Die neuen EBM-Positionen zum Quartalswechsel

Die größeren EBM-Neuerungen betreffen zum 1. Juli den fachärztlichen Versorgungsbereich. Hausärzte dürften sich für die neue Vorrats-Verordnung zur Klinikbegleitung sowie Anpassungen bei DiGA- und CGM-Positionen interessieren. Änderungen und Neuerungen im Überblick Drei neue GOP zur diagnostischen Abklärung vor oder während anspruchsvoller Arzneimitteltherapien zanadio-Auswertung bringt ab Juli auch bei Männern Geld Mehr Geld in der UV-GOÄ CGM-Ziffern nachgeschärft Vier Ziffern zur Kryokonservierung von Ovarialgewebe EBM-Ziffer zur Bescheinigung einer Begleitperson bei Klinikaufenthalt Drei neue GOP zur diagnostischen Abklärung vor oder während anspruchsvoller Arzneimitteltherapien. Die neuen Ziffern folgen der Markteinführung des Gentherapeutikums Roctavian® (Valoctocogen Roxaparvovec gegen schwere Hämophilie A) sowie des Virustatikums Livtencity® (Maribavir gegen Zytomegalievirus (CMV)-Infektion nach Stammzell- oder Organtransplantation). In den Leistungslegenden der jeweiligen Positionen wird allerdings nicht ausdrücklich auf die genannten Präparate Bezug genommen, sondern lediglich auf das Abklärungserfordernis: Die GOP 32674 (40 Euro) kann einmal am Behandlungstag zum qualitativen Nachweis und/oder zur quantitativen Bestimmung von Antikörpern gegen Adenoassoziierte Viren (AAV) berechnet werden. Die Leistung kann erbracht werden, wenn diese laut Fachinformation zur Indikationsstellung einer gezielten medikamentösen Behandlung – wie bei Roctavian® – erforderlich ist. Die GOP 32818 (44,50 Euro) ist vorgesehen zur quantitative Bestimmung der CMV-DNA zwecks Diagnostik einer CMV-Reaktivierung bei organtransplantierten oder immundefizienten Patienten. Oder auch vor, während, zum Abschluss oder nach Abbruch einer spezifischen antiviralen Therapie. Die GOP 32820 (260 Euro) dient zur genotypischen CMVResistenztestung bei Verdacht auf Therapieversagen unter spezifisch antiviraler Therapie. Obligatorisch ist die Untersuchung auf resistenzvermittelnde Mutationen in den Genen UL97 und UL54; die GOP darf einmal im Behandlungsfall berechnet werden. Die GOPen 32674 und 32820 werden voll MGV bezahlt. Die GOP 32818 wird dagegen innerhalb der MGV vergütet, die jedoch zur allgemeinen Finanzierung der Mikrobiologie regionalspezifisch mit Wirkung zum 1. Juli angehoben wird; der entsprechende Beschluss war bereits vor einem Jahr gefasst worden. zanadio-Auswertung bringt ab Juli auch bei Männern Geld. Die Bestimmungen zur Abrechnung der DiGA-Positionen 01473 (Auswertung zanadio) und 01471 (Auswertung somnio) werden erweitert: Die erste Anmerkung zur GOP 01473 wird gestrichen – womit die Zusatzpauschale (7,35 Euro, einmal im Behandlungsfall) künftig nicht mehr auf Patientinnen beschränkt ist, sondern auch bei Therapie adipöser Männer angesetzt werden darf. Zudem wird in die 11. Anmerkung der Präambel des EBM-Internistenkapitels 13 die Bestimmung aufgenommen, dass auch Internisten mit Schwerpunkt Angiologie die GOP 01473 berechnen können. Des Weiteren wird die Pauschale zur Auswertung der Schlaf-App somnio (GOP 01471) jeweils in die erste Anmerkung der GOP 13543 und 13644 aufgenommen sowie die GOP 01473 (zanadio) jeweils in die erste Anmerkung der GOP 13294, 13344, 13394 und 13543. Damit erfolge eine Klarstellung, dass die genannten Zuschlagsziffern zur fachärztlichen Grundversorgung der Schwerpunktinternisten auch bei Ansatz der jeweiligen DiGA-Ziffern berechnungsfähig sind. Mehr Geld in der UV-GOÄ. Ab Juli steigen die Gebührensätze der UV-GOÄ um fünf Prozent. Doch nicht nur das: KBV und Unfallversicherungsträger haben sich auf eine lineare Erhöhung der Sätze für die nächsten fünf Jahre verständigt. Von 2024 bis 2027 sollen die Sätze demnach jeweils um die Grundlohnsummen-Veränderungsrate, maximal aber um fünf Prozent, angehoben werden. Dies soll dann immer zum 1. Juli passieren. Von der linearen Erhöhung ausgenommen sind lediglich Bereiche, die mit anderen Berufsgruppen separat verhandelt werden. Ebenso wie PCR-Tests nach den Nummern 4780, 4782, 4783 und 4785 UV-GOÄ – für Letztere soll eine Neubewertung anhand der aktuellen Verfahren und Kosten erfolgen. Außerdem kann die Nummer 35 der UV-GOÄ (Beurteilung und Bewertung von Schnittbildern, Allg. Heilb. 12,07 Euro) ab Juli generell bei einem Arztwechsel berechnet werden. Bislang war dies nur bei einem Wechsel des Durchgangsarztes möglich. CGM-Ziffern nachgeschärft. Die Patientenschulungen zur kontinuierlichen interstitiellen Glukosemessung mittels Real-Time-Messgerät (rtCGM) wird angepasst. Ab Juli sind die GOPen 03355, 04590 und 13360 (jeweils „Anleitung zur Selbstanwendung rtCGM“, jeweils 72 Punkte, 8,27 Euro) je Messsystem in höchstens zwei aufeinander folgenden Quartalen und höchstens sieben Mal im Krankheitsfall berechnungsfähig. Bisher durften sie zehn Mal im Krankheitsfall angesetzt werden. Zudem wird klargestellt, dass die GOP nur in Zusammenhang mit der ersten Verordnung eines rtCGM-Systems oder aber mit dem Umstieg auf ein anderes Gerät berechnet werden dürfen.In der Beschlussbegründung weist der BA darauf hin, dass die Erstverordnung eines rtCGMSystems nicht in einem der Quartale liegen muss, in dem die Anleitung zu dessen Gebrauch stattfindet. Vielmehr könne die Erstverordnung auch „in dem diesen Quartalen unmittelbar vorausgehenden Quartal erfolgen“. Vier Ziffern zur Kryokonservierung von Ovarialgewebe. Ab Juli können Reproduktionsmediziner auch Ovarialgewebe auf Kasse tiefgefroren konservieren. In den EBM werden dazu vier neue, zunächst extrabudgetär dotierte GOP aufgenommen:Mit der GOP 08622 wird die reproduktionsmedizinische Beratung abgerechnet (128 Punkte, 14,71 Euro, je vollendete zehn Minuten). Die Ziffer darf regulär dreimal im Krankheitsfall angesetzt werden, mit Begründung der medizinischen Notwendigkeit auch ein viertes Mal. Die GOP 08642 beinhaltet die Aufbereitung und Untersuchung des entnommenen Ovarialgewebes (1.210 Punkte, 139,05 Euro). Die GOP 08643 ist gedacht für Aufbereitung und Einfrieren des Gewebes (1.234 Punkte, 141,81 Euro). Die GOP 08649 kann angesetzt werden für Auftauen und Aufbereiten des Ovarialgewebes zur Wiederherstellung der Empfängnisfähigkeit (876 Punkte, 100,67 Euro). Die GOP 08649 darf nur aufgeschrieben werden, wenn im selben Krankheitsfall auch eine reproduktionsmedizinische Beratung nach GOP 08622 erbracht wurde. EBM-Ziffer zur Bescheinigung einer Begleitperson bei Klinikaufenthalt. Die ärztliche Bescheinigung, dass eine behinderte Person während eines Krankenhausaufenthaltes eine Begleitung benötigt, kann auch auf Vorrat ausgestellt werden. Dazu gibt es nun eine eigene Abrechnungsziffer. Der EBM-Abschnitt 1.6 („Schriftliche Mitteilungen, Gutachten, Telekonsilien“) wird um die GOP 01615 ergänzt. Die Ziffer darf einmal im Krankheitsfall berechnet werden und bringt 30 Punkte (3,45 Euro), die zunächst für die Dauer zweier Jahre extrabudgetär ausgezahlt werden. Hintergrund: Der Gemeinsame Bundesausschuss hatte im August vergangenen Jahres die Krankenhausbegleitungs-Richtlinie verabschiedet (in Kraft getreten im November 2022). Danach können sich Menschen mit Behinderung bei einer Klinikbehandlung zulasten der gesetzlichen Krankenkassen von jemandem begleiten lassen, sofern das aus medizinischen Gründen erforderlich ist. Diese Notwendigkeit kann entweder im Zuge der Verordnung stationärer Behandlung auf Muster 2 ärztlich bescheinigt werden. In diesem Fall ist die Bescheinigung durch die Versichertenpauschale bereits abgegolten. Oder die BegleitNotwendigkeit kann formlos für bis zu zwei Jahre auf Vorrat attestiert werden, um für ungeplante stationäre Behandlungen gewappnet zu sein. Für diesen Fall ist die neue GOP 01615 vorgesehen.Mit dem Beschluss wird die GOP 01615 zugleich in den Ziffernkranz der Kostenpauschale 40142 („Abfassung in freier Form“) aufgenommen – aber mit dem einschränkenden Hinweis, dass die Kostenpauschale „im Zusammenhang mit der Gebührenordnungsposition 01615 insgesamt nur für eine Seite berechnungsfähig“ ist. Heißt: Die Vorab-Bescheinigung der erforderlichen Klinik-Begleitung bringt einmal im Krankheitsfall in Summe 4,95 Euro. (Mitarbeit reh) Quelle: Ärzte Zeitung

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