Hintergrund
Die Umstellung von der Paarsituation hin zur Familienkonstellation ist mit vielfältigen und umfangreichen Veränderungen verbunden. Diese Veränderungen lassen sich in verschiedene Phasen einteilen. Von der Antizipation und Vorbereitungsphase über die Geburt, die Wochenbettphase mit der dann anschließenden Herausforderungs- und Umstellungsphase und schließlich der Gewöhnungsphase, um ein Modell zu nennen [
20].
Der Transitionsprozess von der Paarkonstellation hin zur Familienphase wird von vielen Paaren als schwierig erlebt. So werden häufig ein Anstieg an Distress berichtet [
37], weniger positive Interaktionen des Paares [
11], eine Reduktion der Kommunikationsfähigkeit unter Stress [
4] sowie steigende traditionelle Rollenverteilung postpartal mit Beziehungskonflikten aufgrund der Rollenverschiebung [
3]. Das Thema Schlaf spielt in diesem Zusammenhang natürlich eine wichtige Rolle, denn der Schlaf-Wach-Rhythmus des Babys ist anders als der eines Erwachsenen. Dies führt – meist bei Frauen – zu einem großen Veränderungsprozess und einem Schlafmangel mit Symptomen einer Schlafstörung. Drei Monate nach der Geburt scheint dies einen Peak zu erreichen [
24]. Auch die nächtliche Wachzeit der Mütter ist bedeutsam und trägt zum Schlafmangel bei, dies gilt laut einigen Studienergebnissen wohl vor allem für Erstgebärende [
30,
61]. Stillende Mütter haben eine höhere Gesamtschlafzeit, wenn das Baby nah bei ihnen schläft (Co-Sleeping), im Vergleich zu Müttern, die mit Flaschen füttern [
43]. Auswertungen der KiGGS-Studie zeigten, dass junge Erwachsene (insbesondere Frauen), die mit Kindern in einem Haushalt leben, mehr als doppelt so häufig Ein- und Durchschlafschwierigkeiten angaben (35,2 %) als Personen aus kinderlosen Haushalten (17,9 %) [
27]. Frauen schlafen besser, wenn die Männer nach der Geburt des Kindes auf die Bedürfnisse der Frau achten und auf diese eingehen [
53].
Auch heute noch befassen sich die meisten Studien mit den Schlafproblemen von Schwangeren beziehungsweise Müttern und nur wenige Arbeiten inkludieren auch den Schlaf von Vätern [
13,
18]. Diese Studienergebnisse zeigten jedoch, dass sich die nächtliche Gesamtschlafzeit bei Männern von prä- nach postpartal im Vergleich zu den Frauen nur geringfügig reduziert (ca. 16 min) [
13]. Dennoch ist zu berücksichtigen, dass heute Väter oftmals ihre Rolle anders als früher verstehen und auch leben. Der Väterreport beispielsweise ergab, dass mit dem Beginn des Erziehungsgelds (ab 2003) die Anzahl der Väter, die Erziehungsurlaub in Anspruch nehmen, kontinuierlich anstieg und jeder dritte Vater heutzutage Erziehungsurlaub nimmt [
26]. Wir können daher davon ausgehen, dass auch Väter in dieser Phase in die Erziehung, Pflege und Betreuung des Kindes involviert sind und daher auch Veränderungen ihrer Schlafqualität erfahren, wie erste Ergebnisse zeigen [
8]. Positiv ist, dass ein höheres väterliches Engagement bei der nächtlichen Versorgung des Kindes mit schnellerem Durchschlafen des Kindes in Verbindung steht [
2].
In den ersten Lebenswochen ist ein Tag-Nacht-Rhythmus beim Säugling noch nicht etabliert, die Schlafphasen sind gleichmäßig über 24 h verteilt und richten sich nach Hunger und Sättigung. Vollgestillte Säuglinge sind dabei durchaus nach 1 bis 3 h wieder wach und wollen angelegt werden. Gestillte Säuglinge haben den Vorteil, dass sie abends und nachts mit der Muttermilch eine natürlich angepasste „Chrononutrition“ mit optimaler Melatoninzufuhr erhalten, denn die Muttermilch enthält nachts mehr Melatonin als tagsüber [
22,
38,
39]. Ab dem Alter von ca. 2 Monaten etabliert sich zunehmend ein Rhythmus, sodass im Alter von 3–4 Monaten Säuglinge tagsüber länger wach sind als nachts [
47]. Bereits ab dem zarten Alter von 3 bis 4 Wochen ist zu sehen, dass sich der Rhythmus von Säugling und Mutter angleicht [
35,
55]. Im Alter von 3–5 Monaten schlafen Säuglinge dann etwa zu 70 % anteilig in der Nacht [
48]. Für die Entwicklung des Rhythmus spielen Fütterzeiten, Licht und soziale Rhythmusgeber eine wichtige Rolle. Interessanterweise scheint auch der Chronotyp der Mutter Einfluss auf den Schlafrhythmus der Säuglinge zu nehmen. Babys von Abendtyp-Müttern schlafen beispielsweise abends später ein und haben insgesamt mehr Schlafprobleme im Vergleich zu Kindern von Morgentyp-Müttern [
33]. Säuglinge, die früh eine gute Schlafkonsolidierung erreicht haben, zeigen auch eine bessere Interaktion mit ihren Müttern. Der soziale Rhythmus folgt also dem biologischen Rhythmus [
15]. Eltern können bei Kleinkindern Einfluss auf diese sogenannte Schlafkonsolidierung nehmen, indem sie beispielsweise den Mittagsschlaf nicht zu lange (d. h. mehr als 2 h) und zu spät (d. h. weniger als 4 h vor dem Nachtschlaf) stattfinden lassen [
34].
Da gerade im frühen Alter die Kinder häufig nachts wach werden und Schwierigkeiten haben, wieder einzuschlafen, ist oftmals elterliche Hilfe oder Unterstützung beim (Wieder‑)Einschlafen gefragt [
7,
49]. Diese kann mehr oder weniger umfangreich sein, die damit einhergehende elterliche nächtliche Wachzeit fällt entsprechend lang aus. Hilfe von Eltern wird oftmals erst dann angefragt, wenn das Schlafproblem besonders ausgeprägt ist [
65]. Dennoch ist auch das andauernde Schlafdefizit der Eltern eine Quelle von Tagesbeeinträchtigungen und sollte entsprechend bei der Beratung/Behandlung berücksichtigt werden.
Sowohl für Kinder als auch für ihre Eltern sind die Auswirkungen von Schlafdefiziten umfassend und beeinträchtigen die Entwicklung des Kindes sowie die Gesundheit der Eltern in erheblichem Ausmaß. Hierbei ist zu beachten, dass verschiedene Aspekte sowohl als Einflussfaktoren als auch als Auswirkungen genannt werden. Insbesondere bei psychischen und verhaltensbezogenen Symptomen von Kindern und Jugendlichen wird häufig ein bidirektionaler Zusammenhang beschrieben [
5,
19]. Diese Wechselwirkung kann dazu führen, dass Auswirkungen von Schlafdefiziten Einflussfaktoren für weitere schlafbezogene Problematiken darstellen können und umgekehrt.
Die Auswirkungen problematischen, gestörten bzw. nicht erholsamen Schlafs lassen sich sowohl für Kinder als auch für Erwachsene in vier übergeordnete Bereiche einordnen [
5,
9].
-
Physisch-somatische Auswirkungen
-
Verhaltensbezogen-soziale Auswirkungen
-
Psychisch-emotionale Auswirkungen
-
Kognitive Auswirkungen
Auswirkungen bei Säuglingen und Kindern
In den Bereich der physisch-somatischen Auswirkungen bei Kindern fallen insbesondere zahlreiche Erkenntnisse mit Zusammenhängen von Schlaf und Körpergewicht auf. So konnte ein inverser Zusammenhang zwischen Schlafdauer und BMI-Werten (Body-Mass-Index) gezeigt werden [
14,
64]. Für Kinder und Jugendliche scheint bei verkürzter Schlafdauer eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Übergewicht und Adipositas über alle Altersklassen hinweg zu bestehen [
29]. Zudem mehren sich Hinweise auf Assoziationen verschiedener Schlafcharakteristika mit weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren wie erhöhten Blutfettspiegeln, Entzündungsmarkern und erhöhtem Blutdruck [
31,
44,
54]. Neben diesen messbaren medizinischen Parametern scheinen Kinder mit Schlafstörungen vermehrt somatische Beschwerden (wie Kopf- oder Bauchschmerzen) zu äußern [
62]. Doch auch Säuglingskoliken werden inzwischen mit unzureichend ausgereiften chronobiologischen Rhythmen assoziiert [
57].
Neben Übergewicht sind verschiedene Aspekte problematischen Schlafs zudem mit Verhaltensmerkmalen verbunden. Auch wenn von vielen unklaren Mediatoren auszugehen ist, scheint ein Zusammenhang von kurzer Schlafdauer und Insulinresistenz, Bewegungsmangel sowie ungesunder Ernährung bzw. vermehrter Nahrungsaufnahme zu bestehen [
10,
16]. Weiterhin gibt es Hinweise auf Auswirkungen des Schlafs in der Kindheit und Adoleszenz auf verhaltensbezogene Risiken wie Risikobereitschaft (z. B. Alkohol- und Drogenmissbrauch) mit erhöhtem Unfallrisiko [
63]. Darüber hinaus konnten Touchette et al. [
56] im Rahmen einer 18-jährigen Follow-up-Studie zeigen, dass schlechtere Schlafqualität bei Kindern im Alter von 10 Jahren mit einer späteren höheren Prävalenz für externalisierende Verhaltensstörungen assoziiert waren. Doch nicht nur für externalisierende Störungen (z. B. ADHS, Aggressivität, Impulsivität), sondern auch für internalisierende Störungen (z. B. Ängstlichkeit, Traurigkeit) zeigt sich ein recht stabiler Zusammenhang mit Schlaf [
5].
Bezüglich kognitiver Auswirkungen wird für Kinder und Jugendliche auf Zusammenhänge problematischen Schlafs mit schlechteren Schulnoten bzw. geringeren schulischen Leistungen hingewiesen [
5,
12]. Es wird aber auch von Assoziationen des Schlafs zur allgemeinen kognitiven Leistungsfähigkeit [
42,
62] und zu gemessenen Intelligenzquotienten [
62] berichtet.
Für Erwachsene ist der Zusammenhang zwischen Schlafproblemen und psychisch-emotionalen Belastungen gut untersucht und wird zunehmend auch für Kinder thematisiert [
21]. Mit Schlafschwierigkeiten verbundene psychisch-emotionale Aspekte reichen von Angst über psychosoziale Belastungen [
19], Erschöpfungsempfinden [
40], geringes Selbstwertgefühl [
17] und depressive Symptome [
27] bis hin zu voll ausgeprägten Depressionen (mit Suizidrisiko) [
52,
63]. Nach Gregory und Sadeh [
21] sind Schlafprobleme ein verstecktes Risiko für diverse Pathologien auf psychischer Ebene, welche neben den benannten auch bipolare Störungen und Schizophrenie oder neurologische Entwicklungsstörungen einschließen.
Auswirkungen bei Eltern
Erwachsene mit Schlafmangel zeigen oftmals eine hohe Risikoneigung und Fehleinschätzung von Situationen, fühlen sich viel belasteter, können ihre Emotionen weniger kontrollieren [
6,
41], sind eher depressiv, ängstlich und neigen dazu, Fehler zu machen [
23,
36], oder sie sind aggressiv [
59]. Bezüglich des Erziehungsverhaltens zeigte sich in unterschiedlichen Studien, dass Eltern mit Schlafdefizit oder Schlafproblemen sich belasteter bzw. überforderter fühlen, weniger adaptive Copingstrategien zur Verfügung haben und ein geringeres Selbstwirksamkeitserleben empfinden [
6]. Des Weiteren – und äußerst relevant für die kindliche Gesundheit – gilt eine ausgeprägte elterliche Belastung im Sinne eines Burn-outs als großer Risikofaktor für Kindeswohlgefährdung [
32].
Ziel dieser Arbeit ist es, Fachkräften rund um den Kinderschlaf Empfehlungen an die Hand zu geben, um Eltern angemessen und unterstützend beraten zu können. Die Tipps sollten altersorientiert und problemorientiert bzw. lösungsorientiert sein.
Methodik
Die Autorengruppe ist ein interdisziplinäres Team aus Pädiater*Innen, Schlaf‑, Gesundheits‑, Psychiatrieexpert*innen- sowie Expert*innen in Klinischer Psychologie und Schlaftherapie. Daten- und forschungsbasierte Arbeiten sowie klinische Erfahrungen bildeten die Grundlage für die nachfolgende Sammlung an Ratschlägen und Verhaltensempfehlungen. Sowohl der theoretische Hintergrund als auch die nachfolgenden Empfehlungen wurden von der Gruppe gemeinsam verfasst, wobei die Erstautorin eine leitende Rolle innehatte. Der jeweiligen Spezialisierung folgend wurden sowohl Textabschnitte als auch die Vorschläge für Empfehlungen von den unterschiedlichen Personen formuliert und dann in der Gruppe, basierend auf einem ersten Konsensusverfahren, diskutiert und angenommen oder verworfen. Die Gesamtentwicklung der vorliegenden Empfehlungen wurde insgesamt in 5 Schritten finalisiert. Während dieser Schaffens- und Überarbeitungsphasen gab es zwei Konsensusverfahren und drei Runden der schrittweisen Überarbeitung. Diese schrittweise Überarbeitung erfolgte in einem kollaborativen Schreibprozess, welcher nicht synchron verlief, sondern durch aufbauende Kommentierung, nachvollziehbare Überarbeitung und aufeinanderfolgende Weiterleitung eines jeweiligen Ausgangsdokuments. Die finale Fassung (5. Schritt) wurde wiederum durch jedes einzelne Mitglied der Autor*innengruppe geprüft.
Ergebnisse
Basierend auf oben genannten Quellen und Expertisen werden nachfolgend unterschiedliche Tipps hinsichtlich der Gestaltung des Tagesablaufs sowie des abendlichen und nächtlichen Ablaufs gegeben. Die Tipps können so an die Eltern weitergereicht werden oder als Grundlage für Beratungen oder Selbsthilfemaßnahmen dienen. Die Empfehlungen sind folgendermaßen gegliedert: Tipps für den betroffenen Elternteil selbst, für Partnerschaft und Familie, für die Arbeit, sowie abschließend Ergänzungen hinsichtlich weiterer Vorgehensweisen, wenn diese Tipps nicht ausreichen.
Sollten Sie bei Ihrem Kind den Verdacht auf eine Schlafstörung haben, gehen Sie zum Kinderarzt/zur Kinderärztin. In der Sprechstunde kann durch das Gespräch und mit der klinisch-neurologischen Untersuchung rasch geklärt werden, ob Hinweise für eine körperlich bedingte Schlafstörung vorliegen oder ob es andere Gründe für die Schlafstörung gibt. Sollte keine organisch bedingte Ursache vorliegen, suchen Sie sich Unterstützung und Beratung bei den Ansprechpartnern der „Frühen Hilfen“.
Viele Eltern überlegen gegenwärtig, ob sie Melatonin geben sollen, wenn das Kind nicht entsprechend schläft. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass Melatonin ein körpereigenes Hormon ist, an dessen ärztliche Verordnung erst gedacht wird, wenn bestimmte und vom Facharzt/der Fachärztin abgeklärte Schlafstörungen vorliegen und wenn Hinweise zur Schlafhygiene sowie psychotherapeutische Interventionen keine ausreichende Wirkung gezeigt haben [
39].
Falls Ihr Kind nachts schnarcht oder stark schwitzt, sollte das pädiatrisch und falls erforderlich zusätzlich HNO-ärztlich abgeklärt werden. Bei Kindern jenseits der Säuglingszeit sind vergrößerte Adenoide und Rachenmandeln ursächlich, jedoch ist nicht immer ein operativer Eingriff an der Rachenmandel erforderlich, denn die zeitlich begrenzte Gabe eines ärztlich verordneten Kortikoidsprays kann auch zur Rückbildung der vergrößerten Rachenmandel beitragen [
58].
Auch ein Kind mit Verdacht auf ADHS und dabei oft anzutreffenden Schlafstörungen sollte kinderärztlich untersucht werden (inkl. Blutbild und Eisenspiegel) [
28].
Diskussion
In dieser Publikation wurden 33 Empfehlungen eines interdisziplinären Teams für müde Eltern von Kindern gegeben. Die Tipps lassen sich je nach Alter und familiärer Situation anpassen (z. B. zum Abendritual statt Einschlafmusik auch Gute-Nacht-Geschichten, bei der täglichen Aktivität statt Krabbeln die Sportgruppe). Damit wird eine basale Leistung hinsichtlich der Forderung einer gestuften Versorgungsstruktur erfüllt, wie sie die Europäische Akademie für Kognitive Behaviorale Therapie für Insomnie mit ihrem Stepped-Care Model fordert [
1]. Dementsprechend basieren die hier aufgeführten Vorschläge auf publizierter Fachliteratur, interdisziplinärem Diskurs sowie jahrzehntelanger praktischer Erfahrung und Expertise. Fachleute (Pädiater*innen, Mitarbeitende von Beratungsstellen, sozial-pädiatrischen Zentren oder Ambulanzen sowie andere Fachpersonen) können diese Tipps an die Eltern ausgeben oder als Grundlage für eine Schlafberatung nutzen. Auch als Selbsthilfe sind diese Tipps im Sinne einer gestuften Versorgungsstruktur geeignet [
1], um somit sowohl gesunden Schlaf bei Familien zu fördern als auch präventiv einer Schlafproblematik vorzubeugen. Hinsichtlich eines gestuften Vorgehens können oben genannte Empfehlungen vor einer ersten Schlafberatung ausgegeben werden, sodass nachfolgend auf deren Basis besser beraten werden kann. Zudem erhalten die Eltern hierdurch konkrete Tipps, die sie recht zügig umsetzen können. Den Bedarf an derartigen Tipps zeigen Erkenntnisse, dass Eltern oft erst spät fachliche Hilfe aufsuchen [
65], gleichwohl aber häufig online nach Gesundheitsinformationen gesucht wird [
25] und das Thema Schlaf sowohl bei der Suche nach Gesundheitsinformationen [
60] als auch bei digitalen Unterstützungsangeboten wie Apps insbesondere für junge Erwachsene relevant zu sein scheint [
46] Kritisch zu beobachten ist, dass Schlaf-Apps für Erwachsene mehr und mehr im Kommen sind und auch genutzt werden, während solcherlei Apps für Eltern von jungen Kindern noch rar sind und oftmals auch einen fundierten schlafexpertisebezogenen Hintergrund missen lassen [
51]. Basierend auf den hier in diesem Beitrag genannten Empfehlungen können dann auch gezielt weitere Hilfsmaßnahmen initiiert werden beziehungsweise auftretende Schwierigkeiten als Ansatzpunkt für eine gezielte Beratung/Behandlung dienen. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen sollte möglichst protokolliert und damit auch die Basis für weitere Behandlungsschritte (falls nötig) geschaffen werden. Insgesamt lassen sich mit solcherart basierter Schlafberatung bereits innerhalb einer Stunde wirksame Verbesserungen erzielen [
45]. In einer früheren Studie zeigte sich, dass Eltern von Kindern mit Schlafproblemen dazu neigen, mehr körperliche Strategien zur Beruhigung einzusetzen, und sich scheuen, die Autonomie des Kindes zu stärken [
50]. Das Vertrauen in die Wirksamkeit solcher das Kind stärkenden Strategien scheint somit ein wesentlicher Faktor auch bei der Schlafberatung bzw. -therapie zu sein. Zuvor jedoch ist eine ausführliche Diagnostik notwendig, damit gegebenenfalls körperliche Ursachen ausgeschlossen werden können, wie oben bereits beschrieben wurde. Auch das Stepped-Care Modell von Baglioni und Kolleg*innen betont dies [
1].
Fazit
Die hier vorliegenden Tipps können als Erste-Hilfe-Maßnahmen und Empfehlungen für Eltern dienen. Der Fokus liegt vor allem auf den Eltern und deren Handlungsspielraum. Wichtig dabei ist, zu betonen, dass nicht alle Tipps bei jedem Elternteil gleich gut helfen und vielleicht manche Hinweise sogar unpassend erscheinen. Die Eltern sollten sich davon nicht irritieren lassen, sondern die Tipps ausprobieren, die ihnen zusagen, und dann bei dem bleiben, was persönlich geholfen hat. Wie oben bereits betont, können diese natürlich auf die persönlichen Anforderungen oder Umstände angepasst werden oder dienen als Anregung, neue Maßnahmen zu erfinden. In der weiteren Behandlung kann darauf aufgebaut werden im Sinne es Stepped-Care Modells und somit ein gestuftes Vorgehen ermöglicht werden.
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