet.