Erschienen in:
22.05.2023 | Akupunktur | Schwerpunkt
Integrative Medizin, Naturheilkunde und Komplementärmedizin in der Therapie des Fibromyalgiesyndroms
Eine Übersicht vor dem Hintergrund klinischer Erfahrungen aus dem Versorgungsalltag
verfasst von:
Andrea Langhorst, Prof. Dr. Jost Langhorst
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 5/2023
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Zusammenfassung
Das Fibromyalgiesyndrom wird als funktionelles somatisches Syndrom klassifiziert. Es gibt typische, allerdings nicht trennscharfe Symptomcluster wie chronische Schmerzen in mehreren Körperregionen, nichterholsamer Schlaf sowie körperliche und/oder geistige Erschöpfungsneigung. Zentrale Grundlage der Behandlung in der S3-Leitlinie ist vor allem für schwere Verlaufsformen eine multimodale Therapie. In der Leitlinie haben komplementäre, naturheilkundliche und integrative Therapieformen ihren festen Platz. Starke Therapieempfehlungen mit hohem Konsens bestehen für Ausdauertraining, Krafttraining sowie Funktionstraining. Aber auch meditative Bewegungsformen wie Yoga oder Qigong sollen angewendet werden. Neben mangelnder körperlicher Aktivität ist auch Übergewicht als assoziierter Lebensstilfaktor anerkannt; in den Therapiesäulen werden Ernährung und Ordnungstherapie adressiert. Zentrales Ziel ist die Aktivierung und Wiederentdeckung von Selbstwirksamkeit. Leitlinienkonform sind Wärmeanwendungen in Form von warmen Bädern/Duschen, Sauna, Infrarotkabine oder Bewegung im warmen Thermalwasser. Ein aktuelles Forschungsfeld ist die Ganzkörperhyperthermie mit wassergefilterter Infrarot-A-Strahlung. Weitere Selbsthilfestrategien sind Trockenbürsten nach Kneipp oder Einreibungen mit Rosmarinöl, Malvenöl oder dem Aconit-Schmerzöl. Unter Berücksichtigung der Patientenprävalenz können auch Phytotherapeutika zum Einsatz kommen, als pflanzliche Schmerzmittel (Eschenrinde/Zitterpappelrinde/Goldrutenkraut) oder bei Schlafstörungen in Form von schlafanstoßenden Auflagen (Lavendelherzauflage) und intern (Baldrian, Lavendelölkapseln, Melisse). Akupunkturbehandlungen (wahlweise Ohr- oder Körperakupunktur) sind im Rahmen eines multimodalen Konzepts akzeptiert. Für die Versorgung stehen in der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde am Klinikum in Bamberg die drei Formate stationäre Behandlung, Tagesklinik und Ambulanz als kassenärztliche Leistungen zur Verfügung.