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06.03.2023 | ACC 2023 | Nachrichten

Funktionelle Bildgebung: Methode egal?

verfasst von: Philipp Grätzel

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Moderner gleich besser: Bei der kardialen Bildgebung gilt das nicht uneingeschränkt. Zumindest fand die AIMI-HF-Studie jetzt im klinischen Verlauf keinen Unterschied zwischen Patienten, die mit „altem“ SPECT oder „neuem“ PET bzw. Kardio-MRT abgeklärt wurden.

Bildgebungsstudien, die klinische Endpunkte evaluieren, sind notorisch komplex und im Ergebnis oft schwer zu interpretieren. Das gilt auch für die AIMI-HF-Studie, die jetzt von Prof. Lisa Mielniczuk vom Herzzentrum der Universität Ottawa, Kanada, bei der ACC-Tagung in New Orleans vorgestellt wurde. Die AIMI-HF-Studie ist Teil des größeren IMAGE-HF-Programms, das noch zwei weitere, bisher nicht publizierte Studie umfasst. Die AIMI-HF-Studie wollte klären, welchen klinischen Effekt es hat, wenn Patienten mit ischämischer Herzinsuffizienz initial mit PET oder kardialer MRT abgeklärt werden – statt mit der altehrwürdigen SPECT.

Suche nach der optimalen Diagnostik bei stabilen Herzerkrankungen

Die Studie fand in Kanada, den USA, Finnland und Südamerika statt. Teilnehmen konnten Patientinnen und Patienten mit bekannter KHK oder starkem klinischem Verdacht auf KHK. Die Patienten mussten entweder eine EF < 45% haben und im NYHA-Stadium II–IV sein, oder aber eine EF < 30%, in dem Fall reichte auch NYHA Stadium I. Es ging um stabile Patienten, alle Arten von Akutszenarien von Koronarsyndrom bis anstehende Herzklappenoperation waren ausgeschlossen. 

Primärer Endpunkt der Studie war ein klinischer, nämlich die Zeit bis zu einem kardialen Ereignis, definiert als kardialer Tod oder Herzinfarkt oder überlebter plötzlicher Herztod oder Klinikeinweisungen wegen Herzinsuffizienz, akutem Koronarsyndrom oder Arrhythmie. Sekundär wurden die Einzelkomponenten sowie weitere Endpunkte evaluiert, darunter Inzidenz von Revaskularisationen.

Das Studiendesign war etwas komplizierter als gewöhnlich. 1.390 Patientinnen und Patienten nahmen insgesamt teil, von denen 271 randomisiert wurden zu entweder SPECT oder moderner Bildgebung, sprich PET oder Kardio-MRT. Die übrigen 1.110 wurden unrandomisiert in ein Register eingeschrieben. Weiter verkompliziert wurde die Sache noch dadurch, dass es zwei Gruppen von Fragestellungen an die Bildgebung gab. Bei knapp der Hälfte der Patienten wurde die Bildgebung mit der Frage nach Ischämie initiiert, beim Rest der Patienten stand die Frage nach vitalem Myokard im Vordergrund.

Kein Unterschied zwischen SPECT und moderner Diagnostik

Die primäre Auswertung erfolgte über alle Studienteilnehmer hinweg, es wurden aber auch randomisierte und Registerkohorte sowie die unterschiedlichen Frage-Kohorten separat analysiert. Im Ergebnis gab es im Wesentlichen keine signifikanten Unterschiede zwischen SPECT einerseits und modernerer Bildgebung andererseits, wobei der Trend meist zugunsten der moderneren Verfahren ausfiel. 

So gab es bei moderner Bildgebung in der Gesamtkohorte eine relative Risikoreduktion in Bezug auf den primären Endpunkt von 5% (HR: 0,95; 95%-KI: 0,71–1,25; p=0,7). In der Subkohorte mit Frage nach Ischämie waren es immerhin 14%, aber auch das war nicht signifikant (HR: 0,86; 95%-KI: 0,61– 1,21; p=0,388). Wurde innerhalb der Ischämiekohorte der sekundäre Endpunkt kardialer Tod analysiert, fand sich eine grenzwertige Signifikanz mit einer relativen Risikoreduktion von 39% (HR: 0,61; 95%-KI: 0,38– 1,00; p=0,05).

Auch bei alleiniger Auswertung der randomisierten Patienten gab es einen Trend zugunsten der moderneren Verfahren, der aber weit von jeder Signifikanz entfernt war. Was mit den modernen Diagnosemethoden hoch signifikant anstieg, waren die Revaskularisationen. Bei Einsatz moderner Bildgebung erfuhr rund jeder dritte Patient eine Revaskularisation, gegenüber etwa jedem achten bei SPECT-Bildgebung. Inwieweit das (auch) ein Zentreneffekt war, blieb bei der Präsentation offen.

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Literatur

Mielniczuk L. Ischemia and Viability Imaging in Heart Failure: The Alternative Imaging Modalities in Ischemic Heart Failure Trial (AIMI-HF). IMAGE-HF Project 1A. Featured Clinical Research I. ACC-Kongress 2023, 4. – 6. März 2023, New Orleans.

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